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Die Unterwasserwelt auf einen Klick

1. Oktober 2010

Fishbase ist die weltweit größte biologische Datenbank. Sie gibt Auskunft über Nahrung, Fruchtbarkeit und Sterberaten aller bekannten Fischarten. Und damit Informationen, die auch Schlüsse auf den Klimawandel zulassen.

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Makrelenschwarm (Foto: Universum Film GmbH)
Ein Fischschwarm - phantastisches NaturschauspielBild: Universum Film

"Der Klimawandel hat noch nicht richtig zugeschlagen. Das kommt erst noch auf uns zu. Die Fischerei hat aber erheblich zugeschlagen, wir nehmen seit etwa 50 Jahren mehr raus als nachwächst. Und wir fangen die meisten Tiere, bevor sie sich fortpflanzen konnten. Das Ergebnis ist, dass alle großen, beliebten, essbaren Tiere zu neunzig Prozent weggefischt sind", sagt der Meereswissenschaftler und Gründer der Fishbase, Rainer Froese.

"Weniger Fischen!“

Es werden weniger Fische gefangen, als es bei einer vernünftigen Handhabung mit der Fischerei möglich wäre. Die Fischbestände könnten 60 Prozent höher sein, wenn sie sich erholen könnten. Im Augenblick sind sie so klein, dass überhaupt nur sehr wenig gefangen werden kann. Es würde bei den meisten Fischarten nur vier, fünf Jahre dauern – dann wären wieder genug Tiere vorhanden.

Industrielle Fischerei (Foto: Australien Fisheries)
Es wird gefangen, was möglich istBild: Australian Fisheries Management Authority

Das Wasser verändert sich

Der Klimawandel setzt den Meeren zu. Auch das Wasser erwärmt sich. Wissenschaftler vermuten eine Erwärmung von zwei bis vier Grad, und das hat Konsequenzen. Eine gesteigerte Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Luft im Meer lässt den pH-Wert des Wassers sinken - das Wasser wird sauer und das Ökosystem verändert sich. Das hat starke Auswirkungen auf die Korallen und alle kalkbildenden Organismen, die wichtiger Lebensraum für viele Fischarten sind. Rainer Froese sagt: "Es kann auch sein, dass sich Meeresströmungen ändern, weil das ganze Klimasystem im Grunde die Strömungen treibt."

Fische leben gefährlich!

Rainer Froese versichert, dass es viel mehr Fischarten gibt als angenommen. Meeresbiologen gingen bislang von etwa 20.000 Arten weltweit aus. Doch die biologische Online-Datenbank Fishbase hat mehr als 32.000 Fischarten, 279.600 Namen und 49.000 Bilder erfasst. Die gute Nachricht ist also: Es gibt mehr Fischarten als angenommen. Die schlechte ist: Viele sind bedroht. Jedes Jahr stehen mehr Fische auf der roten Liste der bedrohten Arten, die das IUCN (International Union for Conservation of Nature) herausgibt. Besonders gefährdet sind Süßwasserfische, aber auch die Zahl der bedrohten Meeresfische steigt.

Dorsch/Kabeljau (Foto: by-nc-sa/Joachim S. Müller)
Der Gadus morhua (Dorsch/Kabeljau) steht auch auf der roten ListeBild: by-nc-sa/Joachim S. Müller

Oceans´ next Topmodel

Ein besonderes Highlight der Fishbase sind die Veröffentlichungen neuer Fischarten. Auf dieser Plattform klickt man in die tiefsten Tiefen der Weltmeere und entdeckt die bizarrsten Gestalten. "In der Tiefsee ist es dunkel, das heißt, wir haben keine Selektion für Schönheit, wir haben dort eine Selektion fürs Überleben. Es kommt sehr wenig Nahrung unten an." Deswegen haben viele der Tiere hier ein riesiges Maul, andere tragen "Lampen" mit sich herum, die die Umgebung zumindest ein wenig erhellen.

Anglerfisch (Foto:Photoshot/picture alliance)
Dem Anglerfisch möchte man nicht unbedingt beim Tauchgang begegnenBild: Photoshot/picture alliance

Ein Blick in die Zukunft

Der Klimawandel verändert die Funktionsbeziehungen in den Ökosystemen nachhaltig. Wird nicht mehr getan, wird der Meeresspiegel vermutlich weiter steigen, werden die Meeresströmungen sich wahrscheinlich ändern. Die Folgen für die Menschen und die Fischerei, vermuten Forscher, könnten einen unabsehbaren Umfang annehmen. Was das für Menschen und Tiere bedeuten würde, können die Wissenschaftler nicht eindeutig beantworten.

Autor: Alex Reitinger

Redaktion: Judith Hartl