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Ägypten, Äthiopien und Sudan ringen um Staudamm

27. Juni 2020

Äthiopien will den Renaissance-Staudamm zur Stromgewinnung möglichst rasch mit Nil-Wasser füllen. Sudan und Ägypten fürchten dagegen, bald auf dem Trockenen zu sitzen. Trotz Gesprächen eskaliert der Konflikt noch.

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Die Mauer des Großen Renaissance-Staudamms erreicht eine Höhe von 145 Metern (Foto: Reuters/t. Negeri)
Die Mauer des Großen Renaissance-Staudamms erreicht eine Höhe von 145 MeternBild: Reuters/t. Negeri

Im Streit um Afrikas größten Staudamm ist keine Einigung in Sicht. Auch nach einem virtuellen Spitzentreffen der Afrikanischen Union (AU) beharrt Äthiopien auf seiner Position. "Äthiopien plant mit dem Füllen innerhalb der kommenden zwei Wochen zu beginnen, während die restlichen Arbeiten weitergehen werden", betonte Ministerpräsident Abiy Ahmed in einer Erklärung. Die Regionalnachbarn Sudan und Ägypten stehen dem Füllen des Großen Renaissance-Staudamms (Grand Ethiopian Renaissance Dam) dagegen kritisch gegenüber. 

4,6-Milliarden-Projekt 

Nach Angaben von Abiy sollen die Verhandlungen während dieser beiden Wochen jedoch weitergehen: "In dieser Zeit wollen die drei Länder ein abschließendes Übereinkommen bei einigen noch offenen Punkten erzielen."

Der 4,6 Milliarden Dollar teure Staudamm, den Äthiopien im Blauen Nil baut, sorgt seit Jahren für Streit vor allem mit Ägypten. Addis Abeba will mit dem Staudamm den für die ökonomische Entwicklung dringend benötigten Strom erzeugen. Kairo befürchtet, dass dann nicht genügend Wasser den Nil herabfließt. Der Wüstenstaat deckt mehr als 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem Strom.

Dieses Areal will Äthiopien möglichst schnell mit Wasser füllen, um viel Strom produzieren zu können (Foto: DW/M. Gerth-Niculescu)
Dieses Areal will Äthiopien möglichst schnell mit Wasser füllen, um viel Strom produzieren zu könnenBild: DW/M. Gerth-Niculescu

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi warnte Äthiopien erneut vor einem Alleingang. Es müsse ein gerechtes und ausbalanciertes Abkommen zwischen allen betroffenen Ländern geben, bevor mit dem Füllen des Damms begonnen werde, teilte Al-Sisis Sprecher mit. Vergangene Woche hatte Kairo den UN-Sicherheitsrat um Vermittlung in dem Streit gebeten.

Wasser und Strom für zehn Staaten

Der Sudan sieht seinerseits inzwischen in dem Damm einige Vorteile für sich. Ministerpräsident Abdallah Hamdok hatte vor der Erklärung Abiys sogar mitgeteilt, es sei bereits vereinbart worden, die Flutung zu verschieben, bis eine Einigung erzielt sei. Der rund 6000 Kilometer lange Nil versorgt insgesamt zehn Länder mit Wasser und Strom. Der 1,8 Kilometer lange mit einer 145 Meter hohen Mauer soll 2022 vollständig in Betrieb genommen werden und dann mehr als als 5000 Megawatt Strom jährlich produzieren. 

sti/qu (afp, dpa, rtr)