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Zum Osterreiten nach Bautzen

Vor elf Jahren wurde in Bautzen der alte Brauch des Osterreitens wieder neu belebt. Die Sorben in Sachsen haben sich - allen Widrigkeiten zum Trotz - ihre einzigartige Ostertradition bewahrt.

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Osterreiten, eine 450 Jahre alte TraditionBild: AP

Auf Sorbisch singend und betend, künden am Ostersonntag die Oster- oder Kreuzreiter im Städtedreieck Bautzen, Kamenz und Wittichenau von der Auferstehung Christi. Nur Pest und Krieg haben den Brauch kurzzeitig unterbrechen können. Das Bautzener Osterreiten ist mehr als nur das Fest einer nationalen Minderheit in Deutschland; es ist ein Ausdruck für den tief verwurzelten Glauben und das Brauchtum der katholischen Sorben.

Die bisher längste Pause

Selbst 40 Jahre DDR-Herrschaft mit Herabwürdigung des Religiösen hat der Brauch, allerdings mit einer Pause, überlebt. 1969 ritt die Bautzener Prozession vorerst das letzte Mal. Pferdemangel, dichter werdender Verkehr und antikirchliche Einstellung der Machthaber ließen die
Christen schließlich aufgeben. "Öffentliche, kirchliche Bekenntnisse waren bei Partei und Regierung verpönt", erzählt Peter Bjarsch.

Der 57-jährige Sorbe gehört zu den drei Enthusiasten, die in Bautzen das Osterreiten nach 32-jähriger Pause wieder ins Leben gerufen haben. 1993 zogen wieder 37 Reiter über die Friedensbrücke ins rund 15 Kilometer entfernte Radibor - mit grünem Myrtenkränzchen am Revers des schwarzen Gehrocks.

Mittlerweile ist der Zug auf mehr als 60 Reiter angewachsen. Frauen dürfen bei den Sorben nicht mitreiten. "Wer einmal dabei war, der wird es immer wieder wollen", sagt der bekennende Katholik Bjarsch. "Es ist eine sehr andächtige und ernsthafte Sache, auf die wir uns schon in der Fastenzeit vorbereiten."

Genau geplanter Ablauf

Bjarsch holt sein Pferd traditionsgemäß eine Woche vor Ostern aus Byhlegure im Spreewald. Ab Karfreitag wird das Tier für den Osteritt liebevoll zurechtgemacht: Mähnen sind zu flechten, Hufe zu polieren, das besonders schöne Zaumzeug ist hervorzuholen, schließlich wird der Kopfputz angebracht - Myrtenkränzchen und die sorbische Trikolore in Blau, Rot und Weiß.

Treffpunkt ist am Ostersonntag an der sorbischen Liebfrauenkirche im Zentrum Bautzens. Der Pfarrer überreicht den Reitern Kirchenfahnen, Kreuz und die Figur des Auferstandenen. Singend umreiten die Männer drei Mal das Gotteshaus. Danach bewegt sich der Zug nach Radibor.

Nach einer zweistündigen Mittagspause begeben sich die Männer auf den Rückweg. Der Dorfplatz von Radibor, Kirche und Friedhof werden umrundet. Weiter geht's dann bis zum Petri-Dom in Bautzen. Die Prozession endet an der sorbischen Kirche. Dann bleibt noch der Ritt vor die Tore der Stadt, in den Stall. Sind die Pferde versorgt, senkt sich schon der Abend über das sorbische Land. (kas)