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"Wolken begeistern mich immer noch!"

15. Juni 2015

Meteorologe und Wettermoderator Sven Plöger über seine Arbeit und die Schwierigkeiten der Wettervorhersage.

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TV-Meteorologe Sven Plöger
Bild: picture-alliance
DW:
Herr Plöger, Wolken gehören zu Ihrer täglichen Arbeit. Wenn Sie morgens aufstehen und in den Himmel schauen - oder wenn Sie im Flugzeug sitzen und von oben auf die Wolken blicken: Können Sie diesen Anblick überhaupt noch ertragen?


SP:
Ja, ich brauche diesen Anblick. Der erste Blick morgens geht zum Himmel. Und wenn ich aus dem Flugzeug heraus schaue und diese richtig hohen Gewittertürme beobachten kann, dann klebe ich förmlich am Fenster. Also: Wolken begeistern mich immer noch richtig.


Wolken sind wie launische Diven, schwer berechenbar. Trotzdem sind Sie ein Wolkenfan. Warum?


Durch die Wolken sieht man ja überhaupt erst das Wetter. Wenn man immer einen blauen Himmel hätte, dann würde mancher sagen "schön, immer Sonnenschein", aber wir würden das Wetter gar nicht sehen können. Wetter bekommt durch Wolken verschiedenste Ausdrucksformen. Und die Wolken bringen im Endeffekt das, was wir am nötigsten brauchen, nämlich Regen - auch wenn wir ihn nicht immer mögen. Aber der Regen ist entscheidend. Er sorgt für das Leben in der Natur. Nur: Die Wolke entwickelt sich sehr schnell, löst sich sehr schnell wieder auf, bewegt sich, wandert; der Himmel sieht immer unterschiedlich aus. Und das ist für uns Wetterprognostiker ein Problem.

Wolkenforschung: Talk mit einem Wolken-Fan

Wenn wir mehr über die Zusammensetzung der Wolken wüssten, bis hin zum letzten Staubkorn oder Rußpartikel, würde Ihr Job mit der Wettervorhersage dann leichter?


Nein, die Meteorologie bleibt kompliziert: Die Vorhersage ist kompliziert, insbesondere die Entwicklung von Wolken vorherzusagen, ist schwierig - weil es ein kleinskaliges Problem ist. Sehr genaues Wissen über die Wolke zu haben, ist aber insbesondere gut für diejenigen Menschen, die sich mit der Modellentwicklung beschäftigen, mit Wettermodellen und mit Klimamodellen. Die Wettermodelle sind die Grundlage meines täglichen Geschäfts: Wenn das Modell sehr gut ist, weil die Klimaforscher die Natur in gute, geeignete mathematische Gleichungen übersetzt haben, dann kommt dabei ein guter Output heraus. Und wenn ich diesen Output als Meteorologe interpretiere, dann gibt es auch eine gute Vorhersage.



Wie muss ich mir das vorstellen: Ist die Wolkenentwicklung schwerer vorherzusagen als die Entwicklung von Temperaturen oder Wind?



Temperaturen sind am leichtesten vorherzusagen. Beim Wärmegehalt in der Atmosphäre, da sind wir sehr gut. Zwei Grad Abweichung, da sage ich schon: keine gute Prognose. Niederschläge sind deutlich schwieriger, weil sie mit den Wolken zusammenhängen. Sie sind kleinskalige Phänomene. In Klimamodellen kann man relativ gut sagen, über einen langen Zeitraum, den man statistisch auswertet: Wohin wandern in Zukunft die Regenregionen, wohin wandern möglicherweise die Vegetationszonen. Aber die unmittelbare Wolkenprognose bleibt wegen der Kleinskaligkeit weiterhin eine Herausforderung.



Welche Informationen brauchen Sie noch, damit eine Wolkenvorhersage präziser wird?



Man braucht sehr viele Informationen über die Details. Zum Beispiel: Wie entwickelt sich ein Wassertropfen? Das ist physikalisch sehr kleinräumig, aber sehr spannend. Die Aerosole sind ein großes Thema: Menschengemachte Aerosole, zusammen mit den natürlichen Aerosolen, machen die Wolke nämlich heller, verändern sie also in ihren Eigenschaften. So ein Wissen ist gut.



(Interview: Maria Grunwald)