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Die Leibniz-Gemeinschaft

6. Juli 2009

Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Physiker, Historiker und Philosoph in einem. Der Universalgelehrte dient deshalb als Vorbild für die interdisziplinäre Arbeitsweise der Leibniz-Gemeinschaft.

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Eine Leibniz-Forscherin untersucht eine Beifuß-Ambrosia-Pflanze (Ambrosia artemisiifolia) - Foto: dpa
In Brandenburg wird die von Allergikern gefürchtete Beifuß-Ambrosia-Pflanze untersuchtBild: picture-alliance/ dpa

Wer erfolgreich Forschung betreiben möchte, braucht gut funktionierende wissenschaftliche Netzwerke und eine starke Lobby. "Vielen bundesdeutschen Instituten aber haben solche Verbände lange Jahre gefehlt", sagt Joseph Zens, Pressesprecher der Leibniz-Gemeinschaft. Was sie einte, war allein ein Platz auf der sogenannten "Blauen Liste", die besagte: Bund und Länder honorieren das hohe Arbeitsniveau dieser Einrichtungen mit einer gemeinsamen Förderung.

Von der losen "Blauen Liste" zum starken Forschungsnetzwerk

Blick in den Reinraum des Leibniz-Instituts für innovative Mikroelektronik IHP (Innovations for High Performance Microelectronics) - Foto: IHP
Innovative Mikroelektronik wird in Frankfurt/Oder entwickeltBild: IHP

Doch mit der politischen Wende 1989 wendete sich auch das Blatt für die Leibniz-Gemeinschaft. "Dann gab es plötzlich auch im Osten Deutschlands eine ganze Menge hervorragender Forschungseinrichtungen", erinnert sich Joseph Zens. Auf Empfehlung internationaler Gutachter und des deutschen Wissenschaftsrats, der die Bundesregierung berät, wurden viele von ihnen schließlich zur "Blauen Liste" hinzugenommen. Damit umfasste sie mehr als 70 Forschungseinrichtungen.

Ein Universalgelehrter als Namensgeber

Das Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik an der Universität Rostock nutzt LIDAR-Messungen - Foto: IAP
In Rostock erkunden Laserstrahlen die AtmosphäreBild: IAP

Recht schnell hätten all diese Institute erkannt, dass sie manches gemeinsam haben und zusammen mehr erreichen können, sagt Zens. Im Jahre 1992 wurde schließlich die "Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste" gegründet, ein Verein, der sich von 1997 an "Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz" nannte und seit 2002 als "Leibniz-Gemeinschaft" firmiert. "Leibniz", erläutert Joseph Zens, "hat über Statistik gearbeitet, über Mathematik, Chemie, Staatswesen." Der berühmte Forscher habe viele Interessen gehabt, er sei auf vielen Forschungsfeldern tätig und deshalb der ideale Namensgeber gewesen.

Leibniz-Forscher arbeiten anwendungsorientiert

Ein Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei IGB taucht in heimischen Binnengewässern - Foto: IGB
Berliner Gewässerokologen gehen auch unter WasserBild: IGB

86 Leibniz-Institute gibt es heute insgesamt in Deuschland. Ihre Ausrichtung ist so vielfältig wie die Interessen ihres Namensgebers, sie reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. So gehören zur Leibniz-Gemeinschaft beispielsweise das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main, das Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, das Berliner Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik und das Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Großbeeren und Erfurt.

Im Vordergrund steht dabei stets, Antworten auf wichtige gesellschaftliche Fragen zu geben. "Wir können nicht irgendwelche Orchideen einfach um der Orchideen willen erforschen", sagt Pressesprecher Joseph Zens. Denn Bund und Länder, die Förderer des Verbandes, erwarteten anwendungsorientierte Forschungsergebnisse. Daran arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Forschungseinrichtungen der Leibniz Gemeinschaft im gesamten Bundesgebiet.

Nachwuchsförderung wird groß geschrieben

Zeitgenössische Darstellung des deutschen Mathematikers Philosophen, Diplomaten, Physikers und Historikers Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) - Foto: picture-alliance / dpa
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)Bild: picture-alliance/ dpa

Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe, und sie kooperieren mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute mehr als 14.000 Menschen bei einem Jahresetat von über einer Milliarde Euro. Eines der erklärten Anliegen der Gemeinschaft ist die Nachwuchsförderung. Bereits seit 1997 werden herausragende Promotionen aus Mitgliedsinstituten mit einem Preis ausgezeichnet.



Autorin: Silke Bartlick
Redaktion: Svenja Üing