Zwischen Hedonismus und politischem Protest
Die Europride-Parade ist das größte Schwulen- und Lesbenevent in Europa. In diesem Jahr findet sie vom 10. bis 20. Juli an der französischen Mittelmeerküste in Marseille statt. Das Motto: "Minorities Moving Societies".
Internationale Europride-Parade in Marseille
Marseille ist dieses Jahr nicht nur europäische Kulturhauptstadt - Marseille ist zugleich Hauptstadt der Lesben und Schwulen. Zehn Tage lang stand die Mittelmeermetropole Kopf: Kostüme, Live-Musik und ausgelassene Menschen erwecken die historische Stadt zum Leben.
Parade: Der "Marsch der Stolzen"
Bunt, laut und schrill ist sie: "Marche des fiertés", Marsch der Stolzen heißt die Parade zum Abschluss der Europride in Marseille. 50.000 Menschen zogen laut Veranstalterangaben die sechs Kilometer lange Strecke vom Alten Hafen bis zum Strand hinunter.
Party: Bunte Kostüme und brütende Hitze
Die Polizei sprach allerdings von nur 10.000 Teilnehmern. Erwartet hatte man über 100.000 Menschen. Für den Verkehr war die Innenstadt daher schon seit Tagen gesperrt. Schuld war auch die Hitze: Bei 33 Grad im Schatten musste mancher unterwegs eine Pause am Straßenrand einlegen.
Protestkultur: Moving Millions in Pride
Doch nicht nur Party ist angesagt. Ganz Marseille steht im Zeichen der Homosexualität. Ausstellungen, Konferenzen und Kinofilme widmen sich der gleichgeschlechtlichen Liebe. Diskussionsforen sollen die gesellschaftliche Akzeptanz stärken. Rechtliche Gleichstellung und Kampf gegen Diskriminierung - das sind die Ziele der Euro-Pride-Parade.
Anfänge: Szene-Bar mit bewegter Geschichte
Das "Stonewall Inn" zählt zu den bekanntesten Lokalen in New York. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 begann hier auf der Christopher Street der Aufstand der Homosexuellen gegen Polizeirazzien und diskriminierende Behandlung durch den Staat. Der Aufstand dauerte bis zum 3. Juli. Homosexuelle gedenken mit dem Christopher Street Day (CSD) diesen Ereignissen.
Polen: Homosexualität als Tabu
Im katholisch geprägten Polen haben Homosexuelle einen schweren Stand. Lech Kaczynski ließ als Warschauer Bürgermeister 2004 und 2005 die Gay-Pride-Parade verbieten. 2010 wurde die polnische Hauptstadt mit der Euro-Pride-Parade zum ersten Gastgeber des größten Homosexuellen-Treffens in Osteuropa. Rund 2000 Polizisten mussten die Demonstranten schützen.
Köln: Zentrum der deutschen Schwulenszene
Ob CSD, "Gay-Pride" oder "Pride-Parade": Es gibt viele Namen für die bunten Demonstrationen, bei denen Schwule und Lesben für ihre Rechte kämpfen. In Köln (Bild) und Berlin finden jedes Jahr die größten Umzüge im deutschsprachigen Raum statt.
Russland: Kampf gegen Verbote
Die russischen Behörden greifen hart gegen Homosexualität durch. Zahlreiche Homosexuelle wurden bei Paraden schon vorübergehend festgenommen. Bei der "Moskau Pride" 2007 traf es auch den deutschen Grünen-Politiker Volker Beck (Foto). In diesem Jahr will das Parlament "homosexuelle Propaganda" sogar gesetzlich verbieten.
Kirche: Zwischen Toleranz und Ablehnung
Homosexualität ist nach dem Dogma vieler Kirchenführer eine Sünde. Vor allem die orthodoxe und die römisch-katholische Kirche sind gegen die gesetzliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Großen Einfluss haben sie etwa in Litauen und Italien. Tolerante Gegenbeispiele gibt es auch: In Schweden trauen evangelisch-lutherische Pfarrer homosexuelle Paare.
Europa: Langsame Entkriminalisierung
In Europa wurden Homosexuelle bis weit ins 20. Jahrhundert strafrechtlich verfolgt. Die Karte zeigt, in welchem Jahr Homosexualität in den einzelnen Ländern entkriminalisiert wurde. In Deutschland verbot der Paragraf 175 die "Unzucht unter Männern" bis 1969. Viele Länder Asiens und Afrikas verbieten Homosexualität bis heute.