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Robert Altmann gestorben

22. November 2006

Hollywood würdigt einen seiner Größten als das 'Ideal des Regisseurs'. Seinen Namen machte sich der als Rebell bezeichnete Filmemacher durch seinen unorthodoxen Stil. Jetzt ist er 81-jährig gestorben.

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Robert Altman bei der Oscar-Verleihung 2006, im Hintergrund Schaulustige
Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Robert Altman bei der Oscar-Verleihung im März 2006Bild: AP

Der mit zahlreichen Preisen gekrönte Regisseur von so bahnbrechenden Filmen wie "M*A*S*H" und "The Player" ist am späten Montag (20.11.2006) im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben. Wie seine Produktionsfirma in New York am Dienstag mitteilte, litt der Filmemacher seit 18 Monaten an Krebs. Zum Zeitpunkt seines Todes bereitete der unermüdliche Regisseur ein für 2007 geplantes Projekt vor. Die Nachricht von seinem Tod kam auch für viele seiner Freunde in Hollywood überraschend.

"Er war einzigartig und wir werden ihn sehr vermissen", sagte Meryl Streep, die in Altmans letzter Komödie "A Prairie Home Companion" mitspielte. Sie habe letzte Woche noch mit ihm gesprochen und dabei viel gelacht, in Vorfreude auf den Spaß bei den nächsten gemeinsamen Dreharbeiten, erzählte Streep der "Los Angeles Times". Richard Gere sagte, "es gibt niemanden, auf dessen Zusammenarbeit ich stolzer bin (als Altman)". Tim Robbins, der mit Altman unter anderem "The Player" und "Short Cuts" drehte, schloss sich dem Lob seiner Kollegen an. "Mit seiner einzigartigen Vision und seiner Außenseiter-Sensibilität hat er unzählige Regisseure meiner Generation beeinflusst und wird weitere in der Zukunft inspirieren."

Altmann das "Ideal des Regisseurs"

Die Vereinigung der amerikanischen Regisseure hat den gestorbenen Filmemacher Robert Altman als großes Vorbild gewürdigt. "Bob verkörperte das Ideal des Regisseurs - eine starke, unabhängige Stimme, die stets die Konventionen in Frage stellte", erklärte Präsident Michael Apted auf der Internetseite der Directors Guild of America (DGA). Altman habe ein Werk von atemberaubender Bandbreite geschaffen. "Sein unverkennbarer Stil und seine Leidenschaft haben Filmemacher und Publikum weltweit inspiriert."

Im Februar hatte Altman einen großen Auftritt bei der Berlinale in Berlin, wo sein Film, die Komödie "A Prairie Home Companion", vom Publikum bejubelt wurde. Als letzten seiner mehr als 30 Filme hatte Altman die Komödie über eine gleichnamige US-Radioshow mit Meryl Streep gedreht. Der Amerikaner war häufig bei der Berlinale zu Gast und hatte 2002 auch hier den Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten. Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat den amerikanischen Regisseur Robert Altman als "großen Geschichtenerzähler" und "guten Freund" gewürdigt. "Mit seinem scharfsinnigen und ironische Blick auf die Gesellschaft war Altman immer auch ein sehr politischer Filmemacher", sagte Kosslick am Mittwoch in Berlin.

Immer gegen das Genre

Szene aus dem Film "Gosford Park" von 2001
Szene aus dem Film "Gosford Park" von 2001

Der frühere Bomberpilot und wegen seines unorthodoxen Stils in Hollywood als "Rebell" bekannte Filmemacher war seit 1970 fünf Mal für einen Regie-Oscar nominiert worden. In diesem Jahr wurde ihm dann die begehrteste Filmtrophäe der Welt für sein Lebenswerk verliehen. Seine Werke sind vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit der Goldenen Palme von Cannes, dem Goldenen Löwen von Venedig und einem Golden Globe. In seiner Dankesrede bei der Oscar-Verleihung im März bekannte Altman vor Zuschauern in aller Welt, dass er bereits seit Mitte der 1990er Jahre nach einer Transplantation ein fremdes Herz in seiner Brust schlagen hat.

Am 20. Februar 1925 in Kansas City geboren, hatte Altman 1957 mit der Fernsehserie "Alfred Hitchcock Presents" seinen Einstand in Hollywood gegeben. Fast alle seiner großen Filme sind ein Statement gegen das Genre, dem sie thematisch angehören: "M*A*S*H" bespöttelt alles, was den klassischen Kriegsfilmen heilig ist. "Nashville" (1975) demontiert die Mythen der amerikanischen Musikindustrie. In "Prêt-à-porter" (1994) schreiten die Models am Ende nackt über den Laufsteg, als bleiche Hungerbilder ihrer selbst. In "Short Cuts" (1993), der den goldenen Löwen von Venedig gewann, lässt er ein Playgirl gleichgültig Wäsche bügeln und ihr Baby stillen, während es Kunden am Telefonhörer wilde Orgien vorspielt. Für seine Gesellschaftssatire "Gosford Park" (2001) erhielt er einen Golden Globe. (rri)