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"100 Tage Trump sind gefühlte 10.000"

Bettina Baumann
29. April 2017

In Deutschland kennen ihn nur wenige, dabei scherzt er in seinen Youtube-Videos mit Stars wie Dirk Nowitzki, Anna Kendrick oder Will Ferrell. Aber was sagt Flula eigentlich zum wohl umstrittensten US-Promi, Donald Trump?

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Flula Borg Youtuber
Bild: picture alliance/dpa

Mit seiner deutsch-fränkischen Art und dem Akzent hat es Flula Borg geschafft, sich eine riesige Fanbase in den USA aufzubauen. In seinen Clips gibt er entweder "Auto Tunes" zum Besten und singt mit Berühmtheiten altbekannte Hits, übersetzt deutsche Wörter und Redewendungen - dann heißt oberaffengeil "top monkey cool" - oder interviewt amerikanische Stars und kreiert dabei mit ihnen spontan Songs. Auch in verschiedenen Filmproduktionen wirkte er mit, darunter in "Pitch Perfect 2". 

Flula Borg, dessen bürgerlicher Name tatsächlich so lautet, zählt auf seinem Youtube-Kanal "Flula" mittlerweile knapp 800.000 Abonnenten und verbucht auf Twitter rund 100.000 Follower. Für die professionelle Produktion von Youtube-Videos ist der gebürtige Erlanger Ende 2011 nach Kalifornien gezogen. Im DW-Interview erzählt er, wie er zum neuen Präsidenten seiner Wahlheimat steht.

Deutsche Welle: In einem vor den Präsidentschaftswahlen veröffentlichten Interview sagten Sie, "Ach die Wahlen, Gott sei Dank ist dieser Albtraum bald vorbei." Was geht Ihnen jetzt spontan durch den Kopf, wenn Sie darüber nachdenken, dass Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde und nun schon 100 Tage im Amt ist? Flula Borg: Dass ich mich definitiv immer noch in einem schrecklichen, tiefen Schlaf  befinde, und so wie's aussieht, werde ich erst in vier Jahren aufwachen. Das wirklich Enttäuschende an der ganzen Sache ist, dass Trump anscheinend magische Space-Time Kräfte besitzt; denn diese 100 Tage fühlen sich eher wie 10.000 Tage an.

Flula Borg deutscher YouTuber
Flulas Sicht auf die Dinge hat in den USA KultstatusBild: Roby Jeffers

 Donald Trump polarisiert sehr stark und an einen Wahlsieg wollte kaum einer so richtig glauben. Haben sich mit seiner Wahl zum Präsidenten auch Ihre Beziehungen zu Familie, Freunden oder Arbeitspartnern spürbar verändert?

Eigentlich nicht. In Los Angeles, wo ich die meiste Zeit lebe und wo Trump nicht gerade hoch gelobt wird, sind die meisten Leute genauso verwirrt wie ich. Aber so langsam merkt man hier, dass das alles wirklich passiert ist.

Haben Sie vor, auf bestimmte Art und Weise auch mit Ihrer Kunst auf Trump zu reagieren - etwa in Form politischer Videos?

Ja auf jeden Fall. Ich arbeite gerade an einem "Special" für NBC Universal/Seeso, das sich mit Trumps und Scott Pruitts Umwelt-"Strategie" befasst. Das haben wir vergangenen Monat gedreht, und es soll im Juli ausgestrahlt werden. Und na klar: Nicht-politische Videos werde ich auch weiterhin machen müssen. Schließlich braucht der Mensch - und der Flula! - immer noch Ablenkung!

 Sehen Sie vielleicht auch etwas Positives in Trumps Präsidentschaft?

Doch. Meine amerikanischen Freunde sagen mir, dass Trumps Präsidentschaft ihnen gezeigt hat, dass nicht nur qualifizierte Kandidaten ernst genommen werden müssen und dass in Amerika Logik und Vernunft nicht immer gewinnen. Das soll zwar auch in anderen Ländern vorkommen, aber ich glaube die Wahl von Trump hat das hier mehr als deutlich gemacht. Viele Amerikaner aus meinem Bekanntenkreis befassen sich jetzt viel mehr mit Politik als noch vor der Wahl. Hoffentlich führt das dazu, dass wir alle im Jahr 2020 wieder angenehmere Träume haben können. 

Die Fragen stellte Bettina Baumann.