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Zerreißprobe in Frankfurt

Jens Krepela 12. Dezember 2012

Die Abstimmung über das umstrittene Sicherheitskonzept wird für die deutschen Profi-Fußballklubs ein heißer Tanz. Vor dem Liga-Treffen an diesem Mittwoch sprach Innenminister Friedrich Klartext.

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Fanproteste in Hannover gegen das DFL-Sicherheitskonzept (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Die Vereine können zeigen, dass sie das Heft des Handelns in der Hand behalten wollen." Deutliche Worte, die Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich den 36 Clubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga kurz vor der richtungweisenden Entscheidung mit auf den Weg gab. Denn die damit verbundene Drohung ist deutlich: Wenn die Mitgliederversammlung der DFL (Deutsche Fußball Liga) in Frankfurt am Main an diesem Mittwoch (12.12.2012) nicht für das vorliegende Konzept "Sicheres Stadionerlebnis" stimmt, wird die Politik einschreiten. Eine Beteiligung der Vereine an den Kosten für die Polizeieinsätze am Rande der Fußballspiele wäre in einem solchen Fall unumgänglich, hatten Friedrichs Länderkollegen schon in der vergangenen Woche betont. Zwar ist umstritten, ob das rechtlich möglich ist, es taugt aber als Drohkulisse.

Sicherheitspersonal kontrolliert Stadionbesucher in Wolfsburg (Foto: dpa)
Das Konzept sieht schärfere Einlasskontrollen vorBild: picture-alliance/ dpa

Auch Stehplatzverbote und ein zusätzlicher "Sicherheits-Euro" auf den Kartenpreis wurden auf der Innenministerkonferenz am vergangenen Freitag ins Spiel gebracht. Der Druck der Politik ist groß. Bundesinnenminister Friedrich bittet oder appelliert nicht, sondern fordert: "Ich erwarte, dass die Vereine und Verbände nach der kontrovers geführten Diskussion ihre Geschlossenheit demonstrieren."

Rauball: Souveränität des Profifußballs bedroht

Davon ist bei den Vereinen allerdings nicht viel zu spüren. Clubs wie der Hamburger SV, Werder Bremen, der SC Freiburg, Eintracht Braunschweig oder der 1. FC Köln sehen das Sicherheitskonzept trotz einer zwischenzeitlichen Überarbeitung skeptisch. Deshalb will HSV-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow für eine Verschiebung der Abstimmung kämpfen, genauso wie Bremens Präsident Klaus-Dieter Fischer.

Davon will DFL-Präsident Reinhard Rauball allerdings nichts wissen: "Meiner Meinung nach brauchen wir eine klare Entscheidung und keine Verschiebung." Für den Fall einer Ablehnung macht sich Rauball angesichts des Drucks aus der Politik Sorgen um die Autonomie des Profifußballs: "Es ist ein ganz schmaler Grat. Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Souveränität nicht verlieren." Es ist nicht die einzige Sorge die Rauball umtreiben dürfte, denn auch von Seiten der Fans kommt Druck.

Fans verschaffen sich Gehör

Strengere Einlasskontrollen, mehr Videoüberwachung, härtere Strafen – die 16 Anträge, über die beim neuen Sicherheitskonzept abgestimmt werden soll, stoßen bei den Fans auf Widerstand. Und der hat sich zu einer wahren Protestbewegung formiert. Das demonstrative Schweigen der Fans in den Stadien in den ersten 12 Minuten und 12 Sekunden der Partien an den vergangenen Spieltagen war das auffälligste Signal für die DFL-Mitgliederversammlung am 12. Dezember. Daneben gab es Demonstrationen in sieben deutschen Städten und eine Protest-Liste im Internet. Schon über 70.000 Gegner des Konzepts haben sich dort bisher eingetragen. Das hat ihnen Gehör verschafft.

Fans halten in einem Fanblock Bengalo-Fackeln in die Luft (Foto: dpa)
Pyrotechnik ist ohnehin schon verboten - künftig soll es härtere Strafen gebenBild: picture-alliance/dpa

Nach der heftigen Fan-Kritik wurde das Sicherheitspapier überarbeitet und in einigen Punkten entschärft. Ein richtiger Schritt, findet Michael Gabriel, der Leiter der Koordinierungsstelle Fanprojekte: "Die intensiven Gespräche haben bereits dazu beigetragen, dass sich das Papier deutlich verbessert hat. Wir erwarten, dass der Prozess des intensiven Dialogs mit den Fans auf lokaler und übergeordneter Ebene fortgesetzt wird." Den Zeitdruck, den die Politik nun ausübt, halten die meisten Fans für überflüssig.