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Alumni-Arbeit in New York

18. Dezember 2010

Die Universität Heidelberg hat ein Büro mitten in Manhattan eröffnet: als Anlaufstelle für Studierende und Wissenschaftler in den USA – aber auch für Heidelberger Alumni.

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Skyline von Manhattan (Foto: Anne Allmeling)
27 deutsche Hochschulen sind in New York vertreten.Bild: Anne Allmeling

Pkws, Lastwagen, Taxis – unentwegt schieben sich Fahrzeuge über die 1st Avenue. Menschentrauben drängeln sich über den Platz der Vereinten Nationen, Wolkenkratzer ragen in den Himmel. Mittendrin: das Deutsche Haus. Mit seinen gerade einmal 23 Stockwerken gehört es zu den eher unspektakulären Gebäuden in New York. Der deutsche Botschafter bei den Vereinten Nationen hat hier seinen Sitz. Seit gut einem Jahr arbeitet auch Irmintraud Jost im Deutschen Haus. Sie leitet das Büro der Universität Heidelberg in New York und kümmert sich vor allem um die Alumni – um Studenten also, die in Heidelberg studiert haben und jetzt in den USA leben: Amerikaner, Deutsche, aber auch Wissenschaftler aus Indien, China oder Russland. "Jeder ehemalige Student aus Heidelberg, der enthusiastisch in den USA von seiner Erfahrung in Heidelberg berichtet, ist im Prinzip ein Botschafter des guten Willens für die Universität Heidelberg", sagt Irmintraud Jost.

Kontakt zur Alma Mater

Brainstorming im Deutschen Haus: Irmintraud Jost und Sebastian Stolzenberg (Foto: Anne Allmeling
Brainstorming: Irmintraud Jost und Sebastian StolzenbergBild: Anne Allmeling

Die Universität Heidelberg will dieses Potenzial nutzen und mit den ehemaligen Studenten in Verbindung bleiben. Denn die Alumni können dabei helfen, Kontakte zu amerikanischen Wissenschaftlern zu knüpfen oder Kooperationen mit Hochschulen in den USA zu unterstützen. Irmintraud Jost hat deshalb einen Alumni-Verein gegründet. Innerhalb eines Jahres ist es ihr gelungen, mehr als 100 Mitglieder für den Verein zu gewinnen. 50 Dollar kostet die Mitgliedschaft pro Jahr.

Deutsche Alumni sind die Ausnahme

Sebastian Stolzenberg ist eines der Vereinsmitglieder. Er schreibt seine Doktorarbeit in New York, will aber trotzdem mit seiner Heimat-Uni in Verbindung bleiben. Für den Alumni-Club hat er die Homepage gestaltet, auch sonst engagiert er sich gerne für den Verein. Als Deutscher ist er dort eher eine Ausnahme – aber der Wunsch, den Kontakt nach Heidelberg zu halten, verbindet ihn mit den Amerikanern. Vor kurzem hat er an einem Ausflug nach Long Island teilgenommen zu zwei amerikanischen Vereinsmitgliedern, die in Heidelberg studiert haben. "Das sind Events, bei denen man gemeinsame Erfahrungen aus Heidelberg austauschen kann", erzählt Sebastian Stolzenberg. "Da kann man dann auch Networking für New York betreiben und gemeinsame Pläne schmieden: Was gibt es noch zu tun? Welche Ziele setzen wir für den Alumni-Verein?"

Fundraising für die Universität

Sebastian Fohrbeck von der DAAD-Außenstelle New York(Foto: Anne Allmeling)
Sebastian FohrbeckBild: Anne Allmeling

Nicht nur in New York treffen sich die Alumni. Auch in anderen nordamerikanischen Städten gibt es mittlerweile Ehemaligen-Gruppen. Die Universität Heidelberg hofft, von ihren Absolventen langfristig nicht nur ideelle Unterstützung, sondern auch Spenden zu bekommen. Ein Konzept, das auch andere Hochschulbüros verfolgen: 27 deutsche Universitäten und Fachhochschulen sind mittlerweile in New York vertreten – Tendenz steigend. Sebastian Fohrbeck hat jedoch beobachtet, dass das Fundraising ernüchternd sein kann. Er leitet die Außenstelle New York des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und weiß, dass einige Hochschulen ihr Engagement in den USA mittlerweile deutlich reduziert haben: "Am Anfang gab es sehr überhöhte Vorstellungen davon, was man mit Alumni-Arbeit in den USA erreichen kann", erzählt Sebastian Fohrbeck. Viele orientierten sich am Stiftungsvermögen von Harvard, das 35 Milliarden umfasst und von den Alumni kommt. Dem wollte man nacheifern. Doch mit dieser Einstellung hätten einige Hochschulen die Alumni-Arbeit unterschätzt, sagt Fohrbeck. "Da hat man dann vergessen, dass das zwei völlig verschiedene Systeme sind mit ganz unterschiedlichen Traditionen und einer unterschiedlichen Steuergesetzgebung."

Wettstreit um die besten Köpfe

Im Deutschen Haus in Manhattan befindet sich auch das Büro der Universität Heidelberg (Foto: Anne Allmeling)
Das Deutsche Haus, Sitz des Büros der Uni HeidelbergBild: Anne Allmeling

In Sachen Spenden macht sich Irmintraud Jost keine übertriebenen Hoffnungen. Sie setzt darauf, dass die Alumni als Botschafter der Universität Heidelberg fungieren – oder als Wissenschaftler mit internationaler Erfahrung wieder nach Heidelberg zurückkehren. "Wissenschaft ist nun mal global und international", sagt Irmintraud Jost. "Die wichtigen Fragen der Wissenschaft lassen sich nur im internationalen Zusammenhang lösen, und das weiß die Universität auch."

Um Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler nach Heidelberg zu holen macht Irmintraud Jost zum Beispiel bei Messen mit gezielten Informationen und Hinweisen etwa über freie Stellen auf die Universität aufmerksam. Der Deutsche Akademische Austauschdienst kann ein solches Marketing nicht leisten, denn er ist ein Verein aller deutscher Hochschulen. Das eigene Büro in New York kostet die Universität Heidelberg 100.000 Euro pro Jahr. Eine Investition, die sie in Kauf nimmt: Im internationalen Wettstreit um die besten Nachwuchswissenschaftler und um Spenden will sich die Uni Heidelberg nicht abhängen lassen.

Autorin: Anne Allmeling
Redaktion: Gaby Reucher