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Ölkatastrophe viel schlimmer als gedacht

11. Juni 2010

Das Ausmaß der Ölpest im Golf von Mexiko weitet sich aus: Es fließt laut Experten doppelt so viel Öl ins Meer als bislang angenommen. Obama hat den Vorstand des Ölkonzerns BP zum Gespräch ins Weiße Haus bestellt.

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Toter Fisch im Ölmantel (Foto: AP)
Massenhaft fließt das Öl täglich ins Meer; ein Ende ist nicht in SichtBild: AP

Aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko läuft nach jüngsten Angaben von Wissenschaftlern bis zu zwei Mal so viel Öl aus wie bislang vermutet. Demnach wären inzwischen 160 Millionen bis 380 Millionen Liter Öl in die Gewässer vor der Südküste der USA geströmt. Experten legten die neuen Zahlen nach Beratungen mit der Regierung am Freitag (11.06.2010) vor. Es ist bereits das dritte Mal seit Beginn der Ölkatastrophe im April, dass die Schätzungen nach oben korrigiert wurden.

Schätzung: bisher 400 Millionen Liter ausgetreten

Inzwischen gehen die meisten Schätzungen von einer Menge austretenden Öls aus, die pro Stunde höher ist, als anfänglich für einen gesamten Tag angenommen wurde. Täglich traten demnach bis zu acht Millionen Liter aus, wie die Direktorin des Geologischen Dienstes, Marcia McNutt, mitteilte. McNutt koordiniert die diversen Experten-Schätzungen. Die Angaben gelten für den Austritt vor dem 3. Juni, als ein beschädigtes Steigrohr abgesägt und ein Absaug-Trichter über die defekte Bohrleitung gestülpt wurde. Nach dem Absägen trat nach Angaben des Konzerns BP bis zu 20 Prozent mehr Öl aus.

Die Öllache an der BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" (Foto: AP)
Die Öllache an der BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon"Bild: AP

Die Schätzungen sind noch immer nicht endgültig, das Ozeanografische Institut Woods Hole etwa nannte noch höhere Zahlen: Zwischen 3,8 Millionen und acht Millionen Liter Öl träten demnach täglich aus - insgesamt somit bislang fast 400 Millionen Liter. Andere Experten sprechen von rund 240 Millionen Litern. Nach der Havarie der "Exxon Valdez" 1989 vor Alaska, der bisher schwersten Ölkatastrophe in US-Gewässern, strömten insgesamt 41 Millionen Liter Öl ins Meer, so viel wie den Schätzungen zufolge derzeit im Golf von Mexiko alle fünf bis 13 Tage.

BP-Chef zum Rapport ins Weiße Haus bestellt

US-Präsident Barack Obama hat den Vorsitzenden des Aufsichtsrates des britischen Ölkonzerns BP ins Weiße Haus einbestellt. Carl-Henric Svanberg solle am kommenden Mittwoch Obama Rede und Antwort stehen, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Ein entsprechendes Schreiben vom Chef-Koordinator für das Krisenmanagement an der ölverseuchten Golfküste, Thad Allen, sei an Svanberg geschickt worden. Darin habe Allen nochmals klar gemacht, dass BP "finanziell für alle Kosten voll verantwortlich" sei.

Obama hatte in den vergangenen Tagen den Druck auf BP deutlich erhöht. Unter anderem sagte der Präsident über BP-Chef Tony Hayward, er hätte diesen längst gefeuert. Außerdem setzte die US-Regierung dem britischen Konzern ein Ultimatum für neue Vorschläge im Kampf gegen die Ölpest.

Die Ölpest am Golf von Mexiko (Foto: AP)
Die Ölpest am Golf von Mexiko breitet sich nach der Explosion der BP-Bohrinsel immer weiter ausBild: AP

Obama sagt Hinterbliebenen Hilfe zu

US-Präsident Barack Obama versicherte unterdessen den Hinterbliebenen der elf Arbeiter, die bei der Explosion auf der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" getötet wurden, seine Unterstützung. Er empfing die Familien am Donnerstag im Weißen Haus, und Keith Jones, dessen Sohn am 20. April ums Leben kam, erklärte danach: "Er sagte uns, dass wir nicht vergessen werden."

Der US-Kongress stellte der Küstenwacht derweil mehr Geld bereit, um die Ölpest zu beseitigen. Ein Gesetz, das die bisherige Obergrenze von hundert Millionen Dollar aufhebt, die die Küstenwacht aus einem Regierungsfonds nutzen konnte, wurde am Donnerstag an Obama weitergeleitet. Ansonsten wäre der Küstenwacht in der kommenden Woche das Geld ausgegangen, erklärte der Abgeordnete James Oberstar, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Repräsentantenhauses.

Im Golf von Mexiko war am 20. April die BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem fließt Öl ins Meer. Zahlreiche Küsten in den USA sind bereits verschmutzt.

Autorin: Naima El Moussaoui (afp, ap, dpa)

Redaktion: Oliver Samson