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Der Papst spricht Mutter Teresa selig

Sonila Sand19. Oktober 2003

"Das ist ein Geschenk an die Kirche und an die Welt." So beschreibt der Papst das Leben von Ordensgründerin Mutter Teresa. Nur sechs Jahre nach ihrem Tod spricht er die Anwältin der Armen selig - ungewöhnlich schnell.

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Agnes Gonxhe Bojaxhiu alias Mutter TeresaBild: AP

Im Rahmen seines 25-jährigen Amtsjubiläums wird Papst Johannes Paul II. Mutter Teresa am Sonntag (19. Oktober 2003) selig sprechen. Die Friedensnobelpreis-Trägerin starb erst im September 1997 - damit ist ihre Seligsprechung die schnellste in der jüngeren Kirchengeschichte.

"Missionarinnen der Nächstenliebe"

Geboren als Agnes Gonxhe Bojaxhiu, Tochter eines albanischen Kaufmannes, wurde Mutter Teresa streng katholisch erzogen. Mit 17 Jahren verließ sie ihre Heimat und trat dem Orden "Sisters of our Lady" (Schwestern der Jungfrau von Loreto) in Irland bei. Im Dezember 1928 fuhr sie zum ersten Mal nach Indien und ließ sich in Darjeeling nieder, um ihr Noviziat im Loreto-Konvent zu beginnen - voller Vertrauen in die Liebe Gottes zu den Menschen: "Er kennt unsere Namen und er kümmert sich mehr um uns als um die Blumen, die Wiesen und all die Schönheit der Natur", sagte die Nonne.

Galerie Papst 25 Jahre mit Mutter Teresa
Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa, 1986Bild: AP

In den 1930er-Jahren unterrichtete Schwester Teresa Mädchen in Kalkutta. Auf einer langen Zugreise im September 1946 vernahm sie "Gottes Ruf": Ihre Mission sei es, den Ärmsten der Armen beizustehen. Überzeugt, dass in jedem armen Menschen Jesus leben würde, verließ sie 1948 mit der Erlaubnis von Papst Pius XII. den Konvent, um einen Schwesternorden zu gründen. Sie legte den weißen Sari mit den drei blauen Streifen an - das Gewand der Armen in Bengal. Ihr Orden "Missionaries of Charity" (Missionarinnen der Nächstenliebe) wurde erst 1950 vom Vatikan anerkannt.

Ein Haus für die letzten Tage

Während der bengalischen Hungersnot sah die noch junge Schwester Teresa die Armen zu Dutzenden sterben - einsam und allein. Sie entschied sich, ein Haus für Sterbende zu gründen und sich um sie zu kümmern. Die Stadtverwaltung in Kalkutta erlaubte ihr, ein leer stehendes Gebäude zu nutzen, das neben dem Kali-Tempel im Kalighat-Viertel stand. Kali ist die am meisten verehrte und gefürchtete Göttin der Hindus, welche die Macht besitzt, Leben zu geben und zu zerstören. So entstand 1952 das Haus der Sterbenden, das Kalighat oder Nirmal Hriday, wie es Mutter Teresa nannte. Freiwillige, Nonnen und Mönche baden und ernähren die Bewohner. Bisher konnten über 30.000 Menschen ihre letzten Tage dort verbringen.

Der Westen reagierte schnell mit großzügigen Spenden auf Mutter Teresas Arbeit. Doch die Nonne sah sich nie als Wohlfahrtsarbeiterin. Sie handele nur im Auftrag der Religion, speziell im Sinne von Jesus Christus. "Die Arbeit ist nicht die Berufung, es ist das Beten", beteuerte sie immer wieder. Nach dem Kalighat gründete Mutter Teresa weitere Häuser, um Bedürftigen zu helfen. Sie erhielt 1979 den Friedensnobelpreis.

Armut ist nicht nur Geldmangel

Dennoch wurde sie oft kritisiert, vor allem aufgrund des Umgangs mit Spendengeldern. Christopher Hitchins, ein amerikanischer Schriftsteller, der sie als "Hell's Angel" - Höllenengel - bezeichnete, warf ihr Heuchelei vor. Sie würde mit Diktatoren verhandeln und dubiose medizinische Behandlungen verwalten. Doch Mutter Teresa hielt an ihrer Mission fest. Im Sinn hatte sie nicht nur die materiell Bedürftigen: "Es gibt viel Armut der Seele, vor allem in westlichen Ländern."

Mittlerweile gehören ihrem Orden weltweit über 4000 Nonnen an, es gibt 600 Häuser von den "Missionaries of Charity" in 130 Ländern. Sie leben für die Nächstenliebe, Mutter Teresas erklärtes Ziel: "Betet gemeinsam, dass wir uns gegenseitig so lieben, wie Gott uns liebt. Nicht in Worten, sondern in Taten."