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Zehn Jahre Auswandererhaus Bremerhaven

Sönke Möhl (dpa), mit epd6. August 2015

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven zeigt die Geschichte deutscher Auswanderung. Jetzt feiert es sein zehntes Jubiläum. Zwischen 1830 und 1974 verließen rund 7,2 Millionen Menschen von Bremerhaven aus das Land.

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Bildergalerie Zehn Gründe für Bremen
Bild: picture-alliance/dpa/Ingo Wagner

Besucher erwartet im Auswandererhaus ein Museum mit Erlebnischarakter. Sie wandeln durch täuschend echte Kulissen wie dem Inneren von Auswandererschiffen oder der Wartehalle von Ellis Island in New York. Das Auswandererhaus vermittelt in einer multimedialen und interaktiven Schau auf 2.500 Quadratmetern Aspekte der Auswanderung in Geschichte und Gegenwart.

Forschen nach den Vorfahren

Nachfahren von Auswanderern können in einem umfangreichen Archiv Nachforschungen zu ihren Verwandten anstellen. Mancher Besucher stoße eher zufällig auf ausgewanderte Vorfahren. "Dann wird es immer sehr emotional", sagt Direktorin Simone Eick: "Das sind wunderschöne Momente."

Besucher reagieren nach Eicks Erfahrung sehr unterschiedlich. Berührt von dem Thema und der für Deutschland ungewöhnlichen Ausstellung seien viele Menschen: "Das Wort, das am häufigsten fällt, ist 'Gänsehaut'."

Flash-Galerie Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
Nachbau der Ankunftshalle auf Ellis Island, New York. Hier kamen Einwanderer an, wurden sortiert und befragt.Bild: DW

Im Auswandererhaus kann jeder Besucher die Geschichte eines echten Auswanderers nachverfolgen. Ihm wird mit der Eintrittskarte eine Biografie zugeordnet, deren Stationen er auf seinem Museumsrundgang erkundet.

Das Haus beschäftigt sich mit Lebenswegen von Millionen Menschen, die ab 1830 Deutschland in Richtung USA oder Kanada, Argentinien oder Australien auf der Suche nach einem besseren Leben verließen.

Schicksale von Aus- und Einwanderern

Zu sehen ist, wie es ihnen als Einwanderer erging, zu denen sie wurden, sobald sie ihr Ziel erreichten. Der Blick öffnet sich damit auch für das Schicksal der Menschen, die seit den 1950er Jahren aus Italien, Portugal oder der Türkei nach Deutschland kamen. "Deutschland ist seit Jahrhunderten ein Einwanderungs- und Auswanderungsland", sagt Museumschefin Simone Eick.

Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven
Ausgestattet mit einem solchen Reisepass, erkunden Besucher Schicksale von Aus- und Einwanderern.Bild: DW

Besucher halten sich im Durchschnitt 3,5 Stunden im Auswandererhaus auf - im Vergleich zu anderen Museen ist das lang. Das Haus steht an dem Kai, von dem einst die Segelschiffe in Richtung Amerika ablegten. In den kommenden Jahren soll die Ausstellung zur Auswanderung erneuert werden.

Museum mit politischem Anspruch

Wichtige Änderungen werde es laut Simone Eick aber auch im Einwanderungsteil geben. In den nächsten Jahren startet ein Projekt, um Kindern zu vermitteln, wie man mit dem Fremden im Leben umgehen kann. "Angst vor dem Fremden soll in Neugier umgewandelt werden." So soll es eine mobile Lernstation zum Thema Christentum und Islam geben. Auch aktuelle Entwicklungen um Flucht und Vertreibung gewinnen an Bedeutung.

Beflügelnd für den Bremerhaven-Tourismus

Das Deutsche Auswandererhaus hat sich in den zehn Jahren seit seiner Eröffnung am 8. August 2005 nicht nur zu einem der wichtigsten Wissensorte über Migration in Deutschland entwickelt. Es war auch eine Initialzündung für den Wandel und Wiederaufstieg der alten Industriestadt Bremerhaven nach Jahren des Niedergangs. "Das Deutsche Auswandererhaus war 2005 eine der ersten großen Attraktionen in den neuen Havenwelten und hat sich seitdem gut entwickelt", sagt der Bremerhavener Tourismuschef Raymond Kiesbye. "Es steht für Themen, die seit 170 Jahren nichts an ihrer Aktualität verloren haben: Ein- und Auswanderung."

Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven
Erinnerungsstücke eines Einwanderers: Der italienische Eismacher Silvio Olivier schnitt Haare, um zu überleben.Bild: DW

Das Auswandererhaus bildet mit dem Klimahaus, dem Deutschen Schifffahrtsmuseum, dem Zoo am Meer, mit Hafen und Weserufer einen überregionalen Anziehungspunkt. Von den durchschnittlich etwa 200.000 Besuchern pro Jahr kommen rund fünf Prozent aus dem Ausland, vor allen den USA, der Schweiz und Frankreich.