1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wulff soll Bundespräsident werden

22. Juni 2010

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff könnte Horst Köhler als Bundespräsident ablösen. Er ist der gemeinsame Kandidat der Regierungsparteien CDU/CSU und FDP.

https://p.dw.com/p/NgPa
Wulff lacht und zeigt den Weg (Foto: dpa)
Christian Wulff soll als künftiger Bundespräsident der Politik den Weg zeigenBild: picture alliance / dpa
Schloss Bellevue (Foto: AP)
Der Amtssitz des Bundespräsidenten: Schloss Bellevue in BerlinBild: picture-alliance/dpa

"Ich freue mich sehr, dass Christian Wulff bereit ist, dieses Amt zu übernehmen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag (03.06.2010) in Berlin bei der Vorstellung Wulffs als Bundespräsidenten-Kandidat. Er sei ein Mensch, "der immer neugierig auf Menschen ist, der neues ausprobiert, der kreativ ist, der auf die Menschen zugeht". Er sei einem Wertesystem verhaftet. "Insoweit halte ich ihn für einen wunderbaren zukünftigen Bundespräsidenten", sagte Merkel.

FDP-Chef Guido Westerwelle nannte Wulff einen Mann mit einem "klaren inneren Kompass", der es verstehe, für alle Bürger da zu sein. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer sagte, das CSU-Präsidium habe einstimmig beschlossen, Wulff als Kandidaten für das oberste Staatsamt zu nominieren.

Wahltermin ist der 30. Juni. Die schwarz-gelbe Regierungskoalition verfügt in der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt, über eine Mehrheit. Wulffs Wahl gilt damit als sicher.

Kritik an von der Leyen

Ursula von der Leyen (Foto: AP)
Sie galt als Favoritin für das Amt: Ursula von der LeyenBild: AP

Tagelang hatte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen als Favoritin für das Amt des Bundespräsidenten gegolten. Medienberichten zufolge soll sich aber am Ende Widerstand gegen sie in der CDU formiert haben - und dort vor allem bei den Ministerpräsidenten.

Zum einen gelte sie zwar als unverzichtbar im Bundeskabinett, nicht nur mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen. Zum andern gebe es aber auch Bedenken, ob sie in der derzeitigen Krisensituation die richtige Kandidatin für das höchste Staatsamt sei.

Stimmen der Opposition

Die Grünen-Parteivorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir kritisierten die Entscheidung der Regierungsparteien: "Bundeskanzlerin Merkel hat die Chance vertan, auf die ernste Situation mit einer allseits respektierten Persönlichkeit an der Staatsspitze zu antworten, die auch über Lager- und Parteigrenzen hinaus strahlt und von der Bevölkerung breit akzeptiert wird." Stattdessen sei die Kandidatenauswahl "von machttaktischem und parteipolitischen Kalkül gekennzeichnet".

Auch die Vorsitzenden der Linken, Klaus Ernst und Gesine Lötzsch, sprachen sich gegen Wulff aus.

Mann der sanften Töne

Mit seinem Politikstil dürfte Wulff allerdings gut ins Schloss Bellevue passen: Knallhart zu polarisieren ist seine Sache nicht. Der 50-Jährige gilt eher als ein Mann der sanften Töne. Wulff ist seit 2003 Ministerpräsident. Der Jurist aus Osnabrück brauchte drei Anläufe, um Regierungschef in Hannover zu werden. Bei den ersten beiden Versuchen unterlag er dem späteren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Wulff ist CDU-Bundesvize und galt nach dem angekündigten Rückzug von Roland Koch aus Hessen und der Wahlschlappe von Jürgen Rüttgers aus Nordrhein-Westfalen als letzter verbliebener innerparteilicher Konkurrent von Kanzlerin Angela Merkel.

Wulff wäre nach Heinrich Lübke der zweite Katholik als Bundespräsident. Und er wäre der erste Präsident mit einer jungen Familie: Er hat mit seiner zweiten Ehefrau Bettina einen zweijährigen Sohn. Aus seiner ersten Ehe hat Wulff eine Tochter im Teenager-Alter.

Wulffs Nachfolger in Hannover

David McAllister redet vor CDU-Logo (Archivfoto: dpa)
David McAllister könnte Ministerpräsident von Niedersachsen werdenBild: picture-alliance/ dpa

In der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover wird voraussichtlich David McAllister das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen, wenn Wulff nach Berlin wechselt. McAllister wäre dann der jüngste Ministerpräsident in Deutschland. Der 39-Jährige ist seit sieben Jahren Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag. Vor zwei Jahren übernahm er bereits von Wulff den Landesvorsitz der CDU in Niedersachsen.

McAllister hat schottische Wurzeln - seine Mutter ist Deutsche, sein Vater ist Schotte. Geheiratet hat er im Schottenrock. Mit seiner Ehefrau hat er zwei Töchter.

Autor: Martin Schrader (rtr, afp, dpa)
Redaktion: Michael Wehling (kas)