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Menschenrechtler kritisieren türkische Armee

19. Juni 2016

Türkische Grenztruppen haben nach einem Bericht der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens acht Flüchtlinge aus Syrien erschossen. Auch vier Kinder und zwei Frauen sollen unter den Toten sein.

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Türkei Kilis Frau an syrisch-türkischer Grenze
Bild: picture alliance/Pacific Press/Donna Bozzi

Die Großfamilie habe versucht, vom Grenzort Chirbet al-Dschus im Nordwesten Syriens in die Türkei zu gelangen, erklärte die in Großbritannien ansässige Organisation. Seit Anfang des Jahres seien fast 60 Zivilisten auf der Flucht aus Syrien von türkischen Grenzwächtern erschossen worden.

Die türkische Armee wies die Darstellung zurück. Es habe in der Nacht einen Versuch gegeben, die Grenze illegal zu überqueren. "Es wurden aber keine Schüsse direkt auf Menschen abgefeuert." Es habe lediglich Warnschüsse Richtung einer Gruppe von sieben oder acht Personen gegeben. Diese habe sich dann in die Wälder zurückgezogen.

Auch Human Rights Watch spricht von Gewalt

Ähnlich wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die der syrischen Opposition nahesteht, wirft auch Human Rights Watch (HRW) den türkischen Grenzsoldaten vor, sie würden brutal gegen Flüchtlinge vorgehen. In einem im Mai vorgelegten Bericht heißt es, syrische Flüchtlinge hindere man mit Waffengewalt an der Einreise in die Türkei. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bestreitet das, und die türkische Armee beharrt darauf, lediglich auf bewaffnete Schmuggler, nicht aber auf wehrlose Zivilisten zu schießen.

Sicher ist: Die Türkei unterstützt Kämpfer, die Syriens Machthaber Baschar al-Assad stürzen wollen. Auch deshalb ist das Land am Bosporus für viele Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien ein Ziel. Die Grenzen sind für Flüchtlinge aber mittlerweile geschlossen.

Fast drei Millionen Flüchtlinge

Etwa 2,7 Millionen registrierte syrische Schutzsuchende halten sich bereits in der Türkei auf, etwa 280.000 leben in Camps. In türkischen Grenzorten sind mehrfach Raketen aus syrischen Gebieten eingeschlagen, die von der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kontrolliert werden.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden in Syrien seit Beginn des Gewaltkonflikts im März 2011 mehr als 280.000 Menschen getötet. Millionen Syrer sind wegen der Gewalt auf der Flucht.

haz/sti (afp, rtr)