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Ökotourismus in Costa Rica

5. April 2010

Bäume pflanzen, Strände pflegen, Schildkröten retten – Costa Ricas Ökotourimus wächst. Immer mehr Touristen verbringen ihre Zeit als freiwillige Helfer in den dortigen Naturprojekten. Ökotourismus – eine echte Hilfe?

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Schildkrotenschutzstation in Costa Rica (Foto: DW/Sonja Gillert)
Bild: DW

Ein klarer Sternenhimmel, Meeresrauschen und Lagerfeuer – ein perfekter Urlaubsabend. Doch es ist halb vier nachts und am Strand beginnt für den Projektleiter Lenin Flores und einen freiwilligen Helfer im Projekt "Refugio Mixto de Vida Silvestre Romelia" an Costa Ricas Pazifikküste der Kampf gegen die Müdigkeit beim Bewachen von drei Schildkrötennestern.

Alle 15 Minuten müssen die mit Draht geschützen Nester kontrolliert werden (Foto: DW/Sonja Gillert)
Alle 15 Minuten müssen die mit Draht geschützen Nester kontrolliert werdenBild: DW

Ohne Klimaanlage ist es am nächsten Morgen viel zu warm, um auszuschlafen. Zwölf Freiwillige im Alter zwischen 18 und 40 Jahren aus den USA, Schweden, Deutschland und Kanada sitzen deshalb schon um halb sieben am Frühstückstisch. Sie gehören zu den 1.200 Touristen, die jährlich in den Projekten der größten costaricanischen Freiwilligenorganisation "Asociación de Voluntarios para el Servicio en Áreas Protegidas" (ASVO) arbeiten. 2009 seien trotz der Wirtschaftskrise 7% mehr Freiwillige nach Costa Rica gekommen, berichtet Flores. Auch Costaricaner arbeiten als Freiwillige hier.

Helfen nicht nur um zu helfen

Die internationalen Helfer kommen aus verschiedenen Gründen. Mallory aus Kanada wollte mal eine Pause von ihrem Alltag: "Ich dachte, es gibt doch keinen bessern Weg, als einen Urlaub zu machen und gleichzeitig Menschen helfen zu können." Lydia, die in Washington D.C eigentlich im Event-Management arbeitet, möchte hingegen hier eine ganz andere Lebensweise ausprobieren.

Am Strand bewachen die Freiwilligen Tag und Nacht die Schildkrötennester (Foto: DW/Sonja Gillert)
Am Strand bewachen die Freiwilligen Tag und Nacht die SchildkrötennesterBild: DW

Costa Rica gilt auch als eines der sichersten Länder in Mittel- und Südamerika. Das war ein Grund für Annika aus Deutschland, sich ausgerechnet für dieses Land zu entscheiden.

Kreativ sollte man sein

Manche Freiwillige bleiben nur ein oder zwei Wochen. Sie zahlen für Essen und Unterkunft einen kleinen Betrag, sechs Stunden täglich wird dann gearbeitet. Dabei ist oft Kreativität gefragt, besonders wenn die Schildkrötensaison gerade zu Ende geht. "Ich versuche einfach Sachen zu beginnen, bei denen die Koordinatoren hier ein wenig zögern loszulegen", erzählt Lydia, räumt mit Mallory das Gewächshaus auf und sät Gemüse.

Gemeinsames Frühstück der Freiwilligen am Strand (Foto: DW/Sonja Gillert)
Schon frühmorgens wird gemeinsam gefrühstücktBild: DW

Doch so motiviert seien nicht immer alle, weiß Flores. Viele kämen zwar zum Arbeiten, aber es gebe auch andere: "Freiwillige, die kommen, weil sie nur Reisen wollen. Das ist nämlich sehr preiswert." Durch kleine Schnorchelausflüge versucht Flores eine Balance von Arbeit und Freizeit zu bieten.

Ökotourismus ohne Alternative

Im Jahr 2009 haben in Romelia 200 Freiwillige geholfen, den Strand zu bewachen, zu reinigen und die Schildkröten zu schützen. Die Freiwilligen seien wichtig, gibt Flores zu bedenken, denn die Regierung zahle kein Geld für die Projekte. ASVO gleiche so fehlendes Personal aus: "Im letzten Jahr haben die Freiwilligen hier Arbeit im Gegenwert von mehr als 200 Millionen Colones (rund 270.000 Euro) geleistet. Das ist sehr wichtig."

Hilfe, die geholfen hat?

Eine frisch geschlüpfte Schildkröte macht sich auf den Weg ins Wasser (Foto: DW/Sonja Gillert)
Eine frisch geschlüpfte Schildkröte macht sich auf den Weg ins WasserBild: DW


Können sie hier wirklich helfen? Die Freiwilligen sind da unterschiedlicher Ansicht: "Wenn es die richtige Möglichkeit gebe, könnte ich wirklich helfen. Ich weiß vieles in Bezug auf das Gewächshaus hier", meint Mallory, die seit einer Woche hier arbeitet. Doch Annika aus Deutschland, die gerade ihre Freiwilligenarbeit beendet hat, sieht das ein wenig kritischer. Zwar habe sie durch ihre körperliche Mitarbeit eine Hilfe sein können, aber die Arbeit in einem Schildkrötenprojekt fand sie zweifelhaft: "Dadurch, dass keine Arbeit da war mit den Schildkröten, hatte ich auch das Gefühl, dass dieses Wegaufbereiten mehr eine Art Beschäftigungsprogramm für uns war als wirkliche Hilfe."

Autorin: Sonja Gillert
Redaktion: Mirjam Gehrke