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"Öl für Lebensmittel" geht weiter

28. März 2003

Der Weltsicherheitsrat will das Irak-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" wieder aufnehmen. Die US-Truppen im Land werden weiter aufgestockt. Unterdessen trat der US-Chefberater des Pentagon, Richard Perle, zurück.

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UNO-Lieferungen unter KriegsbedingungenBild: AP

Der UN-Sicherheitsrat hat am Freitag die Wiederaufnahme des Hilfsprogramms "Öl für Lebensmittel" an die irakische Bevölkerung beschlossen. Die entsprechende Resolution wurde einstimmig von dem aus 15 Staaten bestehenden Gremium in New York verabschiedet. Die von Deutschland erarbeitete Resolution passt das Programm an die aktuelle Lage in Irak an und ermöglicht der UNO das Handeln unter Kriegsbedingungen. Zusätzlich zu dem Programm will die UNO einen humanitären Notfonds für die irakische Bevölkerung im Volumen von 2,2 Milliarden Dollar (2,05 Milliarden Euro) einrichten.

Bush und Blair: egal, wie lange es dauert

US-Präsident George Bush und der britische Premierminister Tony Blair bekräftigten unterdessen nach einem Treffen im amerikanischen Camp David ihre Entschlossenheit, das Saddam-Regime zu stürzen - egal wie lange es dauern werde. Über die genaue Rolle der Vereinten Nationen nach einem Ende des Konflikts äußerten sie sich ausweichend. Blair traf am Donnerstag in New York auch mit UN-Generalsekretär Kofi Annan zusammen. Beide Männer begrüßten dabei die vorher im Sicherheitsrat erzielte Einigung zum Irak-Hilfsprogramm.

Bagdad unter Bomben

Bagdad
Explosion in Bagdad am Donnerstag (27.3.2003)Bild: AP

Die US-geführten Truppen haben am frühen Freitagmorgen (28.3.2003) erneut heftige Angriffe auf Bagdad gestartet. Zahlreiche Explosionen erschütterten vor allem den Süden der irakischen Hauptstadt, wie Korrespondenten von Nachrichtenagenturen vor Ort berichten. Die neuen Bombardements am Morgen sollen wesentlich heftiger als die Angriffe der vergangenen Tage gewesen sein.

Die US-Bodentruppen haben sich unterdessen nicht weiter auf die irakische Hauptstadt zubewegt. Nach Agenturberichten sollen sie noch immer rund 100 Kilometer südlich von Bagdad stehen. Dort gibt es auch Gefechte mit irakischen Truppen. Der irakische Verteidigungsminister General Sultan Haschim Ahmed kündigte den Invasionstruppen einen blutigen Straßenkampf zur Verteidigung Bagdads an. Das sagte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in der irakischen Hauptstadt.

Der Nordirak soll gesichert werden

Die Alliierten arbeiten offenbar weiter am Aufbau einer Nordfront im Irak. Auf dem am Donnerstag (27.3.2003) besetzten Flugfeld nahe der Stadt Erbil in kurdisch kontrolliertem Gebiet landeten in der Nacht zum Freitag nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN immer wieder Flugzeuge. Sie hätten Soldaten und militärisches Gerät an Bord.

Britischer Panzer bei Basra
Ein britischer Panzer bei Basra am Donnerstag (27.3.2003)Bild: AP

Die Amerikaner stellen sich inzwischen offenbar auf einen längeren Krieg ein. Als Anzeichen dafür wurde die angekündigte Entsendung von zusätzlichen Soldaten in den Irak gewertet. Nach acht Tagen Krieg befinden sich nach Angaben des Pentagons 90.000 US-Soldaten im Irak. Weitere 100.000 bis 120.000 seien auf dem Weg in das Kriegsgebiet. Außerdem verlegt das Pentagon zusätzliche Einheiten an den Golf. In den vergangenen Tagen seien 15.000 weitere Bodensoldaten in den Irak eingedrungen, unter ihnen die rund tausend Fallschirmjäger, die in der Nacht zum Donnerstag (27.3.2003) im Nordirak gelandet waren. Zuvor war Kritik laut geworden, die derzeitigen Bodentruppen reichten nicht aus, um Bagdad einzunehmen.

Humanitäre Lage in Basra verschärft sich

Derweil dauerten die Kämpfe um Basra, die zweitgrößte Stadt des Landes, an. Nach CNN-Berichten verschärft sich dort die humanitäre Situation. Immer mehr Menschen würden aus der 1,3 Millionen Einwohner zählenden Stadt im Süden des Landes flüchten, weil die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser nicht gesichert sei. Die Lage in der Stadt werde auch nach Angaben von Hilfsorganisationen immer dramatischer.

Rücktritt des us-amerikanischen Regierungsberaters, Richard Perle
Richard PerleBild: AP

Unterdessen gab in den Vereinigten Staaten der Chefberater des US-Verteidigungsministeriums, Richard Perle, seinen Rücktritt bekannt. Der 61-Jährige begründete seine Entscheidung am Donnerstag mit Vorwürfen über eine unzulässige Verquickung seines politischen Einflusses mit wirtschaftlichen Interessen. Diese seien zwar falsch, schrieb er in seinem Rücktrittschreiben, aber nicht "schnell und einfach" zurückzuweisen. Er wolle nicht von den Kriegsanstrengungen der USA ablenken. Perle ist einer der Wortführer der Kriegsbefürworter in Washington und übte bei der Kriegsplanung großen Einfluss auf die US-Regierung aus. Zuletzt hatte er die UN scharf angegriffen und ihr Versagen vorgeworfen. (kap)

Hinweis: Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden