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Der ökologische Fußabdruck schrumpft - ein bisschen

20. August 2020

Aber am Samstag hat die Erde alle Ressourcen aufgebraucht, die der Planet in diesem Jahr auf natürlichem Wege ersetzen könnte. Ohne die Corona-Krise wäre der sogenannte Erdüberlastungstag schon auf den 22. Juli gefallen.

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Bild: picture-alliance/imagebroker/R. Oberhäuser

Von diesem Samstag an lebt die Menschheit ökologisch wieder auf Pump. Ab diesem Tag beanspruchen die 7,8 Milliarden Erdbewohner für das restliche Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als ihnen rechnerisch zur Verfügung stünde. Und sie stoßen weit mehr CO2-Emmissionen aus, als Wälder und Ozeane aufnehmen können.

Damit ist das Budget der natürlichen Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht und der "Erdüberlastungstag" oder "Welterschöpfungstag" erreicht. Das teilte das Global Footprint Network in Berlin mit. "Um den aktuellen Ressourcenverbrauch zu decken, bräuchten wir derzeit 1,6 Erden", so das weltweite Netzwerk von Umweltorganisationen und Wissenschaftlern. Das heißt: Die Menschheit verbraucht aktuell 60 Prozent mehr an Ressourcen als nachwachsen können.

Brasilien Abholzung des Regenwaldes
Auch der verringerte Holzverbrauch in diesem Jahr half die Ressourcen zu schonenBild: picture-alliance/dpa/W. Rudhart

Die weltweite Corona-Pandemie hat den ökologischen Fußabdruck der Menschheit um zehn Prozent schrumpfen lassen und das Datum des sogenannten Erdüberlastungstags um mehr als drei Wochen nach hinten verschoben. Im vergangenen Jahr lag der Stichtag am 29. Juli. Das bedeute aber keine Trendwende, betonten die Umweltorganisationen Germanwatch und WWF, die an dem Netzwerk beteiligt sind. Dieser Effekt könnte schon im kommenden Jahr wieder verpufft sein, wenn der Weg aus der Corona-Krise nicht ressourcenschonend gelinge.

1970 war das ökologische Konto noch ausgeglichen

Laut WWF sorgten vor allem der verringerte Holzverbrauch (minus 8,4 Prozent) und die geringeren CO2-Emissionen (minus 14,5 Prozent) während der Pandemie dafür, dass die Ressourcen der Erde 2020 später erschöpft sind. In langfristigen Trend zeigt der Kalender des Global Footprint Network aber ein dramatisches Anwachsen des ökologischen Defizits seit den 70er Jahren. War das ökologische Konto 1970 noch ausgeglichen, so trat das Defizit im Jahr 2000 bereits am 23. September ein, 2018 rutschte es erstmals in den Juli.

Deutschland Bremen Markt Obst und Gemüse
Auch eine Umstellung der Nahrungsweise kann die CO2 Emissionen senkenBild: picture-alliance/imagebroker

Die Entwicklung in diesem Jahr dürfe nicht mit Fortschritt verwechselt werden, erklärte Laurel Hanscom, Chef des Global Footprint Network. Denn manche der Einsparungen hätten aufgrund der Corona-Pandemie Leid verursacht, etwa durch geschlossene Grenzen und dadurch fehlende Möglichkeiten für Bauern, ihre Produkte zu verkaufen.

Deutschland ist kein Vorbild

Schon heute beansprucht das bestehende Nahrungssystem nach Erkenntnissen der Wissenschaftler über 50 Prozent der Biokapazität der Erde. "Daher spielt es eine Rolle, wie und was wir essen. Nahrungsweisen, die weniger CO2-intensiv sind und die biologische Vielfalt schonen, und gleichzeitig auch gesünder sind, verdienen besondere Aufmerksamkeit", sagte der Network-Chef.

Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung leben in Ländern mit einem ökologischen Defizit: So würden fünf Erden verbraucht, wenn die gesamte Welt so wie die USA lebten. Australien folgt mit 4,1 Erden, gefolgt von Russland mit 3,2 Erden. Auch Deutschland ist dabei alles andere als ein Vorbild. Das Land benötigt drei Erden, um seine Ressourcen decken zu können.

nob/qu (dpa, afp, kna)