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Umkämpfte Inseln

Dennis Stute2. April 2007

25 Jahre nach dem Falkland-Krieg bekräftigt Argentinien seinen Anspruch auf die karge Inselgruppe. Doch London sperrt sich gegen Verhandlungen.

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Umkämpfter Außenposten: Nach ihrem Sieg hissten die Briten den Union Jack auch an der Ajax-Bucht, Quelle: AP
Umkämpfter Außenposten: Nach ihrem Sieg hissten die Briten den Union Jack an der Ajax-BuchtBild: AP

Meist peitscht der Wind über die baumlose Landschaft, die Durchschnittstemperatur liegt bei fünf Grad Celsius und auf einen Menschen kommen 220 Schafe. Doch auch zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Falkland-Krieg ist der Streit zwischen Argentinien und Großbritannien um die Inseln vor der argentinischen Küste noch immer nicht beigelegt - im Gegenteil. Kurz vor dem 25. Jahrestag der argentinischen Besetzung des Archipels am 2. April verschärfen die Südamerikaner den Ton.

"Nationale Sache"

Nestor Kirchner, Quelle: AP
Nestor KirchnerBild: AP

Buenos Aires kündigte ein Abkommen zur gemeinsamen Ölsuche mit Großbritannien. Mit dem - mehr als zehn Jahre alten und de facto irrelevanten - Abkommen habe London lediglich den "illegitimen und unilateralen" Beginn der Ölsuche vor den Falkland-Inseln rechtfertigen wollen, erklärte Außenminister Jorge Taiana. Britische Konzerne bohren bereits seit den neunziger Jahren im Umfeld der Inseln zuversichtlich, aber erfolglos nach Öl.

Seit Präsident Nestor Kirchner 2003 an die Macht kam, hat seine Regierung immer wieder den Anspruch auf "Las Malvinas" bekräftigt - mit zunehmender Frequenz. Zum vergangenen Jahrestag der Invasion - in Argentinien ein Nationalfeiertag - erklärte Kirchner die Wiedererlangung der 1833 von den Briten besetzten Inseln zur "nationalen Sache".

Außenpolitik für die Galerie

Britische Soldaten in den letzten Kriegstagen mit Kriegsgefangenen in Port Stanley, Quelle: AP
Britische Soldaten in den letzten Kriegstagen mit Kriegsgefangenen in Port StanleyBild: AP

"Es ist nicht so, dass die Leute hier morgens aufwachen und zuerst an die Malwinen denken", sagt die Paula Alonso, Politologin an der Universidad de San Andrés in Buenos Aires. Gleichwohl seien die meisten Bürger überzeugt, dass die Inselgruppe rechtmäßiger Teil des Landes sei. Auch den Krieg betrachteten noch immer viele als vielleicht schlecht geplant, im Grunde aber berechtigt. "Die Frage hat noch immer Mobilisierungspotenzial und lässt sich von Regierungen daher politisch instrumentalisieren", erklärt die Professorin. Das Thema sei oft in Präsidentschaftswahlkämpfen aufgegriffen worden und passe gut zum konfrontativen Stil von Kirchner, der sich im Oktober den Wählern stellen muss.

Innenpolitische Motive waren es auch, die den Falkland-Krieg auslösten: Die Junta von General Leopoldo Galtieri sah sich einer stärker werden Opposition gegenüber und die Invasion bot die Möglichkeit, die Bevölkerung um die Fahne zu scharen. Marineinfanteristen besetzten die kargen Inseln; die britische Premierministerin Margeret Thatcher antwortete mit 102 Kriegsschiffen und 29.000 Soldaten. Bis zur Rückeroberung starben rund 250 Briten und 700 Argentinier. Bis heute sind ständig zwischen 1000 und 2000 britische Militärs aller Waffengattungen auf den Inseln stationiert.

Keine Verhandlungen

Dabei will Argentinien, dies betont die Regierung stets, die Inseln auf friedlichem Wege zurückerlangen. Großbritannien ist jedoch nur dann zu Verhandlungen bereit, wenn dies von den knapp 3000 Bewohnern zumeist britischer Abstammung gewünscht wird - ein eher unwahrscheinliches Szenario. "Wir können über alles reden - Naturschutz, Fischerei und andere Angelegenheiten", sagt Sukey Cameron, Repräsentantin der Falkland-Inseln in Großbritannien. "Aber nicht über die Souveränität - das wäre gleichbedeutend mit der Abgabe der Souveränität."

Hauptstadt von 3000 Bürgern: Port Stanley
Hauptstadt von 3000 Bürgern: Port StanleyBild: picture-alliance/ dpa

"Wir hätten nichts lieber als ein gutes, nachbarschaftliches Verhältnis mit Argentinien", sagt Cameron. Für die Bewohner wäre dies eine enorme Erleichterung: Optiker, Klavierstimmer und andere Spezialisten, die regelmäßig eingeflogen werden, müssten dann nicht mehr die 13.000 Kilometer aus Großbritannien zurücklegen, sondern könnten aus dem nur knapp 500 Kilometer entfernten Argentinien kommen. Dass sich das Verhältnis in naher Zukunft entspannt, glaubt Cameron freilich nicht. "Wir rechnen damit, dass Argentinien den Druck erhöht", sagt sie und verweist auf die argentinischen Wahlen und die Jahrestage, die in den beiden Ländern getrennt und an unterschiedlichen Daten begangen werden. Zum britischen Gedenktag am 14. Juni hatte Großbritannien in diesem Jahr auch argentinische Vertreter eingeladen. Präsident Kirchner lehnte erwartungsgemäß ab.