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Advent, Advent...

Nadja Baeva8. Dezember 2007

Weihnachtsbaum, Krippe, Adventskalender und Nikolaus gehören in Deutschland zur Vorweihnachtszeit dazu. Doch woher kommen diese Bräuche und was bedeuten sie eigentlich?

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Mädchen zündet rote Kerze eines Adventskranz an. (Quelle: dpa)
Die sechsjährige Hanna zündet eine Kerze des Adventskranzes anBild: dpa

"Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – dann steht das Christkind vor der Tür." Dieses Gedicht kennt in Deutschland jedes Kind und weiß, dass es sich um den Adventskranz handelt – ein Gesteck aus Tannenzweigen, Weihnachtsschmuck und vier Kerzen. An den vier Sonntagen vor Weihnachten wird jeweils eine neue Kerze angezündet, bis schließlich alle vier brennen. Sie symbolisieren das Licht, das Christus in die Welt gebracht hat. Dieses klassische Attribut der Adventszeit gilt bei vielen als sehr alt und traditionell.

Weihnachtskrippe. Maria hält Jesus auf dem Schoß. Josef steht daneben. Die heiligen drei Könige kommen, um das Jesuskind zu ehren.
Die Weihnachtskrippe stellt die Szene von Jesu Geburt in einem Stall in Bethlehem nachBild: BilderBox

Doch ganz so lange existiert es noch nicht, nämlich erst seit 1838, sagt Stadtführerin Angelika Mark-Zobel, die in Köln Rundgänge zum Thema "Adventstraditionen" anbietet: "Das war ein evangelischer Pastor, der in Norddeutschland mit Handwerksgesellen nach deren Arbeitsabend in einem Handwerkerwohnheim in der Bibel gelesen hat und für diese Erwartungszeit jeden Abend eine Kerze angezündet hat, bis es 25 waren. Das war aber recht teuer." Deshalb habe er im Jahr darauf nur noch jeden Sonntagabend eine Kerze angezündet.

Evangelische und katholische Bräuche mischten sich

Dieser Brauch habe sich in den evangelischen Kirchen recht schnell durchgesetzt. Der Lichterkranz verbreitete sich zuerst in den Kirchengemeinden, Kinderheimen und Schulen und später allmählich in den privaten Haushalten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der protestantische Brauch auch unter Katholiken beliebt. Für die deutschen Weihnachts- und Adventsbräuche sei es typisch gewesen, dass evangelische und katholische Christen Traditionen voneinander übernommen und mit der Zeit gemeinsame Rituale entwickelt hätten, sagt Angelika Mark-Zobel: "Durch dieses Verschmelzen, dass Katholiken und Protestanten zusammen in den Städten und auf dem Land wohnen, haben sich auch die Bräuche gemischt. Sie sehen das adventliche Licht inzwischen auf jedem Büro, in jedem Geschäft."

Alter Mann mit Nikolauskostüm, Hirtenstab und Bischofsmütze in einer verschneiten Landschaft in Deutschland. (Foto: Gerhard Schnatmeyer dpa. 03.12.2006)
Der Nikolaus steckt am 6. Dezember Geschenke in die Schuhe der KinderBild: picture-alliance/ dpa

So wie die Katholiken den evangelischen Adventskranz bei sich aufgestellt haben, haben die Protestanten die katholische Weihnachtskrippe übernommen. Die figürliche Darstellung der Geburt Christi gab es schon im 13. Jahrhundert. Bis zum 19. Jahrhundert stand die Krippe im Mittelpunkt der familiären Weihnachtsfeste, bis sie durch den Christbaum – ursprünglich ein evangelischer Brauch – etwas verdrängt wurde.

Weihnachtsbaum zunächst nur für Reiche

Der Weihnachtsbaum wurde zunächst in den reichen Familien und Adelshäusern aufgestellt. Im 19. Jahrhundert habe er sich auch in den reichen Bürgerhäusern durchgesetzt. "Vielleicht hatte der Baum 33 Kerzen, so alt ist Christus geworden", vermutet Stadtführerin Angelika Mark-Zobel. "Er wird dann irgendwann Kugeln dazu bekommen, weil die Kugeln gleichzeitig das Licht reflektieren. Aber es ist erstmal wirklich ein protestantisches Symbol für die Auferstehung, für das ewige Leben, für die Göttlichkeit."

Weihnachtsmarkt von oben, umringt von hohen, alten Häusern. (Foto: Bernd Wüstneck dpa/lmv)
Weihnachtsmarkt in RostockBild: Picture-Alliance/dpa

Wiederum einen katholischen Ursprung hat die Tradition, Kinder am Nikolaustag, dem 6. Dezember, zu beschenken. Der Heilige Nikolaus versteckt dann in den fein geputzten Schuhen und Stiefeln Süßigkeiten und kleine Geschenke. Die kleinen Aufmerksamkeiten können von den Eltern zwar mittlerweile überall gekauft werden, doch der passendste Ort dafür ist eigentlich der traditionelle Weihnachtsmarkt, den es in der Adventszeit in den meisten deutschen Orten gibt.

Weihnachtsmärkte für spezielle Weihnachtszutaten

"Die Weihnachtsmärkte haben eine lange Tradition, aber sie haben überhaupt keine Ähnlichkeit mit den heutigen Weihnachtsmärkten", sagt Mark-Zobel. "Man konnte dort all die teuren Zutaten einkaufen, die man zur Vorbereitung für das hohe Fest braucht - wie beispielsweise bestimmte Gewürze. Entsprechend hat man auch für die Winterzeit warme Wolle oder Gerätschaften angeboten, Förmchen, in denen man bestimmtes Gebäck machen konnte für die Weihnachtszeit. Das ist der eigentliche Hintergrund für die Weihnachtsmärkte."

Ein Blech mit Weihnachtsgebäck (Foto: Heiko Wolfraum, dpa
Viele Deutsche backen Weihnachtsplätzchen im AdventBild: dpa - Report

In den Wochen vor Heiligabend backen viele Deutsche Weihnachtsplätzchen. Bei den Formen der Plätzchen werden natürlich weihnachtliche Motive bevorzugt wie Sterne, Tannenbäume, Schneemänner und Kränze. Doch das wohl berühmteste Weihnachtsgebäck ist der Stollen. Christen backen ihn schon seit dem 14. Jahrhundert, sagt die Kölner Stadtführerin Angelika Mark-Zobel: "Der Stollen ist ein ganz traditionelles Gebäck, das ursprünglich aus den östlichen deutschen Ländern kam. Nachgebildet ist ein Kind in Windeln gewickelt, eine längliche Form in der Größe eines neugeborenen Kindes, also ungefähr 50 Zentimeter, ganz dick immer Schichten von Puderzucker, dann flüssige Butter." Um den Gästen und der Familie zu Weihnachten etwas besonderes zu bieten, was es nur zu Weihnachten gab, kamen auch noch große Mengen von kandierten Früchten hinein, die damals sehr teuer waren.

Nach dem letzten Türchen kommen die Geschenke

(Foto: Marty Lederhandler/ AP Photo, 26.12.2006)
Alle Kinder freuen sich auf GeschenkeBild: AP

Die Adventszeit ist eine Zeit der Erwartung und der Vorfreude, der Einkehr und der Stille. Jetzt sollte man Zeit finden für gemütliche Runden in der Familie oder im Freundeskreis bei Kerzenschein und Gebäck, beim Hören adventlicher Musik und adventlicher Texte. Für die Kinder gibt es in dieser Zeit einen ganz besonderen Spaß – die Fenster des Adventskalenders zu öffnen und die dahinter versteckte Schokolade zu naschen. Anfang des 20. Jahrhunderts habe es die ersten Ideen für einen solchen "Wartekalender" gegeben, also ein Kalender, der kleine Türchen hatte. Wenn man sie öffnete, fand man dahinter ein kleines Bild, das etwas durchsichtig war. Denn so konnte man den Kalender ins Fenster kleben oder vor eine Kerze stellen, sagt Angelika Mark-Zobel. "Und wenn gar keine Türchen mehr zu öffnen waren, dann wusste man: Gott sei Dank, abends ist Christmette und am nächsten Tag gibt es Geschenke."