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Zwischen Auf- und Abstieg

Olivia Fritz21. Mai 2013

Hoffenheim und Kaiserslautern kämpfen in der Relegation um einen Platz in der Fußball-Bundesliga. Beide Teams haben sich ihre Ausgangslagen hart erkämpft, Hoffenheim gilt als Favorit.

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Ein junger Fan des 1. FC Kaiserslautern hält ein Schild mit der Aufschrift "Liebe kennt keine Liga!" in die Höhe (Foto: Uwe Anspach/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Bundesliga-Saison ist vorbei, 34 Spieltage sind absolviert. Doch eine Entscheidung steht noch aus: Die Relegation. Der Bundesliga-16. TSG Hoffenheim misst sich in zwei Spielen mit dem Zweitliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern. Das Hinspiel findet am Donnerstag (23.05.2013) in Hoffenheim statt. Die Entscheidung, wer in der kommenden Saison in der Bundesliga antreten darf, fällt dann vier Tage später in Kaiserslautern (27.05.2013).  

"Wir sind sicher Außenseiter, aber wir müssen an unsere Qualitäten glauben", sagt Kaiserslauterns Trainer Franco Foda. Die Chancen beziffert er sogar auf 50:50. "Wenn wir an unsere Grenzen gehen, besteht durchaus die Chance, gegen Hoffenheim zu gewinnen." Sein Gegenüber Markus Gisdol, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, gibt sich ebenfalls selbstbewusst und will "das kleine Fußball-Wunder" vollenden: "Ich glaube nicht, dass wir etwas zu verlieren haben. Wir waren doch schon zweimal totgesagt."

Last-Minute-Relegation für Hoffenheim

Spannender hätte man es bei der TSG Hoffenheim kaum machen können in dieser Saison. Nach katastrophalem Start, Querelen um Stammspieler wie Ex-Nationaltorwart Tim Wiese, mehreren Trainerentlassungen und panikartigen Verpflichtungen von neuen Spielern zur Rückrunde rettete sich die TSG am letzten Spieltag auf Rang 16. Dabei wurden dem Team von Markus Gisdol im entscheidenden Auswärtsspiel in Dortmund nach 0:1-Rückstand zwei Elfmeter zu- und den Dortmundern in der Nachspielzeit ein Abseitstor abgesprochen. Endstand: 2:1 für Hoffenheim. Dramatik pur. Und ein Adrenalinstoß, der zur rechten Zeit kommt, vermutet Gisdol: "Ich glaube, das Erlebnis vom Wochenende macht Schmerzen vergessen. Da kann man dann tatsächlich auch über seinen Punkt drübergehen und noch einmal extrem auf die Zähne beißen." Der 43-Jährige will die Riesenchance nutzen, die sich seine Spieler in den letzten Wochen verdient hätten.

Auch das Image vom "Retortenklub" oder "Plastikverein" will Gisdol ändern. "Das geht nur über ehrliche Arbeit und darüber, bescheidener aufzutreten. Die beiden anstehenden Spiele können dazu beitragen, den einen oder anderen Zuschauer auf unsere Seite zu bekommen." Nach dem Durchmarsch in die Bundesliga vor fünf Jahren und dem sofortigen Erreichen der Herbstmeisterschaft hatte man in Hoffenheim von etwas ganz Großem geträumt. Europapokal, konstante Bundesligazugehörigkeit. Doch der von Mäzen Dietmar Hopp mit etlichen Millionen Euro unterstütze Klub polarisierte von Beginn an die Fans - ein krasser Gegenentwurf zu einem Traditionsverein wie dem 1. FC Kaiserslautern. Die Statistik spricht allerdings klar für den Erstligisten: In sechs Duellen mit den "Roten Teufeln" kassierte Hoffenheim nicht eine einzige Niederlage.

Der Hoffenheimer Trainer Markus Gisdol jubelt beim Schlußpfiff (Foto: Bernd Thissen/dpa)
Führte Hoffenheim in die Relegation: Trainer Markus Gisdol (r.)Bild: picture-alliance/dpa

Sehnsucht nach ganz oben

In der Pfalz fiebert man den beiden Spielen ebenfalls erwartungsfroh entgegen. 300.000 Karten hätte Kaiserslautern nach eigenen Angaben für das Rückspiel auf dem Betzenberg verkaufen können, doch dort finden nur 50.000 Zuschauer Platz. Rund 3.000 Fans werden mit nach Hoffenheim fahren.

Der Zweitligist lieferte sich bis zum vorletzten Spieltag einen harten Kampf um Platz drei und ließ dabei den FSV Frankfurt und den 1. FC Köln hinter sich. "Hoffenheim hat unerwartet die Relegation erreicht und im Moment sicherlich eine gewisse Form von Höhenluft. Auch wir haben hart umkämpft den dritten Platz erreicht. Von daher sehe ich uns moralisch und mental beide ungefähr in der gleichen Verfassung", erklärt Stefan Kuntz, Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern. "Es werden zwei spezielle Spiele, auch wegen der räumlichen Nähe zwischen den beiden Vereinen und dem Duell zwischen Tradition und Emporkömmling."

Wer spielt nächste Saison in der 2. Liga?

In den nächsten Tagen (24./28.05.2013) entscheidet sich auch, wer den letzten Platz in der 2. Liga ergattern kann: Dynamo Dresden oder der VfL Osnabrück, der sich in einem ebenfalls furiosen Saisonfinale erst am letzten Spieltag den dritten Platz in der 3. Liga sicherte. Dieses Duell hat es bereits in der Saison 2010/2011 gegeben, damals war allerdings Dresden der Underdog aus der 3. Liga, der in der Verlängerung das entscheidende Spiel gewann und aufstieg.

Relegationsspiele gab es schon früher, von 1991 bis 2009 wurde diese Tradition unterbrochen. In der vergangenen Saison musste Hertha BSC dem Zweitligisten Fortuna Düsseldorf weichen - trotz des Protests gegen das "Skandalspiel von Düsseldorf". In der Relegation zwischen 2. und 3. Liga behielten seit 2009 die unterklassigen Vereine die Oberhand und schafften so den Sprung in die höhere Klasse.

Polizeipräsenz beim Relegationsspiel Hertha BSC Berlin gegen Fortuna Düsseldorf in Düsseldorf (Foto: Anke Hesse/dpa)
Beim Relegationsspiel in Düsseldorf kam es in der vergangenen Saison zu mehreren SpielunterbrechungenBild: picture-alliance/dpa