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Jubiläum in Frankfurt

Karl Zawadzky31. Juli 2007

Vor fünfzig Jahren wurde die Deutsche Bundesbank gegründet, die über Jahrzehnte hinweg für Währungsstabilität in Deutschland gesorgt hat. Heute spielt die Bundesbank im Euro-Währungssystem eine wichtige Rolle.

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Bild: DW

Die Mark war das Symbol für den Wiederaufstieg Deutschlands aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges. Damals blickte die Welt erstaunt auf das deutsche "Wirtschaftswunder". Ludwig Erhard, der erste Wirtschaftsminister dieses Landes, hatte mit mutigen Entscheidungen die Weichen für das beispiellose Wirtschaftswachstum gestellt; die Deutsche Bundesbank hat für Währungsstabilität und damit für nachhaltiges Wachstum der Wirtschaft gesorgt.

Beides - der ordnungspolitische Rahmen und die harte Mark - waren die Grundlage des Wirtschaftswunders. Am Ende war die Mark die zweitwichtigste Reservewährung der Welt. Wenn die Bundesbank an der Zinsschraube drehte, folgten die anderen europäischen Zentralbanken innerhalb weniger Minuten. Wegen ihrer konsequenten Stabilitätspolitik war die Bundesbank bei den Politikern nicht immer beliebt, dafür aber bei den Bürgern eine der wichtigsten Autoritäten im Land. 1992 hat der damalige EU-Kommissionspräsident Jacques Delors das fast mystische Verhältnis der Deutschen zu ihrer obersten Währungsbehörde mit dem Satz auf den Punkt gebracht: "Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle glauben an die Bundesbank."

Die Deutsche Bundesbank war über 40 Jahre hinweg der Garant für stabiles Geld. Und auch heute, wo seit 1999 die Verantwortung für die Währungsstabilität bei der Europäischen Zentralbank liegt, spielt die Bundesbank immer noch eine wichtige Rolle. Im föderalen Aufbau der Euro-Zentralbank repräsentiert Bundesbankpräsident Axel Weber die größte Volkswirtschaft Europas; Deutschland erwirtschaftet 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Euro-Zone.

Das findet besondere Beachtung, wenn im Rat der EZB über Konjunktur, Geldmenge und Preissteigerung beraten sowie über den Leitzins entschieden wird. Doch noch wichtiger ist: Die Europäische Zentralbank steht in der Tradition der Bundesbank. Sie ist nach dem Vorbild der Bundesbank errichtet worden, von der Politik unabhängig und der Währungsstabilität verpflichtet. Mit Zufriedenheit kann EZB-Präsident Jean-Claude Trichet darauf verweisen, dass der Euro so hart ist wie einst die Mark.

Zur Tradition gehört offenbar auch, dass die Politik der Versuchung nicht widerstehen kann, an der Unabhängigkeit und an der Stabilitätsverpflichtung der Zentralbank zu rütteln. Immer wieder ist von deutschen Finanzministern versucht worden, die Bundesbank vom strikten Stabilitätskurs abzubringen. In diesen Auseinandersetzungen hat es immer nur einen Sieger gegeben: die Bundesbank. Aus jedem Streit ist sie gestärkt hervorgegangen.

Ähnlich ergeht es jetzt der Europäischen Zentralbank. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy möchte mit einem schwachen Euro den Export stützen; EZB-Präsident Trichet und der Zentralbankrat lassen sich darauf nicht ein. Recht haben sie; Unterstützung haben sie verdient. Denn der ordnungspolitische Rahmen für die Wirtschaft sowie die Stabilität der Währung sind die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Europa. Es gilt nach wie vor: Eine stabile Währung ist nicht alles, aber ohne Währungsstabilität ist alles nichts.