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Zwischen Höhenflug und Absturzgefahr

Bettina Kolb5. September 2002

Am Himmel über Deutschland tobt eine Preisschlacht. Immer neue Billig-Airlines wollen den Markt für sich gewinnen. Einige könnten dabei abstürzen.

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Macht den etablierten Fluggesellschaften Konkurrenz: RyanairBild: AP

Noch nie in der Geschichte der Luftfahrt war das Fliegen für die Passagiere so günstig wie heute. Täglich kommen neue Angebote hinzu. Das jüngste Beispiel: Der Billigfluganbieter German Wings, an dem auch die deutsche Lufthansa beteiligt ist, will Tickets für vier Euro plus Steuern und Gebühren anbieten. Zwischen dem Flughafen Köln/Bonn und den europäischen Zielen London, Paris, Mailand, Nizza und Istanbul bekommen Kunden die Flüge dann fast geschenkt.

Ein Beispiel für die Goldgräberstimmung, die auf dem Markt herrscht, ist die Fluglinie BerlinJet. Ein Team aus zwei Betriebswirtschaftsstudenten und zwei Piloten will mit seiner Airline künftig von Frankfurt am Main nach Brüssel fliegen. Bisher liegt weder eine Fluggenehmigung vor, noch gehört eine eigenen Maschine zum Startkapital. Dafür mangelt es nicht an Pioniergeist.

Ein Lufthansa Flugzeug startet vom Frankfurter Flughafen
Eine Lufthansa Boeing 747 beim Start.Bild: AP

Sicherheitsrisiken

Manch ein Passagier wird angesichts so niedriger Flugpreise ins Grübeln geraten. Zu Recht, sagt Christian Boergen, Pressesprecher des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalterverbandes (DRV) im Interview mit DW-WORLD: "Die Billigfluglinien sind, was die Sicherheit anbelangt, nicht mit Lufthansa oder British Airways zu vergleichen." Die irische Ryanair etwa hatte kürzlich angekündigt, ihre Wartungswerft ausbauen zu wollen. Das läßt laut Boergen darauf schließen, dass die Maschinen bisher nicht optimal gewartet wurden. Die Piloten des britischen Billigfliegers Easyjet würden gar mit Streik drohen, sollte sich nichts an der Situation zu langer Flugzeiten ändern. Die Vorbehalte, die der DRV gegen die Billigflieger hat, sind verständlich, denn in Zukunft werden die Kunden verstärkt günstige Tickets im Internet kaufen und seltener die teureren Flüge über ein Reisebüro buchen.

Billigfliegen hat Konjunktur

Flughafen Frankfurt Hahn
Ryanair startet vom Flughafen Hahn im Hunsrück.Bild: AP
Der Markt in Deutschland ist nach Meinung von Experten reif für Billiganbieter. Denn die Konjunkturflaute sorgt dafür, dass Reisen möglichst billig sein soll.

Doch bereits jetzt ist klar, dass das Preis-Dumping für einige Anbieter schon bald das Aus bedeuten wird. In den USA, wo vor einigen Jahren viele Billig-Airlines auf den Markt drängten, ist nur noch eine einzige national im Geschäft: Southwest Airlines. Und auch in Deutschland beginnt die Branche sich zu konsolidieren. Easyjet ist an der Deutschen BA interessiert. Und TUI hat bereits die Germania übernommen.

"Langfristig werden sich nur die großen und bekannten Anbieter am Markt halten können", sagt Dieter Schneiderbauer von der Mercer Management Consulting Group im Gespräch mit DW-WORLD. Dennoch wird der Marktanteil der Billigflieger einer Mercer-Studie zufolge in einigen Jahren bei 25 Prozent liegen. Vor allem Menschen, die bisher nicht geflogen sind, werden dann die Angebote der Billigflieger nutzen.

Neben den etablierten Airlines könnte der Preiskampf am Himmel aber auch einen Transportdienstleister am Boden unter Zugzwang setzen: die Deutsche Bahn AG. Wirtschaftsexperte Schneiderbauer prognostiziert, dass die Bahn künftig ihre Preise auf langen Strecken senken muss - sonst fliegen ihr die Kunden buchstäblich davon.