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Zwei Teenies und ein Trauma

24. Juni 2004

Beckham, Figo, wer sind die noch mal? Vor dem Viertelfinalknaller Portugal gegen England (18.45 Uhr UTC) haben die beiden "Wunderkinder" Wayne Rooney und Cristiano Ronaldo die Schlagzeilen für sich.

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Portugals Wunderkind Cristiano Ronaldo steigt der Ball zu KopfBild: AP

Alle Welt spricht vor dem Viertelfinale zwischen dem EM-Gastgeber und England am Donnerstag in Lissabon von Wayne Rooney - doch die Portugiesen scheinen die bisherigen vier Treffer von "Roonaldo" nicht zu beeindrucken. "Wir haben keine Angst vor Rooney oder sonst jemandem", sagte stellvertretend das Wunderkind der Gastgeber, der 19-Jährige Cristiano Ronaldo. "Ich lasse mir von Wayne meinen Traum nicht zerstören. Sein Märchen wird im Viertelfinale enden."

Wunderkind gegen Sturmflaute

Ronaldo kam in den ersten Vorrunden-Begegnungen nur als "Joker", sorgte allerdings stets für eine wesentliche Belebung im harmlosen Angriff der Gastgeber und glänzte als Vorbereiter. Der Youngster soll diesmal von Beginn an die nicht immer souveräne Abwehr der "Three Lions" knacken.

Neville oder Ashley Cole haben einen Heidenrespekt vor Ronaldo, kennen aber offenbar das Rezept gegen den trickreichen Ball-Künstler. "Er wird mich jede Sekunde beschäftigen, er ist ein Weltklassespieler. Ich werde ihm aber 90 Minuten auf den Füßen stehen", kündigte der mögliche Gegenspieler Gary Neville an. "Nach einigen harten Tacklings wird nichts mehr von ihm zu sehen sein", sagte Arsenal-Verteidiger Cole.

Rooney-Mania

Im Mutterland des Fußballs grassiert derweil das Rooney-Fieber. Nicht wenige machen sich nun schon Sorgen, ob der 18-jährige Sohn eines Boxers aus dem Liverpooler Arbeiterviertel Croxteth an dem Rummel um seine Person zerbrechen könnte. Immer wieder wird Rooney mit dem englischen Enfant Terrible Paul Gascoigne verglichen, dem ebenso genialischen Kicker aus der englischen Arbeiterklasse, dessen Karriere in einem Sumpf aus Exzessen und Skandalen versank. Sorgen, die Englands Coach Sven-Göran Eriksson anscheinend nicht teilt. Er verglich Rooney sogar mit dem Größten aller Zeiten: "Mir fällt nur ein Spieler ein, der so auf die große Bühne trat: Pelé bei der WM 1958" - ein größeres Lob gibt es im Fußball nicht.

EM 2004 England Wayne Rooney
Wayne RooneyBild: AP

Rooneys Marktwert hat sein Klub FC Everton mittlerweile genau taxiert: 75 Millionen Euro und keinen Cent weniger, forderte Vereinspräsident David Moyes von potentiellen Interessenten. Rooney steigerte in Portugal aber nicht nur den eigenen Wert, sondern auch den seiner Nachbarschaft. Ein englischer Geschäftsmann, derzeit Bauherr einer Villa in Formby bei Liverpool, wird mit Anfragen bombardiert. Für sein noch nicht fertig gestelltes Traumhaus (sieben Schlafzimmer, Kino, Swimming-Pool) haben Interessenten mittlerweile schon 4,5 Millionen Euro geboten, wenn er es direkt weiterverkauft. Grund des Ansturms: Das Gründstück grenzt direkt an das Anwesen, wo seit Februar ein gewisser Wayne Rooney wohnt.

Trotz "Roonaldo" ist jedoch bei den englischen Buchmachern Portugal klarer Favorit auf den Einzug ins Halbfinale. Immerhin konnten die "Three Lions" seit 50 Jahren (zuletzt bei der WM 1954 in der Schweiz) nicht gegen die Mannschaft eines WM- oder EM-Gastgebers gewinnen, zudem sind sie seit drei Partien sieglos gegen Portugal. In besonders schmerzhafter Erinnerung ist das 2:3 nach einer 2:0-Führung bei der Euro 2000. Portugal hat dagegen seit siebzehn Jahren nicht mehr in Lissabon verloren. Trotzdem verbreitet Englands Teammanager Eriksson demonstrativ Optimismus: "Ich spüre eine ähnliche Einstellung und Moral wie in dem Team, das 1966 Weltmeister wurde. Wir sind zu allem fähig, auch zum Titelgewinn." Rund 25.000 englische Fans wollen ihre Mannschaft gegen die stimmgewaltige Kulisse der Portugiesen zum zweiten Einzug in ein EM-Halbfinale seit 1996 brüllen.

Trainieren gegen das Trauma

An fehlender Unterstützung soll Englands Mission Titelgewinn genauso wenig scheitern, wie am nationalen Trauma Elfmeterschießen. Sowohl bei der WM 1990 als auch bei der EM 1996 und der WM 1998 scheiterte man auf dem Weg zum Titel im "Shoot-out". Diesmal wurde im Vorbereitungstrainingslager auf Sardinien und auch während der EM in Portugal eifrig Elfmeterschießen geübt - sicher ist sicher.(sams)

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Portugal: 1 Ricardo - 13 Miguel, 16 Carvalho, 4 Andrade, 14 Valente - 6 Costinha, 18 Maniche, 7 Figo, 20 Deco, 17 Ronaldo - 21 Nuno Gomes

England: 1 James - 2 Gary Neville, 5 Terry, 6 Campbell, 3 Ashley Cole - 7 Beckham, 11 Lampard, 4 Gerrard, 8 Scholes - 9 Rooney, 10 Owen

Schiedsrichter: Urs Meier (Schweiz)