1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IEA: Zwei-Grad-Ziel hart - aber möglich

16. November 2016

Die Energieversorgung ist im Umbruch. Laut der Internationalen Energieagentur zählen erneuerbare Energien zu den großen Gewinnern in den kommenden Jahren. Reicht das für die Pariser Klimaziele?

https://p.dw.com/p/2SnDE
Deutschland Jacobsdorf Windpark
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Der "World Energy Outlook" ist die Bibel der Energiewelt. Herausgegeben von der Internationalen Energie Agentur (IEA), zeigt er die Trends der Energieversorgung sowie Wege, um die Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.

Klimaabkommen bewirkt Erderwärmung um 2,7 Grad

Für die IEA ist das Klimaabkommen von Paris ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die globale Erderwärmung. Das Abkommen erfordere mehr Tempo zur sogenannten Dekabonisierung der Energiewirtschaft, zur effizienteren Nutzung von Energie und eine Energieversorgung mit weniger CO2-Ausstoß.

Zwar sind laut IEA die einzelnen Staaten mit den festgelegten Klimazielen auf dem richtigen Weg, diese reichten jedoch nicht annähernd aus, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Mit den angekündigten Maßnahmen würde laut IEA die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um etwa 2,7 Grad steigen.

Noch kein Ende von fossilen Energien

Die Zusagen der einzelnen Staaten für das Pariser Abkommen zeigen laut IEA zwar, dass die Ära der fossilen Brennstoffe noch nicht vorüber ist, die Experten gehen aber dennoch davon aus, dass durch staatliche Maßnahmen, verbesserte Energieeffizienz und weitere Kostensenkungen es einen klaren Trend zu einer erneuerbaren Energieversorgung gibt. Deren Anteil würde sich in den nächsten 25 Jahren verdoppeln.

Fatih Birol Direktor der IEA
Fatih Birol, Direktor der IEABild: Getty Images/AFP/L. Neal

Zudem baue Erdgas seine Rolle weiter aus, während die Anteile an Kohle und Öl im globalen Energiemix zurückgehen. "Wir sehen klare Sieger für die nächsten 25 Jahre. Das sind Erdgas, vor allem aber Wind- und Solarenergie. Sie ersetzen den Champion der letzten 25 Jahre, die Kohle", sagt IEA-Direktor Fatih Birol.

Nach der IEA-Prognose wird Gas in den nächsten Jahrzehnten im globalen Energiemix zulegen und die klimaschädliche Kohle ersetzen. Der Verbrauch von Kohle - der vor allem in China eine große Rolle spielt - wird voraussichtlich sinken. Der chinesische Kohleverbrauch habe bereits 2013 seinen Höhepunkt erreicht, so die Experten.

Etwas paradox ist: Laut Bericht wird die Ölnachfrage bis 2040 steigen, auch wenn der Anteil im globalen Energiemix insgesamt sinkt. Der Grund dafür: Besonders der LKW-Verkehr, die Luftfahrt und Chemieindustrie - denn hier gebe es noch einen Mangel an Alternativen.

Zwar soll sich die Zahl von PKW in den nächsten 25 Jahren verdoppeln, die Experten rechnen hier aber trotzdem mit einem sinkenden Ölbedarf - vor allem durch Effizienzverbesserungen, Biokraftstoffe und viel Elektromobilität.

Infografik CO2 Emissionen 2014

Sind die Pariser Klimaziele noch erreichbar?

Auf 682 Seiten beschreibt die IEA nicht nur die voraussichtliche Entwicklung der globalen Energieversorgung bis 2040, sondern auch die Herausforderungen, damit die Pariser Klimaziele erreicht werden und die Erderwärmung im Vergleich zum 19. Jahrhundert nicht über zwei Grad steigt oder besser: sie möglichst auf 1,5 Grad gehalten wird. Derzeit liegt die globale Temperaturerwärmung laut der Weltorganisation für Meteorologie bei 1,2 Grad Celsius.

In den vergangenen drei Jahren lag der globale Ausstoß von CO2 aus der fossilen Energienutzung bei rund 32 Gigatonnen pro Jahr. Um die Klimaziele noch zu erreichen, gibt es dringenden Handlungsbedarf nach "radikalen Strategien zur CO2-Minderung in allen Sektoren. Alle bekannten Technologien, Maßnahmen zur Regulierung und Verhaltensänderung müssten genutzt werden, wenn es eine realistische Chance zur Erreichen des 1,5 Grad-Ziels geben soll", heißt es im Bericht.

Wie dringend die Situation ist, erläutern die IEA-Experten anhand des Budgets für CO2-Emissionen, das die Energiebranche nach Berechnungen der Klimaforscher noch etwa hat: Bleiben die Emissionen auf heutigem Niveau, so könnte das Budget für das 1,5-Grad-Ziel schon in fünf Jahren aufgebraucht sein. Für die Unterschreitung von zwei Grad bliebe dem fossilen Sektor bei gleichbleibenden Emissionen noch etwa 26 Jahre Zeit. 

"Die Änderungen für das Energiesystem, die durch das beschränkte CO2-Budget impliziert werden, sind krass", heißt es im Bericht. Um die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, müssten jetzt sofort alle Optionen für eine CO2-Reduzierung eingeleitet werden, damit bis 2040 die Ziele erreicht würden. Aus heutiger Sicht seine die Ziele jedoch "kaum vorstellbar".

Demnach müssten bereits 2040 weltweit alle PKW mit Elektromotoren betrieben werden und auch zunehmend LKW und Busse auf Autobahnen mit Oberleitungen fahren. Auch müssten die CO2-Emissionen von allen Gebäuden in der Welt praktisch bei Null liegen. Dieses Ziel wird vor allem durch mehr Effizienz und erneuerbaren Energien erreicht.

Als Folge der zunehmenden Elektrifizierung, würde sich der Stromverbrauch im Vergleich zu heute laut IEA etwa verdoppeln und zu rund 90 Prozent mit Erneuerbaren Energien und Kernkraftwerken gedeckt. Den Rest würden dann vor allem Gaskraftwerke übernehmen, die zudem das CO2 -Abscheiden und unterirdisch speichern (CCS).