"Zwischen Zonen" im Marta Herford
Frauen aus dem persischen und arabischen Raum bewegen sich in Welten voller Gegensätze. Künstlerinnen loten diese Zonen in der Ausstellung "Zwischen Zonen" im Marta Herford neu aus.
Mit der Tradition brechen
Heißt auch: Sehgewohnheiten herausfordern. Feministische Fragen stehen nicht im Fokus der Ausstellung im Marta Herford. Roter Faden sind Fragen nach dem Verhältnis von Körper und Raum. Die Arbeiten beschäftigen sich mit der Instrumentalisierung von Geschichte und mit Identitäten in der globalisierten Welt.
Arwa Arboun: Familiengeschichte(n)
Die aus Libyen stammende Multimedia-Künstlerin Arwa Arboun bricht mit traditionellen Bildmotiven und wählt dafür einen sehr persönlichen Ansatz: für das Diptychon "I'm sorry / I Forgive You" porträtierte sie ihre Eltern. In den beiden Fotografien kehrt sie jeweils die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern um.
Lamina Joreige: Fragmente aus dem Krieg
Die im Libanon lebende Künstlerin untersucht die Beziehung zwischen individuellen Erzählungen und kollektiver Geschichte. Die 2002 gestartete Projektreihe "Objects of War" lotet die Möglichkeiten bildlicher Repräsentation des libanesischen Kriegs aus. Außerdem zeigt Lamina Joreige im Marta Herford Still-Prints von ihrem 2006 im Libanon-Krieg entstandenen Essayfilm "Nights and Days".
Sama Alshaibi: Geschichten aus der Wüste
Das Projekt "Silsala" (arabisch für Verbindung) ist von den Expeditionen des marokkanischen Gelehrten Ibn Battuta im 14. Jahrhundert inspiriert. Die in den USA lebende irakische Palästinenserin bereiste in einem Zeitraum von sieben Jahren verschiedene Wüstenregionen und Wasserquellen in Nahost und Nordafrika. "Die Wüste ist eine interessante Metapher für die moderne Gesellschaft", so Alshaibi.
Saba Innab: Wie baut man ohne Land?
Saba Innabs Arbeiten verleihen der paradoxen Situation der Palästinenser Ausdruck. Aus einer Perspektive außerhalb des (erdachten) Palästinas zeichnet Innab die jordanische, syrische, libanesische und ägyptische Grenze als filigrane abstrakte Linie: auf einer massiven Mauer, die den Ausstellungsraum brutal teilt. Das Verweilen (arabisch "sakan", engl. to dwell) scheint ohne Begrenzung unmöglich.
Moufida Fedhila: Alternative Sicht anbieten
Für ihren Kurzfilm "Hors-je" (außer mir) arbeitete die tunesische Künstlerin mit Kindern in der Cité Ettadhamen. Fedhila: "Das ist ein Quartier aus dem viele zum Kampf nach Syrien aufbrechen, in den Djihad, viele radikalisieren sich, werden kriminell. Ich versuche, eine alternative Sicht anzubieten. Es geht um Teilhabe, den Kern der Demokratie. Ich glaube an die transformative Kraft von Kunst."
Mounira al Solh: Ironie und Doppeldeutigkeit
Die aus dem Libanon stammende Mounira Al Solh ist mit ihren vielseitigen Arbeiten zur Zeit auch bei der Documenta in Kassel und Athen zu sehen. 2015 war sie auf der Biennale Venedig vertreten. Die in Holland lebende Künstlerin macht Videos und Videoinstallationen, Zeichnungen und Malerei, Stickerei und Performance.