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Alte Kämpfer und alte Probleme

Andreas Sten-Ziemons25. Januar 2016

Die Bundesliga ist in die Rückrunde gestartet. Nicht alle Klubs konnten das in der Winterpause erarbeitete auch direkt erfolgreich umsetzen. Andreas Sten-Ziemons zieht die Lehren des 18. Spieltags.

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Schalke gegen Werder Bremen, Clemens fritz klatscht (Foto: picture-alliance/nordphoto/Kurth)
In seinem 300. Bundesligaspiel zeigte Werder-Kapitän Clemens Fritz eine herausragende LeistungBild: picture-alliance/nordphoto/Kurth

Der erste Spieltag nach der Winterpause hatte einiges zu bieten. Eklatante Abschlussschwächen, entfesselte Torjäger, mehrere gedrehte Spiele und zwei siegreiche Meisterschaftsanwärter, die beide recht souverän die nächsten drei Punkte eingefahren haben. Drei Erkenntnisse bleiben dabei nach dem 18. Spieltag hängen:

Erkenntnis eins: Auf die Einstellung kommt es an

Wer hätte gedacht, dass Werder Bremen so gut aus den Startlöchern kommt und einen 0:1-Rückstand gegen die qualitativ überlegenen Schalker noch in einen 3:1-Erfolg verwandelt? Zugegeben: Hätten die Schalker auch nur einen Bruchteil ihrer hochkarätigen Chancen genutzt, das Spiel wäre anders ausgegangen. Aber hätte, hätte, Fahrradkette… Königsblau hatte nicht genug Zielwasser getrunken, also nutzten die Bremer das aus und überzeugten dabei mit Kampf und Einsatz. Besonders hervorzuheben: Werder-Kapitän Clemens Fritz. Der 35-Jährige rannte 90 Minuten lang den Platz hoch und runter und zeigte in den entscheidenden Zweikämpfen jeweils das Quäntchen mehr Willen. Fritz schoss das 1:1 selbst und bereitete die anderen beiden Treffer vor. Einsatz schlägt Qualität. Ob es möglicherweise daran lag, dass die Partie am Sonntag die erste für Fritz nach seiner Rücktrittserklärung zum Saisonende war?

Erkenntnis zwei: Erfahrung schützt vor Abstieg nicht

Mit Hannover 96 und der TSG 1899 Hoffenheim haben zwei Abstiegskandidaten eine kleine Lücke auf den Rest des Tabellenkellers reißen lassen. Beide liegen nun vier Zähler hinter dem Relegationsplatz. Zufälligerweise tragen bei den beiden Klubs mit Thomas Schaaf und Huub Stevens zwei Trainer die Verantwortung, die zu den erfahrensten ihrer Zunft gehören. Beide sind in ihrem Trainerleben noch nie abgestiegen - wohl mit ein Grund, warum die Verantwortlichen bei 96 und der TSG auf Schaaf und Stevens setzten.

Hoffenheim gegen Leverkusen, Trainer Huub Stevens gestikuliert an der Seitenlinie (Foto: picture-alliance/nordphoto/Bratic)
Was ist da los? Die TSG Hoffenheim wartet auf den zweiten Sieg unter Trainer Huub StevensBild: picture-alliance/nordphoto/Bratic

Allerdings: Erfolg hat das bislang nicht gebracht. Bei Schaafs Debüt gingen die Hannoveraner zwar früh in Führung, dann aber, als Gegner Darmstadt den Druck erhöhte, fielen sie wieder in alte Muster aus der Hinrunde zurück und verloren das Spiel. Auch Hoffenheim brachte seinen Vorsprung gegen Leverkusen nicht über die Zeit - wie schon im Hinspiel und den anderen Hinrunden-Partien gegen die Bayern, gegen Mainz, gegen Dortmund, gegen Stuttgart und gegen Gladbach. Ob Schaaf und Stevens die Wende schaffen? Höchstwahrscheinlich muss doch am Ende der Saison zumindest einer der beiden "Unabsteigbaren" runter.

Erkenntnis drei: Es hat sich nichts geändert

Bei einigen Klubs - unter anderem bei der Werkself aus Leverkusen - fragt man sich derweil, woran eigentlich während der Winterpause gearbeitet wurde. In der Hinrunde vergaben die Leverkusener reihenweise hochkarätige Chancen und gewannen ihre Spiele nicht, weil sie gleichzeitig bei Standardsituationen zu viele einfache Gegentore kassierten. Eine Winterpause später versemmelte die Bayer-Elf in Hoffenheim in der ersten Halbzeit zahlreiche Möglichkeiten, um dann kurz vor der Pause nach einem Eckstoß aus heiterem Himmel das überraschende 0:1 einzufangen. Mit Mühe und Not reichte es am Ende trotz großer Überlegenheit noch zum 1:1-Unentschieden. "Ich hoffe, unsere Probleme im Abschluss werden nicht zur unendlichen Geschichte", äußerte Bayer-Trainer Roger Schmidt anschließend. Aber da besteht eigentlich wenig Gefahr - schließlich sind sie es längst.

Hoffenheim gegen Leverkusen, Stefan Kießling rauft sich die Haare (Foto: picture-alliance/Eibner-Pressefoto/Weber)
Schon wieder daneben: Stefan Kießling und Co. vergaben gegen Hoffenheim zahlreiche ChancenBild: picture-alliance/Eibner-Pressefoto/Weber

Ähnliche Schwierigkeiten wie die Leverkusener zeigte der VfL Wolfsburg, der gegen Eintracht Frankfurt die x-te unnötige Niederlage der Saison kassierte. Ebenfalls zum x-ten Mal mussten Trainer und Sportdirektor anschließend in die Mikrofone erzählen, dass man ein solches Spiel natürlich nie und nimmer verlieren dürfe und jetzt schleunigst seine Lehren aus dem Gezeigten ziehen müsse. Ja, wenn man tatsächlich wieder in der Champions League mitspielen möchte, muss man das wohl...

Und die Bayern?

Die Bayern funktionieren wie eh und je. Auch nach schwächeren Spielen gibt es am Ende drei Punkte. Diesmal hieß der Gegner HSV. Er brachte die Münchener zwar ein wenig in Bedrängnis, richtig gefährlich war es für den Rekordmeister aber nie - wie immer. Nach wie vor beträgt der Vorsprung auf Borussia Dortmund acht Punkte. Dennoch beklagen die Bayern nun die schwere Muskel- und Sehnenverletzung Jerome Boatengs. Für Boateng ist sie definitiv bitter, für die Champions-League-Ambitionen von Pep Guardiola und Co. mag sie Gift sein, der (nicht vorhandenen) Spannung im Meisterschaftsrennen kann sie dagegen nur gut tun.