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Literatur im Kino

Jochen Kürten12. August 2008

"Elegy oder die Kunst zu lieben" ist eine gediegene Literaturverfilmung mit großartigen Darstellern. An die Eindringlichkeit der literarischen Vorlage kommt der Film allerdings nicht heran.

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Mann und Frau Arm in Arm (Quelle: Tobis Film GmbH)
Kingsley meets CruzBild: Tobis Film GmbH & Co. KG

Mit Literaturverfilmungen ist das so eine Sache. Kennt man das Buch, ist man vom Film oft enttäuscht. Einen 300-Seiten-Roman in ein 90-Minuten Korsett fürs Kino zu zwängen geht meistens schief. Sieht man einen Film allerdings unvoreingenommen ohne Kenntnis der literarischen Vorlage, so hat der Film bessere Chancen bei Publikum und Kritik. Das trifft auch auf die Verfilmung "Elegy oder die Kunst zu lieben" des Philip-Roth-Romans "Das sterbende Tier" zu.

Alt liebt jung

(Quelle: dpa)
Penelope Cruz bei der Berlinale-Premiere von "Elegy"Bild: picture-alliance/ dpa

Als der Film der spanischen Regisseurin Isabel Coixet bei der diesjährigen Berlinale im Wettbewerb gezeigt wurde, waren die Reaktionen zwiespältig. Zwar überzeugten die beiden Hauptdarsteller Penélope Cruz und Ben Kingsley und auch die atmosphärisch dichten Bilder zogen das Premierenpublikum in ihren Bann, doch die Tiefe und die Abgründe der literarischen Vorlage wurden schmerzhaft vermisst. Im Buch geht es um einen alternden Professor, der sich mit Krankheiten und anderen misslichen Alterserscheinungen auseinandersetzen muss. Und der sich verliebt: in eine wesentlich jüngere Frau.

Grenzüberschreitungen

Zwei Männer sitzen nebeinander (Quelle: Tobis Film GmbH)
Spritzige Dialoge zwischen Freunden alias Kingsley (links) und HopperBild: Tobis Film GmbH & Co. KG

Der Film rückt die Liebesgeschichte in den Mittelpunkt. Das Paar Ben Kingsley und Penélope Cruz stellen durchaus glaubwürdig eine Liebe über alle Altersgrenzen hinweg dar. Die Gedanken über Alter und Tod, die dem von Kingsley gespielten Literaturprofessor durch den Kopf gehen, löst der Film in spritzige Dialoge zwischen Kingsley und seinem von Dennis Hopper gespielten Freund auf. Hier setzt "Elegy" ein paar filmische Glanzlichter. Gerade diese Sequenzen bringen ein wenig Würze und Schärfe in den Film. Der Rest ist gut gemachtes Kunsthandwerk. Musik und Kamera, Schauspielkunst und filmische Atmosphäre, all das ist erlesen und wunderschön anzusehen und zu -hören.

Internationale Großproduktion

Quelle: dpa
Regisseurin Isabel CoixetBild: picture-alliance/ dpa

Enttäuschend hingegen der Eindruck, der bleibt, wenn man die literarische Vorlage von Philip Roth im Kopf hat. Packt der Roman die Themen körperlicher Zerfall und Tod in der für Roth so typischen ungeschönten Art an, so ist davon im Film nicht viel übrig geblieben. Enttäuscht dürften sicher auch die Fans der spanischen Regisseurin Isabel Coixet sein. Ihre letzten beiden Arbeiten "Mein Leben ohne mich" und "Das geheime Leben der Worte", die sich auch um Krankheit und Tod drehten, waren wesentlich filigranere und auch geheimnisvollere filmische Kunstwerke. Dagegen ist "Elegy oder die Kunst zu lieben" eine internationale Großproduktion, die zwar handwerklich zu überzeugen weiß und solide inszeniert ist, den schwierigen im Film aufgegriffenen Themen aber kaum gerecht wird.