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Wirtschaftsmeldungen von Mittwoch, 21.11.2001

Andreas Becker21. November 2001
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Brüssel gibt grünes Licht für neuen Stahlgiganten

Die EU-Kommission hat am Mittwoch grünes Licht für die Fusion dreier Konzerne zum größten Stahlhersteller der Welt gegeben, zu dem auch die brandenburgische Eko Stahl GmbH gehören wird. Nach viermonatiger Prüfung durch die EU-Wettbewerbshüter erhielten der französische Eko-Stahl-Mutterkonzern Usinor, die luxemburgische Arbed und die spanische Aceralia unter Auflagen die Genehmigung zur Bildung des Mammutkonzerns NewCo Steel. Die Unternehmen müssten einige ihrer Betriebe abstoßen, davon seien die Eisenhüttenstädter Stahlarbeiter aber nicht betroffen, hieß es. Da neue Schwierigkeiten zwischen den Fusionspartnern auftraten, sollte allerdings untereinander neu über die Bedingungen der Fusion verhandelt werden.

Euroland schlittert an Rezession vorbei - Deutschland Schlusslicht

Die 12 Länder der Euro-Zone schrammen wahrscheinlich knapp an einer Rezession vorbei. "Der Abschwung wird voraussichtlich nicht so stark ausfallen wie in den USA. Es wird keine Rezession geben", sagte EU-Währungskommissar Pedro Solbes am Mittwoch in Brüssel. Besonders kritisch sieht die Kommission die Lage in Deutschland, das beim Wachstum und Defizit Schlusslicht ist. Im letzten Vierteljahr dieses Jahres werde die Wirtschaft im Euroland zwar schrumpfen, doch schon im ersten Vierteljahr 2002 werde sie wieder wachsen, heißt es in der Brüsseler Herbstkonjunkturprognose. Nach gängiger Rechnung gibt es eine Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei Quartalen hintereinander negativ ist.

MAN halbiert Gewinnerwartung - Stellenabbau geplant

Mit einem massiven Stellenabbau reagiert der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzern auf deutliche Gewinneinbußen und verschlechterte Ertragsaussichten. Bis Ende 2002 will der Konzern 6.000 Arbeitsplätze streichen, 2.000 mehr als bislang geplant. Das teilte die MAN AG am Mittwoch in München mit. Für das laufende Jahr halbierte der Konzern seine Gewinnprognose - die zweite Korrektur nach unten in diesem Jahr. Stärker als erwartet belastete der Bereich Nutzfahrzeuge das Konzernergebnis. Deutliche Einbußen zeigte auch der Sektor Maschinen- und Anlagenbau.

Über vier Millionen Arbeitslose in Deutschland erwartet

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland wird nach einer Prognose der EU-Kommission im Wahljahr 2002 auf über vier Millionen steigen. Dies geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Herbstprognose der Brüsseler Behörde hervor. Für 2003 geht die Kommission dann wieder von einer Erholung auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. Der Prognose zufolge werden 2002 in der Bundesrepublik durchschnittlich 8,2 Prozent der Arbeitskräfte ohne Beschäftigung sein.

Studie: Über 900 000 Stellen bei Mittelstand frei

Während Großunternehmen in Deutschland Tausende von Arbeitsplätzen abbauen, sind beim deutschen Mittelstand mehr als 900 000 Stellen frei. Eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte repräsentative Studie macht deutlich, dass die Unternehmen erhebliche Probleme haben, Personal zu finden. "Angesichts der gegenwärtig weiter steigenden Arbeitslosenzahlen wirkt diese Situation mehr als befremdlich", sagte Dresdner-Bank-Vorstand Joachim von Harbou. Der Mittelstand habe offensichtlich ein Imageproblem, denn viele fänden eine Anstellung in einem Großunternehmen attraktiver. Für die von der Dresdner Bank und dem Wirtschaftsmagazin "Impulse" in Auftrag gegebene Studie des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung wurden mehr als 1000 Unternehmer befragt.

Stimmung der Wirtschaft noch schlechter

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober erneut eingetrübt, was nach Einschätzung des Ifo-Instituts die konjunkturelle Erholung weiter verzögern wird. Der Geschäftsklimaindex sei für Westdeutschland sei mit 84,7 Punkten auf den tiefsten Stand seit acht Jahren gesunken, teilte das Münchener Ifo-Institut am Mittwoch mit. Analysten hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. Ifo-Volkswirt Gernot Nerb zufolge gibt es noch kein Anzeichen für eine Erholung in naher Zukunft. Wie viele Analysten erwartet Nerb weitere EZB-Leitzinssenkungen im nächsten Halbjahr.

Lufthansa: Positive Signale von Gewerkschaftsseite

Nach der Ankündigung von Entlassungen scheint Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen um das Lufthansa-Sparpaket gekommen zu sein. Ein Sprecher der Fluglinie sagte am Mittwoch, man habe positive Signale von Gewerkschaftsseite erhalten. Ein neuer Termin für Gespräche sei aber noch nicht vereinbart worden. Lufthansa hatte am Dienstagabend bekannt gegeben, Kündigungen für Mitarbeiter in der Probezeit einzuleiten und auch betriebsbedingte Kündigungen zu erwägen.

Deutschland verringert Rüstungsexporte um über 50 Prozent

Deutsche Rüstungsexporte haben sich im Jahr 2000 um 53 Prozent auf 1,3 Milliarden Mark verringert. Das teilte die Bundesregierung am Mittwoch nach der Zustimmung des Kabinetts zum 'Rüstungsbericht 2000' in Berlin mit. Der Anteil der Ausfuhr von Kriegswaffen am gesamten deutschen Export im vergangenen Jahr habe damit bei 0,11 Prozent gelegen. Einzelausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen und sonstige Rüstungsgüter wurden im Wert von 5,6 Milliarden Mark erteilt. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gesunken. Die Reduzierung ist auf eine erhebliche Verminderung der Genehmigungen für Exporte in so genannte Drittländer - Länder außerhalb der EU-, der NATO- und der NATO gleichgestellten Staaten - zurückzuführen.

Online-Umsätze im Einzelhandel sollen auch 2002 steigen

Die Online-Umsätze des deutschen Einzelhandels werden sich nach einer Prognose des größten Branchenverbandes im kommenden Jahr erneut deutlich erhöhen. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) teilte am Mittwoch mit, nachdem sich die Erlöse 2001 auf etwa 9,8 Milliarden DM fast verdoppelt hätten, werde für das kommende Jahr eine Steigerung auf 16,6 Milliarden Mark erwartet. Insgesamt werde der Warenvertrieb über das Internet mit einem Anteil von 1,6 Prozent am gesamten Einzelhandelsumsatz aber auch 2002 noch einen vergleichsweise geringen Stellenwert haben.

Vier Prozent weniger Übernachtungen im deutschen Gastgewerbe

Die deutschen Hotels und Pensionen haben im September vier Prozent weniger Übernachtungen verbucht als im gleichen Vorjahresmonat. Wie das Statistische Bundesamt (DESTATIS) am Mittwoch mitteilte, wurden im September 2001 in Herbergen mit mehr als neun Betten 33,8 Millionen Übernachtungen gezählt. Der Rückgang ist nach Ansicht der Statistiker aber nicht auf die Terroranschläge vom 11. September zurückzuführen. Vielmehr war das Jahr 2000 unter anderem wegen der Weltausstellung EXPO ein außergewöhnlich gutes Jahr für den Tourismus in Deutschland. Im Vergleich zum September 1999 ist die Zahl der Übernachtungen in Deutschland um 3,4 Prozent gestiegen.

BDI-Präsident für "dramatische Lockerung" des Kündigungsschutzes

Für eine "dramatische Lockerung" des Kündigungsschutzes hat sich der Präsident der Bundesverbands der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, ausgesprochen. "Das würde sofort dazu führen, das mehr Leute eingestellt werden", sagte Rogowski dem Magazin "Wirtschaftswoche". Zwar bestünde die Gefahr, "dass der eine oder andere wieder entlassen wird". Unterm Strich hätten aber mehr Menschen die Chance auf einen Arbeitsplatz.