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20 Prozent mehr Ökostrom 2017

3. Januar 2018

Der Umstieg auf erneuerbare Energien macht in Deutschland Fortschritte. Es gibt aber auch negative Auswirkungen. Manchmal muss Strom ins Ausland exportiert werden - zu "negativen Preisen".

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Symbolbild Alternative Energien
Bild: VRD - Fotolia

Die Produktion klimafreundlichen Ökostroms in Deutschland hat ein neues Allzeithoch erreicht. Nach Berechnungen des Energiekonzerns Eon produzierten Solar-, Wasser- und Windkraftanlagen 2017 rund 154 Milliarden Kilowattstunden Strom, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Nicht eingerechnet sind dabei Biomasse-Anlagen, die weitere 38 Milliarden Kilowattstunden erzeugten, wie das Unternehmen mitteilte.

Die meiste Energie erzeugten Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen mit rund 16,5 Milliarden kWh im Dezember, dicht gefolgt vom Oktober mit 15,9 Milliarden kWh. In beiden Monaten produzierten vor allem die On- und Offshore-Anlagen - also Windräder auf dem Land und auf See - den Großteil des Ökostroms.

Deutschland Windenergie Offshore-Windpark Butendiek
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Vor allem die zahlreichen Herbststürme hätten die Windräder häufig ausgelastet, erklärte Eon. In den Frühlings- und Sommermonaten habe es dagegen im Süden Deutschlands viel Sonne gegeben. Deshalb hätten im Mai, Juli und August die 1,6 Millionen Solaranlagen, die vor allem in den südlichen Bundesländern installiert seien, monatlich rund fünf Milliarden kWh Strom produziert - und damit jeweils knapp vor den Onshore-Windrädern gelegen.

Bis auf Biomasse- und Wasserkraftanlagen, die relativ konstant Energie erzeugten, unterlägen die Erneuerbaren Energien saisonalen Schwankungen, erklärte Eon. Stromspeicher wie etwa Batterien könnten helfen, den Ökostrom künftig noch besser über das gesamte Jahr zu nutzen.

Strom-Export zu "negativen Preise"

Zeitweise übertraf die Stromerzeugung den Verbrauch in Deutschland so stark, dass die überschüssige Menge zu sogenannten negativen Preisen exportiert wurde. Die Käufer erhalten demnach Geld für die Abnahme von Strom aus Deutschland. Negative Preise sind nach Angaben der europäischen Strombörse Epex Spot ein vergleichsweise seltenes Phänomen, aber nicht ungewöhnlich. Im vergangenen Jahr habe es während 146 Stunden negative Preis für Stromlieferungen am Folgetag gegeben. 2015 gab es negative Preise während 126 Stunden, 2016 während 97 Stunden. Unter gewissen Umständen seien negative Preise ein gutes Mittel, mit plötzlicher Überversorgung umzugehen und dem Markt ein angemessenes Signal zu senden, die Produktion zu senken. Epex ist eine Börse für kurzfristigen Stromgroßhandel in Europa.

Aus der Politik kamen Forderungen, diese Entwicklung zu beenden. "Wir können uns diesen Irrsinn auf Dauer nicht leisten. Die nächste Regierungskoalition wird sich des Themas annehmen müssen", sagte Bernd Westphal, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, dem "Handelsblatt". Der energiepolitische Koordinator der Union Thomas Bareiß forderte, der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie müsse dem Netzausbau und dem Speicherausbau angepasst werden.

Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung stieg 2017 auf ein Drittel, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bereits kurz vor Weihnachten mitgeteilt hatte. Insgesamt habe Deutschland 2017 rund 54 Milliarden Kilowattstunden Strom exportiert, etwa so viel wie im Vorjahr.

tko/rk (dpa, afp)