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Aiman Mazyek - selbstbewusst an die Spitze

21. September 2010

Aiman Mazyek ist neuer Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Der selbstständige Medienberater engagiert sich aber auch noch in anderen Bereichen wie der Hilfsorganisation "Grünhelme" oder in der FDP.

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Aiman Mazyek (Foto: dpa)
Aiman MazyekBild: dpa

Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) ist in der deutschen Öffentlichkeit kein Unbekannter: Erst vor ein paar Tagen verlangte Aiman Mazyek, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts wachsender Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft hinter die Muslime in Deutschland stellen solle. Anlass waren die umstrittenen Thesen von Thilo Sarrazin. Das Bundesbank-Vorstandsmitglied hatte unter anderem in seinem Buch vor einer angeblichen Überfremdung Deutschlands durch muslimische Einwanderer gewarnt.

Mazyek ist hauptberuflich selbständiger Medienberater und betreibt die Medienagentur Yunay, die Online-Konzepte entwickelt und PR-Arbeit anbietet. Er ist aber auch ehrenamtlicher Vize-Vorsitzender der Hilfsorganisation Grünhelme. In dem von Rupert Neudeck gegründeten Verein leisten nach eigenen Angaben Christen und Muslime aus Deutschland Aufbauarbeit in armen Ländern wie Afghanistan oder Pakistan. Nebenbei leitet Mazyek noch das Internet-Portal www.islam.de. Die Seite - ein Projekt des Zentralrates der Muslime - beschäftigt sich mit Fragen zum Islam. Sie bietet aber auch Serviceangebote wie TV-Tipps und eine Partnersuche an. Mazyek war auch schon als Mitglied der liberalen Partei FDP auf kommunalpolitischer Ebene aktiv: In Alsdorf in Nordrhein-Westfalen hat er 2004 für das Bürgermeisteramt kandidiert und knapp zehn Prozent der Stimmen erhalten. In einer Stadt, die eigentlich sozialdemokratisch geprägt ist, nicht selbstverständlich, sagt Mazyek.

Nicht kleinkriegen lassen

Am 3. Oktober jedes Jahres veranstaltet der ZMD den Tag der offenen Moschee in Deutschland: Eine Frau backt dafür in Essen türkische Pizza - Lahmacun (Foto: dpa)
Am 3. Oktober jedes Jahres veranstaltet der ZMD den Tag der offenen Moschee in Deutschland: Eine Frau backt dafür in Essen türkische Pizza - LahmacunBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

"Ein gesundes Selbstbewusstsein ist wichtig - trotz der ziemlich deprimierenden Diskussion um Islam und Integration in diesem Land", sagt Mazyek. Die Muslime in Deutschland sollten sich nicht kleinkriegen lassen, "sondern ganz deutlich machen: 'Ich bin Teil dieses Landes'".

Aiman Mazyek hat einen syrischen Vater und eine deutsche Mutter, er besaß von Anfang an beide Staatsbürgerschaften. Er wurde 1969 in Aachen geboren und ging in Deutschland zur Schule. Arabistik hat er in Kairo studiert. In Deutschland machte er dann seinen Studienabschluss in Philosophie, Ökonomie und Politikwissenschaften.

Mehr Kultur und Religionen als Bereicherung

Um die Integration zu erleichtern, wünscht Mazyek sich von Deutschland und der Bundesregierung eine Kultur der Anerkennung. "Es muss auch anerkannt werden, welche Leistungen Migranten und Muslime in diesem Land erbracht haben." Ein Mehr an Kultur und Religionen bedeute eine Bereicherung für die Gesellschaft und nicht das Gegenteil, ist er sich sicher.

Ayyub Axel Köhler hatte 2006 den Vorsitz des ZMD übernommen (Foto: dpa)
Ayyub Axel Köhler hatte 2006 den Vorsitz des ZMD übernommenBild: picture-alliance/dpa

Mazyek hat sein neues Amt als Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland auch angetreten, um zu erreichen, dass Muslime und Deutsche auf Augenhöhe miteinander sprechen können. Am Sonntag (19.09.2010) ist er zusammen mit dem neuen Vorstandsgremium gewählt worden. Mazyek löst den 71-jährigen Axel Ayyub Köhler ab.

Dachverbände müssen besser zusammenarbeiten

Einen Schwerpunkt seines neuen Amtes sieht Mazyek in einer besseren Zusammenarbeit der vier Dachorganisationen für muslimische Vereine im so genannten Koordinationsrat. Daran habe es bisher gehapert, da zum einen die Kulturen in den Verbänden sehr unterschiedlich seien. Zum anderen hätten die Vereine die Aufgabenfülle und strukturellen Herausforderungen unterschätzt. "Die vier Verbände sind zum Teil sehr unterschiedlich bestückt und organisiert. Da können so schnell keine Erfolge erzielt werden", räumt Mazyek ein.

Beim Freitagsgebet in einer Berliner Moschee (Foto: AP)
Beim Freitagsgebet in einer Berliner MoscheeBild: AP

Es gebe aber auch erreichte Ziele, die wiederum nicht genug bekannt gemacht würden, meint der Medienmann. Beispielsweise feierten Muslime in Deutschland erst seit zwei Jahren ihre Feste zusammen. Einheitliche Termine, auf die sich die Verbände gemeinsam festgelegt hätten, seien vorher nicht selbstverständlich gewesen. Mazyek meint: "So etwas muss mehr kultiviert und in die muslimische Community reingetragen werden. Wir sollten in Zukunft deutlicher herausarbeiten, wo es Gemeinsamkeiten gibt."

Eigene theologische Kompetenz besser nutzen

Die wichtigste Aufgabe des Verbandes ist nach eigenen Angaben, muslimischen Gläubigen in Deutschland die Ausübung ihrer Religion zu ermöglichen und zu erleichtern. Deshalb ist ein weiteres Ziel des neuen Vorsitzenden der Ausbau der theologisch-wissenschaftlichen Arbeit des ZMD. Dazu gehören die Imam-Ausbildung, Religionsunterricht und die Besetzung von Lehrstühlen für islamische Theologie. "Der Austausch zwischen Religionsgemeinschaft, Universität und Staat erfordert auch theologische Kompetenz. Diesen Bereich haben wir zuletzt etwas stiefmütterlich behandelt", sagt Mazyek über seine Aufgaben.

Autor: Klaudia Prevezanos
Redaktion: Dеnnis Stutе