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Das pralle Leben der Namib-Wüste

Brigitte Osterath
14. August 2017

Heiß, trocken und karg - das ist die Namib-Wüste im südlichen Afrika. Trotzdem haben sich in dieser lebensfeindlichen Umgebung unzählige Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Warum eigentlich?

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Nebeltrinkerkäfer
Bild: picture-alliance/Wildlife/M. Harvey

Wir kennen alle die goldene Regel: Wasser ist Leben. Aber Wasser kann viele Formen annehmen - es muss nicht als Regen oder als Fluss daherkommen. In der Namib-Wüste erscheint das Wasser als Nebel.

Verursacher des Dunstes ist der Benguela-Strom, eine Ozeanströmung, die kaltes Wasser aus den Tiefen des atlantischen Ozeans an Südafrikas und Namibias Westküsten bringt. "Der Benguela-Strom interagiert mit der warmen Feuchtigkeit über der Meeresoberfläche", erklärt Roland Mushi, Forscher am Gobabeb Forschungs- und Trainingszentrum in Namibia, mitten in der Namib-Wüste. "Wenn die Feuchtigkeit heruntergekühlt wird, bildet sich Tau und dann Nebel." Vorherrschende Südwestwinde tragen den Nebel dann in die Wüste hinein.

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Gobabeb-Wüstenforschungstation inmitten der Namib-WüsteBild: DW/B. Osterath

Auf Nebelwüsten wie die Namib trifft man vor allem an kontinentalen Westküsten. Ein weiteres Beispiel ist die Atacama-Wüste in Chile.

300 Tage Nebel pro Jahr

Swakopmund an der namibianischen Atlantikküste ist eine hübsche Stadt, unter anderem wegen ihrer deutschen Kolonialarchitektur. Der ständige Nebel allerdings treibt ihre Bewohner manchmal in den Wahnsinn. Denn die Stadt verschwindet 300 Tage pro Jahr im Dunst.

Der Nebel bildet sich meist am frühen Morgen und legt sich als feuchte Dunstglocke um die Stadt. Gegen 10 Uhr morgens löst er sich wieder auf, wenn die Sonne die Luft genug aufgewärmt hat. Während sich die Menschen in Swakopmund über den Nebel beschweren, brauchen andere ihn dringend.

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Wie eine Decke legt sich der Nebel über die Dünen der Namib-WüsteBild: Rainer Dückerhoff

Evolution, wie sie leibt und lebt

Wüstenpflanzen wie die Welwitschie und die Nara-Pflanze haben sich darauf spezialisiert, den Nebel durch feine Wurzeln beziehungsweise direkt über Stiele aufzunehmen. Beide Pflanzenarten wachsen nur in der Namib-Wüste, sonst nirgendwo.

Auch Käfer und andere Insekten sammeln die Feuchtigkeit, die sie brauchen, aus dem Nebel - und haben dafür außergewöhnliche Vorgehensweisen entwickelt. Der Nebeltrinkerkäfer zum Beispiel erntet Wasser, indem er seinen Hintern hoch in die Luft streckt. Nebel kondensiert auf seinem Allerwertesten, und die Wassertröpfchen laufen dann Richtung Mund, so dass der Käfer sie trinken kann. Eine andere Käferart, Lepidochora porti, buddelt Gräben in den Wüstensand, damit der Nebel darin kondensiert.

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Geckos, Schlangen, Vögel und viele andere Tiere ernähren sich von den Käfern und nehmen über sie auch das Wasser auf, das sie brauchen. Trinken müssen sie dadurch nicht mehr unbedingt.

In den Dünen der Namib-Wüste leben insgesamt an die 300 Tierarten. Über die Hälfte davon sind endemisch, es gibt sie also nirgendwo sonst auf der Welt. Die Namib-Sand-Wüste ist aufgrund ihrer Schönheit und ihres biologischen Wertes ein UNESCO-Weltnaturerbe.