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Österreichischer Reggae für die kroatische Identität

22. Dezember 2011

Die Reggae-Band "The Coffeeshock Company" aus dem österreichischen Burgenland thematisiert mit ihrer Musik die Situation der kroatischen Minderheit. Und sie warnen die Österreicher vor politischem Extremismus.

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Die Reggae-Band "The Coffeeshock Company" (Quelle: Coffeeshok / N. Witoszynsky)
Das Kollektiv "The Coffeeshock Company"Bild: Coffeeshock Company/N. Witoszynsky

"Das größte Ziel lautet, berühmt zu werden und dass Leute mögen, was wir machen. Wenn Leute deine Musik nicht mögen, dann kannst du auch bei dir in der Küche spielen. Niemand wird deine Botschaften hören", sagt Manuel Bintinger, Sänger der Reggae-Band "The Coffeeshock Company" aus dem österreichischen Burgenland. Der Treffpunkt für das Interview ist ein Alternativklub in Wien. Auf dem Tisch stehen Bier und Zigaretten, die Wollmützen der Jungs erinnern an Bob Marley. Aber nicht nur das Verhalten und das Aussehen, auch die Aussagen der Bandmitglieder sind so, wie man sie von einer Reggae-Band erwarten würde. "Eine Gitarre ist nur dann gut genug, wenn sie mindestens 20 Jahre Bühnenleben hinter sich hat", stellt der Gitarrist Marco Blascetta gleich zu Beginn klar.

Songs gegen die rechte Gefahr

Marco Blascetta und Manuel Bintinger von der Reggae-Band "The Coffeeshock Company" (Quelle: Coffeeshok / N. Witoszynsky)
Marco Blascetta und Manuel BintingerBild: Coffeeshock Company

Doch es vergeht nicht viel Zeit bei dem Treffen und es wird deutlich, die fünf Jungs und die Keyboarderin aus dem Burgenland streben nicht nur nach Ruhm. Diese jungen Männer haben auch andere Ziele und diese definieren ihre politischen Einstellungen. "Natürlich singen wir auch über die Liebe, schon klar", sagt Manuel Bintinger. "Doch öfters haben wir etwas gegen das System und gegen Kapitalismus zu sagen." Ein Thema ihrer Songs sei auch die derzeitige politische Situation in Europa. "Wir haben die Krise, Menschen sind unzufrieden und rechte Parteien werden immer stärker. Das ist nicht gut, denn diese Menschen säen nur Hass. Sie geben nur leere Versprechungen und wir versuchen, die Leute diesbezüglich aufzurütteln. Dass sie wenigstens ein wenig darüber nachdenken und sich klar machen, dass sie die Stimme des Volkes sind und nicht irgendwelche rechten Politiker."

Die Band "The Coffeeshock Company" gibt es erst seit zwei Jahren, doch sie hat schon Spuren in der österreichischen Musikszene hinterlassen. Die Band besteht aus sechs Mitgliedern – zwei Gitarristen, einem Bassisten, einem Schlagzeuger, einer Keyboarderin und dem Sänger. Ihre Musik ist eine Mischung aus Rock und Reggae. Ihre Songs schreiben die Nachwuchsmusiker zwar oft auf Deutsch und Englisch, doch in erster Linie in der Sprache der Volksgruppe, der sie angehören – der Burgenlandkroaten. Mit einem solchen Lied haben sie neulich beim "Liet-Festival" in Italien den Publikumspreis gewonnen. Ein Wettbewerb für Bands, die in der Sprache ihrer Minderheit singen.

Zwei Identitäten…

Die Reggae-Band "The Coffeeshock Company" (Quelle: Coffeeshok / N. Witoszynsky)
Österreicher und BurgenlandkroatenBild: Coffeeshock Company

"Wir sind Österreicher, kein Thema, wir sind hier aufgewachsen und leben hier, aber wir sind gleichzeitig auch burgenländische Kroaten", erzählt der Gitarrist Marco Blascetta. Die Bandmitglieder hätten nun mal den großen Vorteil, eine weitere Sprache sprechen zu können. "Eine Sprache, die sehr speziell ist und die sich auch von der kroatischen Sprache in Kroatien und Bosnien unterscheidet. Das ist eben etwas Besonderes."

In der österreichischen Geschichtsschreibung werden Burgendlandkroaten zum ersten Mal im 16. Jahrhundert erwähnt, damals waren sie Flüchtlinge, die zur Flucht vor den Angriffen der türkischen Armee gezwungen waren. Sie siedelten sich im damaligen Ungarn an, und unter österreichisch-ungarischer Verwaltung und nach Abzug der Türken wurden sie ins heutige Burgenland umgesiedelt. Abgeschirmt vom Mutterland machte ihre Sprache die Entwicklung des Kroatischen nicht mit – so erinnert auch heute noch die Sprache der Burgenlandkroaten an einen alten kroatischen Dialekt. Auch viele deutsche und ungarische Wörter sind in Gebrauch.

…eine Botschaft

Preisverleihung der Band "The Coffeeshock Company" beim Liet-Festival 2011 (Quelle: Liet International 2011)
The Coffeeshock Company räumt beim Liet-Festival abBild: Liet International 2011

Doch genau diese Sprache gilt es zu pflegen und bewahren, steht für die Mitglieder der Band "The Coffeeshock Company" fest. Kroaten im Burgenland werden oft diskriminiert von ihren Mitbürgern, die ausschließlich Deutsch sprechen. Viele im Burgenland würden sich sogar von den zweisprachigen Ortstafeln gestört fühlen, erzählen Marco Blascetta und Manuel Bintinger. Oft würden sich kroatische Kinder nicht trauen, in der Schule Kroatisch zu sprechen - so haben sich mit der Zeit viele Kroaten assimiliert, meint Manuel Bintinger. "Die Situation der Kroaten im Burgenland ist kompliziert. Ich kenne viele Leute, die mit ihrer Identität Probleme haben." Doch das kulturelle Leben der Burgenlandkroaten habe so viele folkloristische Elemente zu bieten. Mit ihrer Musik will die Band genau daran anknüpfen und gleichzeitig ein Zeichen setzen: "Wir wollen zeigen, dass es uns, die Burgenlandkroaten, immer noch gibt. Zwar sind wir nicht mehr so viele, aber wir sind immer noch da", so Bintinger.

Autor: Emir Numanovic
Redaktion: Blagorodna Grigorova