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"You’re fired!"

Tanja Selmer8. April 2004

Haben Sie Angst um Ihren Job? Sie glauben, entlassen zu werden, ist das Schlimmste, das Ihnen jetzt passieren könnte? Denkste! In den USA reißen sich derzeit tausende Menschen darum, gefeuert zu werden.

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"You’re fired!“ - mit diesem Satz endet wöchentlich der neueste Reality-TV-Hit auf NBC. Gefeuert werden die Teilnehmer aber nicht von irgendwem. Der Rausschmiss erfolgt durch Immobilienmogul Donald Trump. Der illustre Multimilliardär macht hier gerade mit einer neuen Show 'The Apprentice’ (Der Lehrling) Furore. 16 Bewerber kämpfen seit Januar um einen Jahresjob bei Donald Trump. Wie bei Big Brother müssen die Kontrahenten während des Wettkampfs zusammen wohnen. Allerdings nicht in einem schäbigen Container, sondern in einem Loft in Manhattan. Dafür ist aber auch nix mit auf dem Sofa rumlungern, stattdessen ist Geschäftstüchtigkeit gefragt, zur Not helfen auch windige Tricks.

In zwei Teams aufgeteilt, Männer gegen Frauen (!), lauten ihre Aufgaben: Apartments vermieten, Werbekampagnen kreieren oder Limonade verkaufen, echtes Big Business eben. Pro Woche fliegt einer raus. Der Gewinner wird am 15. April gekürt und darf dann ein Jahr lang bei Donald arbeiten - für schlappe 250.000 Dollar.

Sex sells

Kein Wunder, dass bei solcher Belohnung für nur einen Bewerber Knatsch und Garstigkeiten nicht ausbleiben. Das kennen wir aber alles schon aus anderen Reality-Shows. Nicht umsonst ist der Erfinder von 'The Apprentice’ gleichzeitig auch der Schöpfer von 'Survivor’, einer Dschungelshow. Jetzt ist es 'Survivor goes Business’. Doch die Mädels, obwohl sie hier nach einem verantwortungsvollen Job in der harten Wirtschaft streben, sie scheinen dennoch allesamt nach Aussehen gecastet zu sein und tragen auffällig häufig sehr kurze Röcke mit langen Stiefeln. Doch auch das ist Business - eben streng nach TV-Regeln. Sex sells, Frauen bei der Buchführung eher nicht. Rund 20 Millionen Zuschauer schalten pro Woche ein, die Show hat es auf Platz Fünf im nationalen Ranking geschafft.

Dreh- und Angelpunkt der Show ist allerdings der Boss selbst, Donald Trump, auch kurz 'The Donald’ genannt, ein Spitzname den sich der CEO mit Starallüren hat patentieren lassen, jemand könnte ja ein Cocktail so nennen wollen. Genauso stolz ist Trump auf seine Frisur, die eher an ein schief sitzendes Toupet erinnert. Zwar gibt D.T. zu, dass er für sein Haar schlechte Bewertungen bekommt, doch Hauptsache man spricht darüber. Trump hat die Vermarktung seines eigenen Namens und des eigenen Images eben mit der Muttermilch aufgesogen. Sein Ego ist unerschütterlich, und trotz finanzieller Krisen hat er sich immer wieder als Stehaufmännchen bewiesen. Jüngster Beleg dafür ist die Show selbst und ein Buch, das er gerade auf den Markt gebracht hat. Für 'How To Get Rich’ hat er einen satten Vorschuss von fünf Millionen Dollar eingestrichen, ein ganzes Kapitel darin widmet er seiner Fönfrisur.

Trump ist Kult

Donald Trump ist es gelungen, wieder in aller Munde zu sein. Die Show ist ein 'must see’ und absolutes Szene- und Partythema. Markenzeichen ist der Satz 'You’re fired!’, den Trump sich einmal pro Sendung genüsslich auf der Zunge zergehen lässt. Und die Fangemeinde zelebriert ihn mit ihm. In der Szene ist der Satz bereits so hip, dass DJs tanzbare Mischungen mit diesem Satz unterlegen. Daraus lässt sich doch auch ein bisschen Kapital schlagen, oder? Trump will sich den Satz jetzt patentieren lassen, obwohl er im Land des real existierenden 'Hire and Fire’ täglich tausendfach ausgesprochen wird.

Keine Frage, 'The Apprentice’ muss eine, nein zwei Fortsetzungen haben! NBC und Trump haben sich bereits auf zwei weitere Staffeln geeinigt, es gibt bereits ueber 2000 Bewerber. Die Show wird weiterhin 'The Apprentice’ heißen. Eigentlich ein Wunder, wo doch sonst bei allem, wo Trump drin ist auch TRUMP in dicken, möglichst goldenen Lettern drauf prangt. "Ich weiß auch nicht, wie mir das durch die Lappen gegangen ist“, seufzt Donald Trump und resümiert nach einer kurzen Pause: "Eigentlich ist es auch egal, denn schließlich weiß doch jeder, wer mitspielt.“

Kurz vor dem Bankrott

Einziger Wermutstropfen bei der sonst fast lupenreinen Erfolgsgeschichte: Trump müsste sich eigentlich selber feuern, denn seine eigenen Geschäfte laufen derzeit mal wieder richtig schlecht. Mit seinen Kasinos 'Taj Mahal’ und 'Trump Marina’ in Atlantic City, New Jersey, hat er sich kräftig übernommen, sie stehen kurz vor dem Bankrott. Doch wie man Trump kennt, wird er sich sicherlich auch hier wieder am eigenen Schopfe aus dem Schlamassel ziehen. Trump bleibt eben Trump. Gefeuert werden die anderen.