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Ägypter protestieren mit Schuhen gegen Schafik

1. Juni 2012

Für viele Ägypter ist der letzte Ministerpräsident Schafik noch immer ein rotes Tuch. Tausende demonstrieren gegen seine Teilnahme an der Stichwahl um das Präsidentenamt – teilweise mit einem starken Symbol.

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Ägyptische Demonstraten skandieren Slogans gegen den Politiker Schafik (Foto: AP)
Ägyptische Demonstraten skandieren Slogans gegen den Politiker SchafikBild: dapd

Landesweit sind Tausende Ägypter am Freitag auf die Straßen gegangen, um den Ausschluss von Ahmed Schafik von der Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten zu fordern. Schafik war der letzte Ministerpräsident unter dem Ex-Machthaber Husni Mubarak und hatte nach Mohammed Mursi, dem Kandidaten der Muslimbruderschaft, in der ersten Runde der Abstimmung die meisten Stimmen erhalten. Nun treten die beiden am 16. und 17. Juni gegeneinander an.

Allein in der Hafenstadt Alexandria kamen am Freitag mindestens 7.000 Demonstranten zusammen. Einige Protestler hielten als Zeichen ihrer Geringschätzung Schafiks ihre Schuhe in die Höhe. Viele Ägypter fürchten, dass bei einer Wahl Schafiks zum Präsidenten das alte Regime wieder Einzug in den Zentralen der Macht halten werde. Ein Freispruch für Mubarak würde wohl neue Proteste und Forderungen nach "revolutionärer Gerechtigkeit" aufflammen lassen

Neue Runde im alten Machtkampf

Experten sehen in dem Konflikt eine Wiederauflage des Machtkampfs zwischen der über Jahrzehnte verbotenen Muslimbruderschaft und den mächtigen Militärs. Wie sein Mentor Mubarak machte Schafik als Luftwaffenoffizier Karriere. Ein Freispruch für den Ex-Präsidenten könnte aber nach Ansicht einiger Beobachter seine Chancen auf den Präsidentenposten stark schmälern.

Die anstehende Stichwahl hat die Spannungen zwischen den politischen Gruppen ohnehin angeheizt. Die Spannungen dürften noch zunehmen, sobald an diesem Samstag in Kairo das Urteil gegen Mubarak verkündet wird. Der 84-jährige Ex-Machthaber, der im Februar 2011 nach wochenlangen Massenprotesten die Macht abgab, muss sich wegen Anordnung von Gewalt, Amtsmissbrauch und Korruption verantworten.

Todesstrafe für Mubarak?

Mubarak, dem früheren Innenminister Habib el Adli sowie vier hohen Polizeioffizieren wurde Mitschuld am Tod von mehr als 900 Demonstranten während der Unruhen vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung droht den Angeklagten die Todesstrafe.

Parallel zu dem Prozess war Mubarak mit seinen Söhnen Gamal und Alaa sowie einem geflohenen Freund der Familie wegen Korruption angeklagt. Gamal galt nach seinem Vater als zweitmächtigster Mann in Ägypten und als wahrscheinlicher Nachfolger, Alaa ist ein wohlhabender Geschäftsmann.

Das ägyptische Staatsfernsehen überträgt die Urteilsverkündung live. Ausländischen Medien würden die Bilder für 7000 bis 10.000 Dollar (bis zu 8100 Euro) zur Verfügung gestellt, meldete die Nachrichtenagentur Mena.

kle/SC (dapd, afp, rtr)

Der erkrankte Ex-Präsident Mubarak nahm am Prozess vom Krankenbett aus teil (Foto: AP)
Der erkrankte Ex-Präsident Mubarak nahm am Prozess vom Krankenbett aus teilBild: dapd