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Ölförderung versandet

Steffen Leidel25. Februar 2009

Der kanadische Premierminister Harper will die riesigen Ölsandvorkommen seines Landes erschließen. Eine schmutzige und klimaschädliche Angelegenheit. Die Wirtschaftskrise könnte das Vorhaben stoppen.

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Schwarz, schwer und pechartig: kanadischer ÖlsandBild: AP

In der kanadischen Provinz Alberta war die Freude über den jüngsten Besuch des neuen US-Präsidenten Barack Obama zunächst nicht besonders groß. Der hatte sich nämlich im Vorfeld besorgt über die dortige umweltschädliche Ölgewinnung aus Ölsand geäußert. Alberta war einst verschlafen, bevor die Erdölvorkommen es zur Boomregion machten. Das Öl liegt dort aber nicht in reiner Form vor, sondern als Ölsand, einem Gemisch aus Sand, Ton und teerartigem Bitumen. Die kanadische Regierung will in den nächsten zehn Jahren eine Verdreifachung der Förderung erreichen. Nach Schätzungen von Experten hätte Kanada mit dem Öl aus dem Sand bis zu 175 Milliarden Barrel Öl an Reserven und könnte damit zur zweitgrößten Ölmacht nach Saudi-Arabien aufsteigen.

Kanada Parlamentswahlen Stephen Harper
Der kanadische Premier Stephen HarperBild: AP

Doch das Vorhaben ist nicht nur teuer, sondern auch klima- und umweltschädlich. "Um das Öl aus den Sänden zu gewinnen, braucht man drei Mal so viel Energie wie für die normale Benzin- und Dieselherstellung. Dadurch kommt es zu großen Treibhausgasemissionen", sagt Wolfgang Fischedick, Vizepräsident des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie. Außerdem würden riesige Mengen an Wasser benötigt. Nach den "wohltuenden Tönen" Obamas zur Klimapolitik hatte er gehofft, Obama würde bei seinem Besuch in Kanada kritische Worte finden für die Ausbeutung der Ölsände.

Obama rudert zurück

Obama hatte einen Wandel in der Klimapolitik versprochen. Im Wahlkampf hatte er versprochen, bis 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen um 80 Prozent unter das Niveau von 1990 zu drücken. Umweltschutzorganisationen in den USA hatten gefordert, Obama solle Kanada zum Verzicht auf diese Form der Energiegewinnung drängen. Doch dazu kam es nicht. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise müssten Initiativen zum Umweltschutz gegen wirtschaftliche Überlegungen abgewogen werden.

Ölsand in Kanada
Der Abbau von Ölsand ist eine schmutzige AngelegenheitBild: AP

Und so forderte Obama keinen Stopp der Extraktion von Rohöl aus Ölsand, in Alberta atmeten die Menschen auf. "Auch wenn die USA nach wie vor das meiste Öl aus dem Nahen Osten importieren, ist Kanada ein wichtiger Energielieferant für die USA. Es ist zum einen Nachbar, zum anderen politisch stabil und sicher", sagt Heino Elfert vom Energieinformationsdienst aus Hamburg. Mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper beschloss Obama, die Technik zur Eindämmung der Treibhausgase voranzutreiben. Das bei der Extraktion von Rohöl aus Ölsand entstehende Kohlendioxid soll dabei nach Möglichkeit in unterirdischen Lagerstätten aufgefangen werden.

Klimasünder Kanada

Allerdings schränkte Harper ein, es sei zu früh für beide Länder, über eine gemeinsame Strategie zur Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen zu sprechen. Diese Töne missfallen Fischedick. "Kanada ist eines der Länder, das in den vergangenen Jahren seine Treibhausgas-Emissionen nicht gesenkt, sondern stattdessen noch um fast ein Viertel seit 1990 gesteigert hat."

Doch nicht die Umweltschützer, sondern ausgerechnet die weltweite Rezession könnte Kanada auf einen umweltfreundlicheren Kurs zwingen. "Bei den derzeitigen Ölpreisen um die 40 Dollar pro Barrel und am Anfang einer weltweiten Wirtschaftskrise steht jede Investition zur Disposition", sagt Energie-Experte Elfert. Man brauche einen durchschnittlichen Preis von 80 bis 100 Dollar pro Barrel, um Öl aus dem Sand rentabel zu gewinnen. Und die Aussichten sind schlecht. "Die Internationale Energie-Agentur schätzt, dass der Verbrauch in diesem und nächsten Jahr fällt", sagt Elfert. Langfristig habe Kanada jedoch das Zeug zur Energiemacht. Ob dann aber Harper noch an der Regierung sein wird, ist ungewiss.