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ACS schafft 30-Prozent-Hürde bei Hochtief

4. Januar 2011

Im Übernahmekampf um Hochtief hat der spanische Großaktionär ACS eine entscheidende Hürde genommen: Die Spanier steigerten ihren Anteil an dem Essener Baukonzern auf über 30 Prozent.

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Bauhelme von Hochtief-Mitarbeitern auf der Baustelle des neuen Fußballstadions von Borussia Mönchengladbach (Foto: dpa)
Verliert Hochtief die Übernahmeschlacht?Bild: picture alliance/dpa

Man halte nun 30,34 Prozent der Hochtief-Aktien, teilte ACS am Dienstag (04.01.2011) mit. Damit kann ACS sein Hochtief-Aktienpaket weiter aufstocken, ohne ein teures Pflichtangebot machen zu müssen. Erklärtes Ziel von ACS ist die Übernahme einer Mehrheit an Hochtief.

Die Steigerung des ACS-Anteils an Hochtief ist das Ergebnis des spanischen Übernahmeangebots an die Aktionäre des Essener Baukonzerns. Diese konnten für fünf eigene Aktien neun Papiere von ACS erwerben. Auf diese Weise habe man 2,375 Millionen Hochtief- Aktien erhalten, teilte ACS mit. Die Frist für die ACS-Offerte war bereits am 29. Dezember abgelaufen, durch die Feiertage hatte sich die Auszählung jedoch verzögert.

Management und Betriebsrat des Essener Unternehmens wehren sich seit Monaten gegen eine Übernahme, die von ihnen als feindlich bezeichnet wird. Hochtief gilt als finanziell gesund, ACS hingegen ist hochverschuldet. In Essen geht daher die Sorge vor einer Zerschlagung von Hochtief um, damit ACS sich finanziell sanieren könne.

Zusätzliche Annahmefrist

ACS-Präsident Florentino Perez (Foto: dpa)
ACS-Präsident Florentino Perez kommt seinem Ziel näherBild: picture alliance/dpa

Nach den Bestimmungen des deutschen Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes schließt sich nun eine weitere zweiwöchige Annahmefrist an. Sie beginnt am 5. Januar 2011 und endet am 18. Januar 2011. Während der zusätzlichen Annahmefrist gelten dieselben Angebotsbedingungen wie zuvor. Das Tauschverhältnis, nach dem Hochtief-Aktionäre neun ACS-Aktien für jeweils fünf Hochtief-Aktien erhalten, bleibt unverändert. Der spanische Konzern geht davon aus, dass das gesamte Angebotsverfahren Anfang Februar 2011 abgeschlossen sein wird.

Käme ACS-Chef Florentino Pérez an sein Ziel, würde das größte Bauunternehmen der westlichen Welt entstehen. Mit einem gemeinsamen Umsatz von rund 33,8 Milliarden Euro würden die beiden Unternehmen weltweit nur noch von zwei chinesischen Unternehmen für den Eisenbahn-Bau übertroffen, rechnet eine ACS-Sprecherin vor. Die Grupo ACS (Actividades de Construcción y Servicios, S.A.) mit Sitz in Madrid bezeichnet sich als einen globalen Marktführer im Bereich Infrastrukturentwicklung. 2009 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von insgesamt 15,6 Milliarden Euro. ACS beschäftigt über 146.000 Mitarbeiter in 41 Ländern.

Hochtief boomt im Ausland

Ein Passant mit Regenschirm geht in Essen an der Zentrale des Baukonzerns Hochtief vorbei (Foto: dapd)
Nicht erbaut: Die Essener Hochtief-ZentraleBild: dapd

Das Platzen der Immobilienblase in Spanien scheint ACS nicht geschadet zu haben: Die Branche sitzt derzeit in ganz Spanien auf 600.000 bis 700.000 Wohnungen, die keine Käufer finden. Und Hochtief? Die Geschäfte der Essener florieren vor allem in Australien und Asien. Auf dem deutschen Heimatmarkt hat das Bau- und Dienstleistungsunternehmen dagegen seit Jahren mit rückläufigen Auftragseingängen zu kämpfen. Den ganz überwiegenden Teil des Konzernumsatzes von rund 18 Milliarden Euro im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen im Ausland. Mit einem Auslandsanteil von mehr als 85 Prozent an der Leistung ist das Unternehmen nach eigenen Angaben der "internationalste Baudienstleister der Welt".

Autor: Rolf Wenkel (rtr, dpa, dpad)
Redaktion: Henrik Böhme