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5G: Infrastruktur vs. Bürger

Maximiliane Koschyk
8. April 2019

Für das neue 5G-Netz brauchen die Anbieter mehr Sendemasten. Verbraucherschützer warnen vor gesundheitlichen Risiken durch den neuen Mobilfunkstandard. Kann 5G am Widerstand der Bevölkerung scheitern?

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Illustration 5G Mobilfunknetz

Schön sind sie nicht, die über 74.000 Funkanlagen, mit denen derzeit das mobile Telefonnetz in Deutschland versorgt wird. Sie reichen trotzdem nicht: Nur knapp zwei Drittel der Landesfläche haben Netzabdeckung.

Das soll sich mit dem 5G-Netz ändern. Ab 2020 wird die dafür nötige Infrastruktur aufgebaut. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen 98 Prozent der deutschen Haushalte versorgt werden.

Bei 5G werden höhere Frequenzen genutzt als beim Vorgänger 4G/LTE, und je höher die Frequenz, desto niedriger die Wellenlänge. LTE-Stationen haben Reichweiten von bis zu 20 Kilometern. Im Frequenzbereich, der gerade versteigert wird, ist die Reichweite maximal ein Kilometer. Es werden also deutlich mehr 5G-Funkmasten gebraucht, um die Signale zu verstärken.

Überall Funkmasten

Rund 800.000 Masten sollen den Grundstock für den flächendeckenden 5G-Netzbetrieb darstellen, schätzt der Digitalverband Bitkom. "Deutschland müsste im Abstand von je einem Kilometer mit Funkmasten gespickt und schachbrettmusterartig aufgebaggert oder aufgefräst werden”, warnt Verbandschef Achim Berg.

Das stößt auf Widerstand: In Kommunen und bei privaten Grundstücksbesitzern, denn auch wenn viele gerne lückenlosen Mobilfunkempfang haben, einen Funkmast im Garten mögen die wenigsten. Selbst im technologiefreundlichen Kalifornien versuchen Stadtverwaltungen, die Zahl der Funkmasten einzuschränken. Deutschlands Nachbar Belgien hat den 5G-Ausbau in seiner Hauptstadt Brüssel zwischenzeitlich gestoppt.

Besonders groß ist nämlich die Angst vor Gesundheitsrisiken: Die Dichte der Sendemasten könnte den sogenannten "Elektro-Smog” erhöhen, warnen einige Wissenschaftler. Die Initiative "5G Space Appeal” wendet sich an die Vereinten Nationen, die Europäische Union und an nationale Regierungen, um das zu verhindern.

5G ein Verbrechen?

"Die Anwendung von 5G stellt ein Experiment an der Menschheit und der Umwelt dar, was durch internationales Recht als Verbrechen definiert ist”: Der Appell der 400 Wissenschaftler, Umweltschutzorganisationen und Bürgerinitiativen, darunter auch Mitglieder der deutschen Naturschützer des BUND, scheut keine Extreme.

"Die Sorge vieler Bürgerinnen und Bürger um mögliche Strahlenwirkungen beim Ausbau des 5G-Netzes nimmt die Bundesregierung sehr ernst”, heißt es im zuständigen Umweltministerium auf Anfrage. Aber man gehe bislang nicht von gesundheitlichen Risiken durch die elektromagnetische Strahlung aus.

Die Frage, ob die 5G-Funktechnik gesundheitsschädlich ist, bleibt für viele Initiativen unbeantwortet. Sie zeigt: Die Debatte um die Zukunft der 5G-Technologie in Deutschland fängt gerade erst richtig an.