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"Wolf Warrior II" Kassenschlager in China

Jose Qian
17. August 2017

Der chinesische Actionfilm "Wolf Warrior II" ist selbst manchen Chinesen zu nationalistisch. Trotzdem soll er im September auch in deutschen Kinos zu sehen sein. Jose Qian aus Shanghai.

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China Filmposter 'Wolf Warriors 2'
Bild: picture-alliance/dpa/R.Weihong

Der Actionfilm "Wolf Warrior II" hat seit dem Kinostart am 27. Juli 4,6 Milliarden Yuan bis Mitte August eingespielt (umgerechnet 575 Millionen Euro). Die Produktion hat nicht einmal 20 Millionen Euro gekostet. Zum Vergleich: Ein anderer Hollywood Blockbuster, der Science-Fiction-Film "Transformers The last Knight" von Michael Bay, konnte in China "nur" 1,5 Milliarden Yuan einspielen.

Chinas Staatsmedien, also Xinhua, Volkszeitung und CCTV, lobten einstimmig die Heldentaten des Protagonisten: "Der Kassenschlager erfüllt die ideologischen, ästhetischen und künstlichen Erwartungen des Publikums und wird vom Markt belohnt."

Nun soll der Film im September auch in deutschen Kinos gezeigt werden. In den USA erwies er sich als Flop. US-Filmkritiker bemängelten seinen krassen Nationalismus.

Rettungsaktion in Afrika

Die Handlung: Der ehemalige Elitesoldat Leng Feng gerät in Unruhen in einem nicht genannten afrikanischen Land. Er nutzt seine Spezialfähigkeiten und Beziehungen, um die chinesischen Geschäftsleute und deren Angehörige aus dem Land und auf ein chinesisches Kriegsschiff zu bringen.

China Filmposter 'Wolf Warriors 2'
575 Millionen Euro seit Kinostart am 28.07.2017 eingespieltBild: picture-alliance/dpa/R.Weihong

Für Zhu Dake, Kulturkritiker und Professor an der Shanghaier Tongji-Universität, ist klar, dass der Staat sich über den Erfolg des Films freut: "Die Filmaufsichtsbehörden sind begeistert, dass ein solch nationalistischer Film so erfolgreich am der Kinokasse ist. Früher mussten die Behörden solche Filmprojekte selbst finanzieren und noch die Zuschauer auf Staatskosten ins Kino einladen. Jetzt haben sie einen neuen Weg entdeckt", so Zhu im Gespräch mit der DW.

Nach chinesischen Medienberichten haben zahlreiche Schulen den Eltern empfohlen, sich den Film in den Sommerferien gemeinsam mit den Kindern anzuschauen, um sie "mit geistiger Nahrung zu versorgen". In einigen Kinos sollen die Zuschauer in der Schlussszene aufgestanden sein, um die chinesische Nationalhymne zu singen.

"Patriotische Leidenschaft"

Wu Jing, Regisseur und Hauptdarsteller, sieht den Hype um seinen Film mit großer Begeisterung. "Chinas Zuschauer haben zu lange auf einen Helden der Leinwand gewartet. Ich nutze die Marktlücke, um ihre patriotische Leidenschaft zu entzünden."

Literaturkritiker Zhou Huian kann sich dem Loblied nicht anschließen. "China wird im chinesischen Kino und in Fernsehserien zu oft als eine Großmacht dargestellt. Man liest im Internet, dass China heute Japan erobern könne, morgen die Imperialisten der USA in die Knie zwingen kann. Verlässt man die Kinosäle, geben sich die Zuschauer wieder von Realität geschlagen."

Zhou sieht außerdem negative Einflüsse durch den Konsum von übersteigerten nationalistischen Inhalten auf das gesellschaftliche Verhalten. Gerechtigkeit, Zivilcourage, Hilfsbereitschaft im Alltag würden durch solche Vorbilder nicht gefördert. Bei Kleinkriminellen werde zu oft weggeguckt.

Standbild aus 'Wolf Warriors 2'
Regisseur und Hauptdarsteller Wu JingBild: Koch Films

Soziale Unterschiede weggewischt

"Schizophren", resümiert Zhu. Der Film decke zwar am Anfang die Benachteiligungen sozial schwacher Gruppen auf. Am Ende werde aber doch das Loblied der Eliten gesungen. Genauso gespalten sei Chinas Gesellschaft. Die Bürger seien mit der Regierung höchst unzufrieden, erhoffen sich trotzdem Vorteile von ihr.

Regisseur Wu setzt dagegen in seinem Film auf die einigende Symbolkraft der Nationalflagge. Sobald die in Not geratenen Menschen in Sicherheit sind, ist die rote Flagge mit fünf Sternen zu sehen. In der Schlussszene führt der Hauptdarsteller seine Landsleute unter der Nationalflagge aus der Krisenregion heraus.

Prominent ins Bild gesetzt wird auch ein chinesischer Reisepass, mit folgendem - fiktiven - Aufdruck auf der Rückseite: "An die Bürgerinnen und Bürger der Volksrepublik China: Geraten Sie im Ausland in Gefahr, geben Sie nie auf. Denken Sie immer daran, dass ein starkes Vaterland hinter Ihnen steht."

Gegen diesen Aufdruck hat ein Rechtsanwalt aus Peking vergeblich Strafanzeige wegen "Urkundenfälschung" erstattet.  Er sah die Gefahr, dass Chinesen im Ausland sich in Gefahrensituationen tatsächlich auf die Aussagekraft des erfundenen Aufdrucks im Reisedokument verlassen könnten.

Filmposter 'Wolf Warriors 2'
Filmposter: "Wer China angreift, wird bestraft"Bild: picture-alliance/dpa/R.Weihong

"Nationale Stärke nicht nur durch Militär erreichbar"

Für Professor Zhu Dake ist es nur natürlich, dass Chinas gestiegener Nationalismus sich auch im Kino niederschlägt: "Der Wiederaufstieg des Nationalismus ist darauf zurückzuführen, dass China jahrzehntelang erniedrigt und als minderwertig stigmatisiert wurde. Nun will das aufsteigende Land auf alle möglichen Kanälen zeigen, dass es stark ist."

Stärke sei nicht nur mit der Wirtschaftskraft zu messen, fügt Zhu hinzu. China könne heute zwar alles kaufen, aber selbst mit einem starken Militär sei China noch kein starkes Land. "Auf das Selbstbewusstsein und die Stärke der Kultur kommt es an. Der Film übertreibt allerdings die Wirksamkeit militärischer Maßnahmen als Lösungsansätze in internationalen Konflikten. Das muss man ihm als Fehler ankreiden."