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Zahlen sich Chinas Anti-Smog-Bemühungen aus?

Interview: Gabriel Domínguez / mgr21. April 2015

Die Chinesen können wieder durchatmen - zumindest ein bisschen. In einigen Städten hat sich die Luftqualität in den vergangenen Monaten einer Studie zufolge gebessert. Woran das liegt, erklärt Zhang Kai von Greenpeace.

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Chinesin zieht sich Atemmaske an (Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon)
Bild: Reuters/K. Kyung-Hoon

Peking liegt zwar noch immer unter den Top 5 der versmogtesten Städte. Aber die Belastung mit den besonders gefährlichen Feinstaubpartikeln kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) ist im ersten Quartal 2015 um 13 Prozent zurückgegangen im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres. Und in der Industrieregion Hebei nahe Peking hat sich die Luftqualität sogar um 31 Prozent verbessert.

Das zumindest geht aus dem neuen Bericht von Greenpeace Ostasien hervor. Er basiert auf Daten zur Luftverschmutzung, die erstmals von der Regierung veröffentlicht wurden. Insgesamt 360 chinesische Städte wurden im Bericht untersucht. Das Ergebnis: Vor allem in Küstenregionen und Städten wie Peking ist die Luft in den vergangenen zwölf Monaten etwas sauberer geworden.

DW: Welche Faktoren haben dazu beigetragen, dass das Smoglevel gesunken ist?

Zhang Kai: Wir glauben, dass die strengen Kontrollmechanismen der Luftverschmutzung seitens der Regierung die Emissionen durch die Schwerindustrie deutlich reduziert haben. Und das so sehr, dass zumindest eine bescheidene Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr in einigen Städten wie Peking protokollierbar ist.

Aber insgesamt ist die Situation in China noch immer recht düster. 90 Prozent der Städte, die wir uns angesehen haben, überschreiten die von China selbst gesetzte Begrenzung der Belastung durch Feinstaubpartikel (PM2,5) pro Jahr.

Wo gab es den größten Fortschritt?

In der Region Hebei hat sich die Feinstaubbelastung am meisten verbessert. Wenn die PM2,5-Daten von Hebei glaubwürdig sind, geht diese Verbesserung zurück auf die strikten Kontrollen der Emissionen, die im September 2013 von der Zentralregierung für die Region erlassen wurden. Demnach würde der Kohleverbrauch bis 2017 um bis zu 40 Millionen Tonnen sinken, was ein erheblicher Schritt wäre.

Und wo sieht die Lage weniger gut aus?

Die Provinzen Henan, Hubei, Hunan und Sichuan - die alle entweder in Zentral- oder Westchina liegen, wo es bislang keine solchen Kontrollen gibt - waren im ersten Quartal 2015 unter den zehn am meisten verschmutzten Regionen.

Was sind Ihre Erwartungen, wie sich die Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird?

Wir gehen davon aus, dass die PM2,5-Konzentration, also die Feinstaubbelastung, in den Küstenstädten weiter sinken wird. Dies wird jedoch konterkariert, wenn nicht sogar verschlimmert, durch eine ständig steigende PM2,5-Konzentration in den Binnenstädten Zentral- und Westchinas.

Menschen mit Atemmasken laufen durch Smog in Peking, China (Foto: STR/AFP/Getty Images)
"90 Prozent der Städte überschreiten die selbst gesetzte Begrenzung der Belastung durch Feinstaubpartikel"Bild: STR/AFP/Getty Images

Was sind die größten Herausforderungen und wie lange wird es dauern, bis sie bewältigt sind?

Die strengen Kontrollen gelten aktuell nicht für die Binnenstädte. Die chinesische Regierung muss sicherstellen, dass die Luftverschmutzung sich nicht einfach von den Küstenregionen in andere Gebiete verlagert, und dass dieselben strikten Richtlinien, die in Städten wie Peking gelten, auch tatsächlich überall im Land erlassen werden.

2013 haben die führenden Politiker einen "Krieg gegen die Verschmutzung" angekündigt und einen nationalen Plan, um die Luftqualität im Land zu verbessern. Greenpeace fordert die chinesische Regierung jetzt auf, eine regionale Kohlen-Begrenzung einzuführen und sicherzustellen, dass PM2.5-Kontrollen und Ziele für eine bessere Luft im ganzen Land eingeführt werden. Die beste langfristige Lösung ist der Weg weg von Kohle hin zu sauberen, erneuerbaren Energien.

Zhang Kai ist Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Ostasien.