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Weltbank-Chef tritt überraschend zurück

7. Januar 2019

Dieser Schritt kommt unerwartet: Jim Yong Kim wird von Februar an nicht mehr die Weltbank führen. Gegen den Amerikaner mit koreanischen Wurzeln hatte es schon länger eine interne Opposition gegeben.

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Weltbank-Präsident Jim Yong Kim
Bild: Getty Images/A. Verdelli

Erst in mehr als drei Jahren sollte seine zweite Amtszeit offiziell enden. Nun legt Jim Yong Kim sein Amt als Weltbankpräsident schon zum 1. Februar nieder. Nach mehr als sechs Jahren an der Spitze der Institution wolle er sich künftig im Auftrag einer "Gesellschaft" mit Investitionen in die Infrastruktur von Entwicklungsländern beschäftigen, teilte die Weltbank mit.

Es sei ihm eine "große Ehre" gewesen, der "bedeutenden" Institution zu dienen, die sich dem Ziel der Armutsbekämpfung verschrieben habe, zitierte die Institution ihren scheidenden Chef. "Die Arbeit der Weltbank ist die wichtigste überhaupt", da die Erwartungen armer Länder und Probleme wie der Klimawandel, Epidemien, Hunger oder Flucht "in Umfang und Komplexität" zunähmen.

Kritik an Kims Amtsführung

Ein genauer Grund für die Rücktrittsankündigung des 59-Jährigen wurde nicht genannt. Auch für welche "Gesellschaft" er künftig arbeiten will, blieb unklar. Kim hatte im Juli 2017 seine zweite Amtszeit angetreten, die bis Mitte 2022 dauern sollte.

Weltbank-Zentrale in Washington
Weltbank-Zentrale in Washington: "Führungskrise"Bild: picture-alliance/U. Baumgarten

Allerdings hatte es schon bei seiner Wiederwahl Unzufriedenheit mit Kims Amtsführung gegeben. Die Belegschaft hatte sich in einem offenen Brief an die Führungsgremien gewandt und von einer "Führungskrise" sowie von Reformbedarf gesprochen.

Auch wenn ihm Mitarbeiter also mangelnde Reformbereitschaft in Sachen Weltbank vorwerfen, so hatte Kim sich bei den weltweiten Projekten der Bank als Reformer stark gemacht. Er hatte vor allem den Folgen des Klimawandels und dem Ausbruch von Seuchen den Kampf angesagt; und die Bank hatte kürzlich ein Kreditprogramm im Volumen von 200 Milliarden Dollar über vier Jahre für Klimaschutzprojekte und für den Kampf gegen den Klimawandel aufgelegt.

Kein Politiker, Banker oder Diplomat

Kim war 2012 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama als Nachfolger von Robert Zoellick ins Rennen geschickt worden. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern war Kim aber weder Politiker, Banker oder Diplomat, sondern Mediziner. Internationale Erfahrung sammelte er vor allem als Direktor für Aids-Bekämpfung bei der Weltgesundheitsorganisation WTO. Kim wurde 1959 in Südkorea geboren und wuchs in den USA auf.

Weltbank-Geschäftsführerin Kristalina Georgieva
Übergangsnachfolgerin Georgieva: Viele Milliarden Dollar für bis zu 100 LänderBild: picture alliance/ZUMAPRESS/O. Marques

Übergangsweise soll die Geschäftsführerin der Weltbank, Kristalina Georgieva, den Präsidentenposten übernehmen. Sie hatte erst vor kurzem einen Sitz in Vorstand der Internationalen Klima-Kommission übernommen, die im Oktober in Den Haag die Arbeit aufnahm.

USA als größte Anteilseigner

In der Weltbank sind 189 Länder als Mitglieder zusammengeschlossen, die USA sind der größte Anteilseigner. Zu den Aufgaben der Weltbank zählt vor allem die Armutsbekämpfung. Sie verleiht viele Milliarden Dollar an bis zu 100 Länder jährlich. Zuletzt hatte die Institution mit einem "Human Capital Index" Aufsehen erregt - er misst, wie viel Kapital jedes Land durch mangelnde Bildung ungenutzt lässt.

Traditionell steht immer ein Bürger aus den USA an der Weltbank-Spitze, während der Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einem Europäer besetzt ist - derzeit mit der Französin Christine Lagarde. Nun könnte also US-Präsident Donald Trump einen Kandidaten als Nachfolger nominieren. Er ist ein Kritiker internationaler Organisationen wie der Weltbank. Trump sorgte bereits dafür, dass die USA ihre Anstrengungen für die Entwicklungshilfe zurückfahren.

Doch die ungeschriebene Regel, dass die USA den Weltbank-Chefsessel besetzen und die Europäer die IWF-Spitze bestimmen, muss nicht auf Ewig gültig bleiben. Sie wird von aufstrebenden Staaten wie China, Russland, Indien oder Brasilien angesichts des wachsenden Gewichts der Schwellenländer zunehmend in Frage gestellt.

AR/sti (dpa, afp, rtr)