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40 Jahre Haft für Ex-Serbenführer Karadzic

24. März 2016

Das UN-Kriegsverbrechertribunal sprach den 70-Jährigen für Völkermord in Srebrenica schuldig. Auch in anderen Anklagepunkten wurde er wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden.

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Niederlande Radovan Karadzic vor Gericht in den Haag (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/R. van Lonkhuijsen

Nach Auffassung des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag hat sich der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic bei der Belagerung Sarajewos der Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Zudem habe er Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Teilen Bosniens begangen, urteilten die UN-Richter.

Karadzic will Berufung einlegen

Dem heute 70-Jährigen wurde die jahrelange Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo und eine Kampagne zur Vertreibung bosnischer Muslime und Kroaten aus den Städten des Landes zur Last gelegt. Sein Rechtsberater Peter Robinson erklärte vor Journalisten in Den Haag, Karadzic sei enttäuscht über den Schuldspruch und werde Berufung gegen die Verurteilung einlegen.

Verantwortlich für das Massaker von Srebrenica

Unter Karadzics Oberbefehl stürmten serbische Truppen 1995 zudem die UN-Schutzzone im bosnischen Srebrenica und ermordeten 8000 muslimische Jungen und Männer. Das Massaker von Srebrenica gilt als schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995 wurden insgesamt 100.000 Menschen getötet.

Der einstige Präsident der selbst ernannten bosnischen Serbenrepublik war nach dem Krieg jahrelang untergetaucht und 2008 in Belgrad verhaftet worden. 2009 wurde in Den Haag der Prozess gegen ihn eröffnet. Er bezeichnete sich selbst als unschuldig.

UN: historischer Tag

Während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 wurden mehr als 100.000 Menschen getötet und mehr als 2,2 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Karadzic wird insbesondere für das Massaker an fast 8000 bosnischen Muslimen in Srebrenica 1995 verantwortlich gemacht.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte das Urteil und sprach in New York von einem "historischen Tag" für die internationale Gerichtsbarkeit. Das Urteil zeige, dass alle für ihre Taten zur Verantwortung gezogen würden und niemand über dem Gesetz stehe. Karadzics Familie dagegen zeigte sich enttäuscht. Seine Tochter Sonja Jovicevic-Karadzic kritisierte im bosnischen Fernsehen, das Urteil sei politisch motiviert.

Serben fürchten um ihren Staat

Tomislav Nikolic, Präsident der serbischen Republik Srbska in Bosnien und Herzegowina, äußerte Sorgen, das Urteil könne Einfluss auf den Fortbestand der Republik haben.

In Deutschland erklärte die Sprecherin der Grünen für Osteuropapolitik, Marieluise Beck, das Urteil zeige, dass "die internationale Gemeinschaft Kriegsverbrechen nicht ungesühnt lässt". Es sei ein "verspäteter Sieg der Menschlichkeit über Nationalismus, Gewalt und Terror."

Opfer verlangen Gerechtigkeit

Opfer des Bosnien-Krieges hatten vor der Urteilsverkündung in Den Haag Gerechtigkeit gefordert. Vor dem Gebäude des UN-Kriegsverbrechertribunals hatten sich Dutzende Menschen zu einer Mahnwache versammelt. Darunter waren ehemalige Gefangene serbischer Lager und Bürger belagerter bosnischer Städte.

uh/kle (afp,dpa)