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Politik

Über 130 Jahre Haft für Jesuitenmorde

11. September 2020

Mehr als 30 Jahre nach einem Massaker in El Salvador an sechs Jesuiten und zwei Frauen ist einer der Täter verurteilt worden. Ein Gericht in Madrid befand einen früheren General für verantwortlich.

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El Salvador | Prozess Ermordung von Jesuitenpriestern
Inocente Montano (2.v.r.) zusammen mit dem damaligen Verteidigungsminister Rafael Humberto Larios (M) und anderen Vertretern des Militärs (Archivbild 1989)Bild: picture-alliance/AP Photo/La Prensa Grafica

Die Richter des Staatsgerichtshofes in Madrid verhängten das hohe Strafmaß gegen Inocente Montano für die Ermordung fünf spanischer Jesuiten während des Bürgerkriegs in dem mittelamerikanischen Land. Der 77-Jährige ehemalige General und Verteidigungsminister wurde von den Richtern auch verantwortlich gemacht für die Morde an der Haushälterin der Priester und ihrer 15-jährigen Tochter sowie an einem örtlichen Jesuitenpriester.

Das Gericht konnte ihn für diese Verbrechen nicht verurteilen, weil die USA ihn 2017 nicht wegen dieser Taten an Spanien ausgeliefert hatten. Montano sei für die Planung und Durchführung des Attentats verantwortlich gewesen, urteilten die Richter jetzt. Der Prozess hatte bereits im Juni und Juli stattgefunden.

2017 von den USA an Spanien ausgeliefert

Montano befindet sich seit 2011 in Gewahrsam, nachdem er in den Vereinigten Staaten unter dem Vorwurf des Einwanderungsbetrugs verhaftet worden war. Er wurde 2017 nach Spanien ausgeliefert. Die spanische Regierung hat 20 ehemalige salvadorianische Armeeoffiziere wegen der Morde an den Jesuiten sowie den beiden Frauen angeklagt.

Das Massaker, das weltweit für Aufsehen sorgte, fand in der Nacht zum 16. November 1989 auf dem Campus der Universidad Centroamericana UCA in San Salvador statt. Die Täter hatten es auf den spanischen Jesuiten und Rektor der Universität, Ignacio Ellacuría, abgesehen. Er galt im Bürgerkrieg (1980-1992) als Sympathisant der linken FMLN-Rebellen und wollte zwischen beiden Seiten vermitteln. Die sieben anderen Opfer wurden erschossen, um keine Zeugen zurückzulassen.

Amnestiegesetz verhindert Aufarbeitung

Dem Bürgerkrieg fielen in El Salvador nach Schätzungen rund 70.000 Menschen zum Opfer. Ein Amnestiegesetz verhinderte eine Aufarbeitung der Verbrechen. Obwohl das Gesetz 2016 für verfassungswidrig erklärt wurde, werden die Schuldigen an Menschenrechtsverletzungen weiterhin nicht belangt.

Die Universität UCA begrüßte das Urteil gegen Montano. "Heute ist ein großer Schritt Richtung Gerechtigkeit getan worden. Aber die Justiz Salvadors versagt weiter", schrieb die UCA auf Twitter. Ähnlich äußerte sich Amnesty International. Der Justizsekretär des Präsidentenamtes El Salvadors, Conan Castro, betonte: "Solche Verbrechen dürfen nicht straffrei bleiben."

uh/rb (dpa, afp, epd, rtr)