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Zukunftschancen slowakischer Lehrlinge

16. Mai 2003

– Berufschulen benötigen breite Reformen

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Bratislava, 15.5.2003, RADIO SLOWAKEI, deutsch

In der Slowakei hat es der junge Mensch von heute sehr schwer bei der Arbeitssuche. Besonders bei den Lehrlingen ist es sehr wahrscheinlich, dass sie gleich nach Abschluss der Schule arbeitslos werden. Es wird nämlich erwartet, dass der Absolvent nicht nur über die nötige Ausbildung, sondern auch über breite Sprachkenntnisse und eine entsprechende Praxis verfügt.

Obwohl die Arbeitslosenzahl in der Slowakei nicht mehr steigt, zeigt ihre Struktur eindeutig, dass mehr als ein Drittel aller Arbeitslosen Berufsschul-Absolventen ohne Abitur bilden. An 129 Berufschulen in der Slowakei lernen jährlich rund 50 000 Schüler, von denen im ersten Jahr nach dem Schulabschluss bis zu 90 Prozent arbeitslos werden.

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes ist nicht mehr umzustürzen: es wird eine möglichst hohe Ausbildung verlangt. Dies beweist auch die niedrige Anzahl der arbeitslosen Hochschulabsolventen – nur 3,5 Prozent. Es scheint, dass die jungen Leute sich ihrer Chancen immer bewusster werden. So zeigen sie Interesse für die Weiterbildung. Das Abiturzeugnis bedeutet nämlich nicht nur bessere Möglichkeiten bei der Jobsuche, sondern auch höhere Einkommen.

Eines steht jedoch fest: das System der Berufsschulen ist uneffektiv und benötigt eine komplexe Reform. Die Vertreter der führenden Unternehmen meinen, dass vor allem die Finanzierung der Berufsschulen geändert werden muss. Außerdem sei es wichtig, markt- und praxisorientierte Lehrgänge zu fördern, um der Nachfrage der Wirtschaft entgegenkommen zu können. Die Vorschläge gehen in Richtung duale Finanzierung: die Theorie soll der Staat, die Praxis die Unternehmersphäre unterstützen. Dieser Idee ist das Schulwesenministerium auch nicht abgeneigt, bestätigte Maria Príkopská, Abteilungsleiterin für Berufsschulen. Die Kompetenzen müssen allerdings klar aufgeteilt werden. Die materielle Ausstattung der Berufsschulen hinkt dem europäischen Standard nach, daher wird die praktische Lehre von einigen Betrieben selbst gesichert. Dies können sich allerdings nur Fabriken leisten, wie etwa Volkswagen Slovakia, die Erdölraffinerie Slovnaft oder der Chemiegigant Duslo. (fp)