1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zweifel an Spaniens Stabilität

Nigel Davies/Julien Toyer (Reuters)23. Juli 2012

Die Rezession verschäft sich, die Zinsen steigen und die Provinzen sind von der Pleite bedroht: Die schlechten Nachrichten für Spanien reißen nicht ab.

https://p.dw.com/p/15dRD
Person vor geschlossenen spanischen Läden
Symbolbild Spanien KriseBild: dapd

Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone ist nach einer am Montag veröffentlichten Prognose der Notenbank im zweiten Quartal um 0,4 Prozent geschrumpft. Sie beschleunigt damit ihre Talfahrt, zu Jahresbeginn war es um 0,3 Prozent nach unten gegangen. Die wirtschaftliche Misere weckt neue Zweifel an der Stabilität des hoch verschuldeten Landes, da eine schrumpfende Wirtschaft Steuerausfälle bedeutet. Die Kosten für die Versicherung von spanischen Staatsanleihen gegen einen Zahlungsausfall gingen nach oben. Um eine Summe von zehn Millionen Dollar abzusichern, wird inzwischen eine Prämie von 630.000 Dollar fällig. "Für Spanien wird es zusehends kritischer", sagte ein Börsianer.

Die Börse reagiert

Der spanische Aktienindex Ibex fiel am Montag auf den tiefsten Stand seit 2003. Die Zinsen für spanische Staatsanleihen legten um 0,3 auf 7,59 Prozent und die für zweijährige Papiere sogar um 0,9 auf 6,64 Prozent zu. Damit wird es für den Staat immer teurer, frisches Geld bei Investoren einzusammeln, weil sich die Kosten dafür an den Marktzinsen orientieren.

Wirtschaftsminister Luis de Guindos schließt trotz der Misere einen Antrag auf umfassende EU-Hilfen für sein Land aus. Auf die Frage, ob Spanien möglicherweise ganz unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen könnte - was mit harten Sparauflagen verbunden wäre -, sagte Guindos: "Absolut nicht."

Bislang ist ein Hilfspaket über 100 Milliarden Euro für den kriselnden Bankensektor beschlossen worden, der unter der geplatzten Immobilienblase leidet. Der stellvertretende Notenbankchef Fernando Restoy verlangt ein Festhalten am Reformkurs: "Wir müssen so weitermachen. Wir benötigen größere Ausgabenkürzungen, mehr Reformen, um Vertrauen an den Märkten zurückzugewinnen".

Nach Valencia wankt auch Murcia

Die Zweifel an der Tragfähigkeit der Staatsfinanzen waren zuletzt gestiegen, weil nach Valencia nun auch Murcia als zweite spanische Provinz die Zentralregierung in Madrid um Finanzhilfen bitten könnte, um sich über Wasser zu halten. Dies kündigte der Präsident der Provinz an der südöstlichen Küste des Mittelmeerlandes, Ramon Luis Valcarcel, in einem am Sonntag veröffentlichten Zeitungsinterview an. "Um ihnen eine Idee zu geben, wir würden um 200 bis 300 Millionen Euro bitten", sagte er.

Die 17 autonomen Regionen Spaniens müssen in diesem Jahr etwa 36 Milliarden Euro ihrer fällig werdenden Verbindlichkeiten refinanzieren und rund 15 Milliarden Euro aufbringen, um ihre Haushaltslöcher zu stopfen. Die Lokalregierungen sind praktisch von den Finanzmärkten ausgeschlossen, da sie die derzeit hohen spanischen Renditen nicht tragen können.