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Politik

Öffentliche Fahndung nach dem Attentäter

12. Dezember 2018

Der Angriff auf den Weihnachtsmarkt werde als Terroranschlag gewertet, sagte der Pariser Antiterror-Staatsanwalt. Die Ermittler haben derweil ein Fahndungsfoto des 29-Jährigen Angreifers veröffentlicht.

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Deutschland Grenzkontrollen Kehl nach Anschlag in Straßburg
Grenzkontrollen in Kehl nach dem Anschlag in StraßburgBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Die Ermittler gehen bei dem tödlichen Anschlag in Straßburg von einem terroristischen Hintergrund aus. Zeugen des Straßburger Anschlags haben den Angreifer "Allahu Akbar" (Allah ist groß) rufen hören, sagte der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Rémi Heitz in Straßburg. Angesichts des Zielorts, seiner Vorgehensweise und der Zeugenaussagen habe die Anti-Terrorabteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Die französische Regierung hatte zuvor bereits die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Auch der Straßburger Bürgermeister Roland Ries erklärte inzwischen: "Was am Dienstag passiert ist, war unbestreitbar ein Terroranschlag." Inzwischen fahndet die französische Polizei öffentlich nach dem Verdächtigen Chérif Chekatt.

Eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabei

Der gesuchte Verdächtige ist 29 Jahre alt und stammt aus Straßburg. Chekatt und soll sich in Haft radikalisiert haben, so der Chef-Ermittler weiter. Der Mann schoss am Dienstagabend mitten in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt um sich. Er habe eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabei gehabt. "Auf seinem Weg hat er mehrfach das Feuer mit einer Handfeuerwaffe eröffnet und ein Messer benutzt, mit dem er getötet und schwer verletzt hat", sagte Heitz. Auf seiner Flucht lieferte er sich noch zwei Schusswechsel mit Sicherheitskräften.

Alles andere als harmlos

Zwei Menschen wurden nach Angaben des Chefermittlers getötet. Eine weitere Person sei hirntot. Zwölf Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen sehr schwer. Nach ersten offiziellen Angaben sind unter den Opfern keine Deutschen, teilte das Krisenreaktionszentrum der Bundesregierung mit. Inzwischen nahmen Ermittler vier Menschen aus dem Umfeld von Chekatt fest.

Insgesamt 350 Einsatzkräfte

An der Fahndung sind nach Angaben des französischen Innenminister Christophe Castaner unter anderem 100 Mitarbeiter der Kriminalpolizei, Spezialeinheiten und Soldaten beteiligt, insgesamt suchen 350 Einsatzkräfte nach dem Täter. Unterstützt wird die Fahndung durch zwei Hubschrauber, außerdem wurden weitere Kräfte nach Straßburg geschickt. Die Bundespolizei in Baden-Württemberg kontrolliert den Grenzverkehr und rät wegen der laufenden Fahndung von einem Grenzübertritt ab. Die Bundespolizei erklärte, es gebe Kontrollen an vier Grenzübergängen nach Frankreich.

Das Ende der vorweihnachtlichen Stimmung in Straßburg (Foto: Reuters/C. Hartmann)
Das Ende der vorweihnachtlichen Stimmung in Straßburg Bild: Reuters/C. Hartmann

Chekatt sei in der Vergangenheit sowohl in Frankreich als auch in Deutschland verurteilt worden, sagte Minister Castaner. Seine Strafen habe er abgesessen. Nach Kenntnis der deutschen Justiz ging es in allen Fällen um Einbrüche. In Frankreich wurde er unter anderem schon 2008 in Frankreich und 2013 in der Schweiz jeweils wegen mehrerer Einbrüche zu Gefängnisstrafen verurteilt. 

Chérif C. als Gefährder eingestuft 

Die Sicherheitsbehörden hatten den Angreifer zudem als Gefährder eingestuft. Er hätte aber nach Angaben aus informierten Kreisen am Dienstagmorgen wegen anderer Vorwürfe festgenommen werden sollen. Doch Chekatt wurde nicht in seiner Wohnung angetroffen. Bei der Durchsuchung der Wohnung Stunden vor den Schüssen sollen Granaten gefunden worden sein, wie "France Info" und die Zeitung "Le Parisien" berichteten.

Staatschef Emmanuel Macron versprach den Opfern des Angriffs die Unterstützung Frankreichs. "Solidarität der gesamten Nation mit Straßburg, unseren Opfern und ihren Familien", schrieb Macron im Kurzbotschaftendienst Twitter. Macron berief in Paris eine Krisensitzung ein. 

"Erschüttert über die schreckliche Nachricht aus Straßburg"

Aus dem Ausland kamen zahlreiche Beileidsbekundungen. "Erschüttert über die schreckliche Nachricht aus Straßburg", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert. "Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten." Die britische Premierministerin Theresa May äußerte sich "schockiert und traurig über die schreckliche Attacke in Straßburg". Das Europaparlament gdachte mit einer Schweigeminute der Opfer. Präsident Antonio Tajani sicherte Frankreich die "Solidarität" der EU-Volksvertretung zu. Demokratie sei stärker als Hass und Gewalt. 

Bürgermeister Ries sagte, für die Stadt beginne ein Tag der Trauer. Der Weihnachtsmarkt in Straßburg bleibt an diesem Mittwoch geschlossen. Auch die kulturellen Einrichtungen der Stadt öffnen nicht, wie es in einer Mitteilung der Stadt hieß. Der Unterricht sollte am Mittwoch an Grundschulen und Vorschulen ausgesetzt werden. Eltern wurde geraten, ihre Kinder zu Hause zu lassen. An weiterführenden Schulen und Hochschulen sollte der Unterricht stattfinden.

Schießerei Straßburger Weihnachtsmarkt
Der malerische Weihnachtsmarkt in Straßburg zieht jedes Jahr viele Besucher anBild: picture-alliance/dpa/aptn

Frankreich ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel islamistischer Anschläge geworden. Seit Anfang 2015 wurden dabei mehr als 240 Menschen getötet. Straßburgs Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten und größten in Europa. Er gilt seit längerem als potenzielles Anschlagsziel und wird deswegen verstärkt von der Polizei bewacht.

rb/sti/ni (afp,dpa)