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Überraschender Wechsel im VW-Vorstand

26. Januar 2017

Neues aus Wolfsburg: Nachdem Volkswagen in den USA einige Rechtsverfahren rund um den Dieselskandal teuer beiseite geräumt hat, verlässt die für ordnungsgemäße Unternehmensführung zuständige Managerin den Konzern.

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Deutschland Wolfsburg VW Christine Hohmann-Dennhardt, Vorstand fuer Integritaet und Recht
Bild: picture-alliance/Citypress 24/Hay

Das für die Aufklärung des Dieselskandals mitverantwortliche VW-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt scheidet überraschend aus der Wolfsburger Chefetage aus. Volkswagen und Hohmann-Dennhardt trennen sich laut VW "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über Verantwortlichkeiten und die künftigen operativen Arbeitsstrukturen in ihrem Ressort", wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Die frühere Verfassungsrichterin war erst Anfang 2016 von Daimler als Vorstand für Integration und Recht nach Wolfsburg gewechselt - und sollte die Aufarbeitung des Betrugs von Abgastests vorantreiben. Hohmann-Dennhardt scheide zum 31. Januar "im gegenseitigen Einvernehmen" aus dem Vorstand des VW-Konzerns aus. Der Aufsichtsrat danke ihr dafür, dass sie mit ihrer "herausragenden Fachkompetenz und Erfahrung" zum Erreichen wichtiger Meilensteine beigetragen habe. Zuvor hatte das 'Handelsblatt' darüber berichtet.

Pressebild - Deutschland Volkswagen Werk Wolfsburg
Stammsitz von Volkswagen: Das Werk in WolfsburgBild: Volkswagen AG

Aus der Politik in die Wirtschaft

Die 66-jährige Hohmann-Dennhardt war als Aufräumerin nach Wolfsburg geholt worden. Bei Daimler hatte sie bei der Aufarbeitung eines US-Schmiergeldskandals - ebenfalls in Vorstandsfunktion - eine gute Figur gemacht. Bevor sie ab 2011 in Stuttgart ein System von Regeln zur Vermeidung zwielichtiger Machenschaften installieren sollte, war sie zwölf Jahre lang Richterin am Bundesverfassungsgericht. In den 1990er Jahren war die SPD-Politikerin hessische Landesministerin unter anderem für Justiz.

Ihr Wirken blieb in Wolfsburg aber nicht ohne Kritik. Das 'Handelsblatt' will aus Unternehmenskreisen erfahren haben, dass sie die Erwartungen der Konzernführung nicht erfüllen konnte. Laut dpa-Informationen haben sich auch Teile des Aufsichtsrats an der Arbeit von Hohmann-Dennhardt gestört. Der Konzern hatte zuletzt in den USA verschiedene Vergleiche mit Milliardenzahlungen in der Sache ausgehandelt. Insgesamt steht die Rechnung für die Rechtskosten des massenhaften Abgasbetrugs derzeit bei rund 23,8 Milliarden US-Dollar - umgerechnet 22,2 Milliarden Euro. 18,2 Milliarden Euro hat das Unternehmen an Rückstellungen beiseite gelegt.

Nachfolgerin steht schon fest

Nach den jüngst eingegangenen Zahlungsverpflichtungen in einem strafrechtlichen Verfahren - nebst Schuldeingeständnis - musste VW allerdings bereits einräumen, dass das zur Seite gelegte Geld nicht reichen könnte. VW hat aber bei weitem noch nicht alle Rechtsstreitigkeiten im Dieselskandal beigelegt. Die Affäre um manipulierte Abgastests bei Dieselfahrzeugen hatte das Unternehmen in die schwerste Krise seiner Geschichte gestürzt. Unter anderem Ex-Konzernchef Martin Winterkorn musste seinen Platz räumen. Gegen ihn wird wie gegen den heutigen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wegen des Verdachts ermittelt, sie könnten die Kapitalmärkte zu spät über das Ausmaß der Krise informiert haben.

Zudem werden die Rufe von Kunden und Verbraucherschützern nach finanziellen Entschädigungen auch in Europa immer lauter. In den USA musste VW den hinters Licht geführten Dieselkäufern Zahlungen von bis zu mehreren Tausend Dollar anbieten. 

Nachfolgerin von Christine Hohmann-Dennhardt wird Hiltrud Werner. Sie verantwortet seit dem 1. Januar 2016 die Volkswagen Konzernrevision. Hiltrud Werner ist Diplom-Ökonomin und war bis zu ihrem Wechsel in den Volkswagen Konzern Leiterin der Revision beim Automobil-Zulieferer ZF Friedrichshafen AG.

hb/zdh (dpa, VW-Pressemitteilung)