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Zahl der ausländischen Studenten in Polen wächst rapide

2. Juli 2002

- Das Studium ist viel billiger als im Westen und die Diplome werden weltweit anerkannt

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Posen, 26.06.2002, WPROST, poln., Marcin Kowalski

Für ein Studium in Polen entscheiden sich jedes Jahr bereits 7 000 Studenten aus der ganzen Welt. Sie kommen aus den USA, Kanada, Deutschland, Frankreich und Russland sowie aus Kolumbien, Nigeria, dem Sudan, China oder Australien. Sie kommen nach Polen, um zu studieren.

Sie entscheiden sich für unser Land, weil es bei uns schon mehrere Dutzend Hochschulen gibt, deren Abschlüsse in der ganzen Welt anerkannt werden. Das Studium kostet in Polen nur ein Fünftel oder ein Sechstel dessen, was es in Westeuropa oder in den USA kostet. (Die Kosten belaufen sich auf 10 000 bis 12 000 Zloty, rund 2 800 bis 3 300 Euro). Für ein Medizinstudium fallen mit etwa

40 000 Zloty (rund 11 000 Euro) nur ein Drittel oder ein Viertel der Kosten an, die im Westen zu bezahlen sind. Oft ist auch das Studienprogramm qualitativ besser. (...)

In den letzten Jahren studierten an den polnischen Hochschulen über 7 000 Ausländer (deren Zahl in der letzten Zeit um etwa 20 Prozent pro Jahr steigt), die in die Kassen der Hochschulen fast 60 Millionen Zloty (fast 17 Millionen Euro) eingezahlt haben. Die meisten Ausländer studieren an der Warschauer Universität.

Das höchste Ansehen genießt das Abschlussdiplom der Fakultät Collegium Medicum an der Jagiellonen Universität in Krakau d.h. die Medizinische Hochschule für Ausländer, Collegium Medicum. Dort studieren junge Leute aus Norwegen (120 Personen), den USA (50), Kanada (40), Großbritannien, Frankreich, Schweden, Belgien, Slowenien, Australien, Litauen, Sudan, Kenia China, Sambia und Nigeria (...).

Die Ausländer geben der Krakauer Hochschule gute Noten. Die Absolventen empfehlen dann die Krakauer Hochschule weiteren Personen, und deswegen steigt die Zahl der ausländischen Bewerber schnell an. (...) Als 1994 die erste Bewerbung für Ausländer zugelassen wurde, gab es lediglich einzelne Bewerber. Heute studieren hier 255 ausländische Studenten.

Die ausländischen Studenten lernen dieselben Fächer, die auch ihre polnischen Kollegen absolvieren müssen, aber der Unterricht wird in englischer Sprache gehalten. Die klinischen Praktika im Sommer müssen sie dann in ihren Ländern absolvieren. Sowohl das Diplom der medizinischen Hochschule als auch das Diplom der ärztlichen Fakultät des Collegium Medicum an der Jagiellonen Universität wird in der Mehrheit der Staaten anerkannt, und die Absolventen haben auch nach der bestandenen Approbationsprüfung keine Probleme damit, eine Anstellung zu finden - auch an den renommierten amerikanischen Krankenhäusern:

"Wir hoffen darauf, dass es schon bald für Ausländer, die ihr Examen nicht nur an unserer Hochschule gemacht haben, möglich sein wird, bei uns Dissertationen zu schreiben und sich zu spezialisieren", sagt Andrzej Rogala, Pressesprecher des Collegium Medicum an der Jagiellonen Universität.

Der deutsche Kai Olaf Lang kam nach Polen, um an der Warschauer Universität Politologie zu studieren. In Warschau lernte er auch seine Frau - eine Tschechin - kennen. Beide beendeten ihr Studium in Polen und reisten nach Berlin aus. Lang ist zur Zeit bei der Stiftung Wissenschaft und Politik tätig, wo er für Analysen und Berichte über die Lage in Mittel- und Osteuropa zuständig ist. Er hatte keinerlei Probleme mit der Anerkennung seines polnischen Diploms in Deutschland und ist der Meinung, dass die Zahl der ausländischen Bewerber an den polnischen Universitäten auf mehrere Tausend wachsen wird.

Die europäischen und vor allem die deutschen Universitäten erleben eine Krise. In Polen dagegen entsteht eine große Konkurrenz auf dem Bildungsmarkt, und das erhöht das Niveau der Bildung. (...)

Die ausländischen Studenten entscheiden sich für die Hochschulen, deren Diplome gleichzeitig auch im Westen anerkannt werden. Schon über 50 polnische Hochschulen unterzeichneten ein Abkommen mit ihren westlichen Partnern bezüglich der gegenseitigen Anerkennung ihrer Diplome.

Die besten Hochschulen genießen aber auch die größte internationale Anerkennung: Die Haupthochschule für Handel (Szkola Glowna Handlowa) in Warschau ist z.B. ein Mitglied des elitären Verbandes CEMS (Community of European Management Schools), in dem die besten europäischen Schulen für Ökonomie und Management vereint sind. (...)

"Die Politologie-Studenten aus Deutschland und Schottland waren sehr verwundert, da sie ein Freilichtmuseum erwartetet hatten und dann eine sehr moderne Hochschule vorfanden. Sie schätzten die Möglichkeit des direkten Kontaktes mit den Dozenten, die breit gefächerten Themen der Spezialisierung wie auch das reiche Programmangebot", berichtet Dr. Wlodzimierz Lukowski von der Fakultät für Journalismus und Politische Wissenschaft an der Warschauer Universität.

Die ausländischen Studenten haben eher keine Probleme mit der Assimilierung in Polen. Auf einige Hürden stoßen die Ankömmlinge aus der ehemaligen Sowjetunion. Ihnen hilft jedoch die Selbstverwaltung der Studenten. In der Haupthochschule für Handel ist bei der Selbstverwaltung ein Ausschuss für ausländische Studenten tätig. Die Ankömmlinge aus dem Ausland, die an dieser Hochschule ihr Studium beginnen, haben häufig Probleme mit der Mathematik und der Statistik, deren Niveau in den Wirtschaftshochschulen im Westen weit niedriger ist als in Polen. Die Hochschule bietet ihnen dann zusätzlichen Gratisunterricht an.

"Immer mehr Ausländer entscheiden sich für das Studium an der Haupthochschule für Handel, weil die Qualität dieser Hochschule in Europa bekannt und geschätzt wird. Wir haben Abkommen über Zusammenarbeit mit über 100 Hochschulen in der ganzen Welt. Bei uns studieren u.a. diejenigen, die ein Stipendium der polnischen Regierung bekamen und Diplomatenkinder", sagt Dr. Piotr Bledowski, Prodekan für das Grundstudium. In dieser Hochschule studieren z.Z. 212 Ausländer. (...)

Immer mehr Studenten aus Europa, Amerika, Asien und Afrika entscheiden sich für das Studium an privaten Hochschulen. Das größte Angebot für Ausländer wurde von der Leon-Kozminski-Hochschule für Management und Unternehmen in Warschau vorbereitet. Für den Unterricht im Rahmen des Programms "Bachelor Business Administration", der in englischer Sprache gehalten wird, haben sich in diesem Jahr 150 Studenten aus der ganzen Welt entschieden. (...)

Auch an der Hochschule für Business in Nowy Sacz studieren 45 ausländische Studenten, die u.a. aus den USA und den Arabischen Emiraten kamen. Diese Hochschule ist für Studenten aus Ost- und Mitteleuropa besonders attraktiv, weil die Besten dann Chancen haben, ihre Ausbildung an der renommierten De Paul University in Kalifornien fortzusetzen (...).

"Polen hat die einmalige Chance, zu einem wichtigen Exporteur von Bildung auf der Universitätsebene aufzusteigen. Das ist eines unserer besten Exportprodukte, deren Zusatzwert unvergleichlich höher ist als die Ausfuhr von Maschinen, Kohle oder Stahl. Zusätzlich noch ist das ein Produkt, das die Nachfrage ankurbelt. Ich träume von solchen Zeiten, in denen man das Studium in Polen mit derselben Einstellung beginnt, wie das jetzt in Großbritannien der Fall ist" sagt Krzysztof Pawlowski, Rektor der Hochschule für Business in Nowy Sacz. (Sta)