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Ayatollah Khomeini

Peter Philipp2. Februar 2009

Der 1. Februar 1979 wirkt bis heute fort: An diesem Tag landete Ayatollah Khomeini in Teheran. Das war quasi der Startschuss für die Islamische Revolution, die die ganze Region verändern sollte, bis heute.

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Ayatollah Khomeini, Archivbild aus dem Jahr 1980, Foto: AP
Khomeini, benannt nach seinem Geburtsort Chomein, wurde vermutlich 1902 geborenBild: AP

"Ich muss Euch sagen, dass Mohammad Reza Pahlavi, dieser üble Verräter, fort ist!" Mit dieser Botschaft wendete sich Ayatollah Ruhollah Khomeini am 1. Februar 1979 erstmalig an das iranische Volk. Er hatte sich zum großen Teheraner Friedhof Beheshte Sahra fahren lassen, wo alte Weggefährten und Opfer des Widerstandes gegen den Schah beigesetzt sind. "Er ist geflohen, nachdem er alles geplündert hat! Er hat unser Land zerstört und unsere Friedhöfe gefüllt!", klagte Khomeini den Schah damals an, er habe die Wirtschaft ruiniert, die persische Kultur vernichtet und Ressourcen zerstört, wetterte er weiter.

Rückkehr von Ayatollah Ruhollah Khomeini, Revolutionsführer und Gründer der Islamischen Republik Iran aus Paris nach Teheran am 01.02.1979, Quelle: DW
Rückkehr von Khomeini aus Paris am 01.02.1979

Wut und Hass auf den Schah sind mehr als deutlich aus den Worten des damals 67-Jährigen herauszuhören. Gefühle, die sich jahrzehntelang entwickelten: Als Sohn eines islamischen Theologen nahm Khomeini früh das Studium des Islam auf und gehörte als junger Mann schon zu den hoffnungsvollen Nachwuchskräften in Qom – dem Zentrum der bedeutendsten Koran- und Theologieseminare.

Pläne schon in der Schublade

Bereits 1943 veröffentlichte Khomeini einen Plan zur Einrichtung einer islamischen Regierung, aber es sollte noch 20 Jahre dauern, bis der Religionsgelehrte sich offen in die Politik einmischte und seinen Predigten in Qom immer wieder offen zu Umsturz und Revolution aufrief. Die Reaktion des Schahs folgte damals prompt: Khomeini wurde vorübergehend festgenommen, ein Jahr lang unter Hausarrest gestellt und schließlich im November 1964 in die Türkei ausgewiesen.

Der junge Ayatollah Ruholla Khomeini, Quelle: wikipedia
Bereits mit 15 soll Khomeini mit dem Islamstudium begonnen haben

Hier hielt es ihn nicht lange: 1965 zog er ins irakische Nadschaf weiter, eines der wichtigsten religiösen Zentren des Schiitentums. Hier konnte er unbehelligt forschen und lehren, unter anderem verfasste er dort die Schrift "Der Islamische Staat“ – seine Vorstellungen von Irans künftiger Staatsform.

Auch aus dem Exil mischte sich Khomeini immer wieder in die Entwicklungen in seiner Heimat ein. Dies und das 1975 zwischen dem Schah und Saddam Hussein vereinbarte "Algierer Abkommen", das eine Entspannung zwischen Iran und Irak vorsah, führten 1978 erneut zur Ausweisung Khomeinis: Aufnahme fand er schließlich in Frankreich. Die französische Regierung sah dies damals nicht als einen unfreundlichen Akt gegen den Schah an, obwohl sie mit ihm eng zusammenarbeitete. Er sei schließlich unter regulären Bedingungen eingereist, versicherte der damalige Staatspräsident Giscard d’Estaing damals, er sei kein Flüchtling, sondern ein Ausländer mit Wohnsitz in Frankreich.

Der Schah geht

Eine ziemlich blauäugige Umschreibung der Tatsache, dass der Westen zu dem Zeitpunkt bereits begonnen hatte, den Schah abzuschreiben. Im Iran kam es derweil immer häufiger zu gewaltsamen Protesten gegen den Schah, bis dieser schließlich am 16. Februar 1979 das Land verließ - offiziell, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Schon wenige Tage später kündigte Khomeini seine Rückkehr aus dem französischen Neauphle-le-Château bei Paris an. Erst dort hatte er es geschafft, die Aufmerksamkeit der internationalen Presse auf sich zu ziehen.

Rede des Ayatollah Ruhollah Khomeini nach seinem Rückkehr aus Paris auf dem Teheraner Friedhof 'Beheshte Sahra', Quelle: DW
Rede des Ayatollah auf dem Teheraner Friedhof 'Beheshte Sahra'

Entsprechend groß war das Medieninteresse, als er am 1. Februar 1979 in den Iran zurückflog. Bei seiner Ansprache auf dem Friedhof Beheshte Sahra machte er bereits unmissverständlich deutlich: "Ich werde meine eigene Regierung ernennen, ich werde dieser Regierung auf den Mund schlagen. Ich werde die Regierung mit Rückendeckung der Nation bestimmen, denn diese Nation akzeptiert mich!"

Am 11. Februar trat die letzte, vom Schah eingesetzte Regierung unter Schapur Bachtiar zurück, da auch das Militär seine Neutralität erklärte. Die Gegenregierung Bazargan, seit 5. Februar 1979 von Khomeini eingesetzt, übernahm die Regierungsgeschäfte und mit ihr begannen auch die Säuberungswellen: Mitglieder und prominente Anhänger des Schah-Regimes, die sich nicht ins Ausland gerettet hatten, wurden vor Gericht gestellt und fast sämtlich zum Tode verurteilt.

Rückenwind durch den Krieg

Auch das Ausland bekam fortan die neue Ausrichtung des Iran zu spüren: Jahrelang versuchte die Teheraner Führung auf Weisung Khomeinis, die Islamische Revolution in andere Teile der muslimischen Welt zu exportieren, sie machte sich zum Wortführer der Gegner Israels und auch der USA – beide werden als "kleiner und großer Satan" beschimpft. Und Khomeini selbst sprach 1989 ein Todesurteil gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie aus. Seinen Roman "Die satanischen Verse" verurteilte der Ayatollah als Gotteslästerung.


Der Schah war beseitigt - die Unzufriedenheit vieler Iraner aber keineswegs: Viele kehrten in der Folgezeit ihrem Land den Rücken. Dennoch vermochte es Khomeini, seine Macht zu festigen, und das verdankte er maßgeblich Saddam Hussein: Der erklärte 1980 dem Iran den Krieg, der acht Jahre lang andauern und beiden Seiten schwere Verluste bringen sollte. Doch angesichts der äußeren Bedrohung schlossen sich im Iran die Reihen, die Fehler des Regimes rückten in den Hintergrund. Als der Krieg 1988 zu Ende ging, war das Regime gefestigt. Ein Jahr später, am 3. Juni 1989 starb Khomeini.

Eine junge Frau vor einem Wandgemälde mit Ayatollah Khomeini, Foto: dpa
Khomeinis Revolution wirkt bis heute fort - nicht nur im IranBild: picture-alliance/ dpa