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Wirtschaft im Schoß der Familie

Ralf Jäckel26. November 2004

Die Konzerne in der Türkei sind meist in Familienbesitz und bieten von Autos über Tomatendosen bis zum Bankkonto fast alles an. DW-WORLD stellt die Top-Riege der türkischen Unternehmen vor.

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Boom am BosporusBild: AP

Koç

Das familiengeführte Firmen-Konglomerat ist der Schrittmacher der türkischen Wirtschaft. 1926 von Vehbi Koç als Handelsgesellschaft gegründet, wuchs es zum größten Industrieunternehmen des Landes. Mit einem Umsatz von 8,9 Milliarden Euro war Koç im Jahr 2003 für etwa fünf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Türkei verantwortlich. Der erzielte Nettogewinn: 219 Millionen Euro.

Die Automobil- und die Konsumgütersparte tragen den Hauptteil zum Geschäft bei. Zu Koç gehört neben dem größten Nutzfahrzeug-Hersteller des Landes, Ford Otosan, auch der türkische Top-Produzent von Haushaltsgeräten, Arçelik sowie Europas drittgrößter Fabrikant von TV-Geräten, Beko. Letzterer hatte Anfang 2004 den deutschen Traditionshersteller Grundig übernommen. Außerdem ist Koç in den Bereichen Energie, Lebensmittel, Touristik, Finanzdienstleistungen und IT tätig.

Koc-Logo
Logo der türkischen Koç-Firmengruppe

Die 96 Einzelunternehmen der Gruppe sind in der Koç Holding zusammengefasst. Die Aktien der Dachgesellschaft und weitere 14 Firmen werden an der Börse in Istanbul gehandelt. Die Marktkapitalisierung liegt bei etwa 3,6 Milliarden Euro.

Koç beschäftigt knapp 60.000 Menschen und hat Niederlassungen in 23 Ländern. Weltweit kooperiert die Firmen-Gruppe mit Konzernen wie den Autobauern Ford und Fiat sowie dem südkoreanischen Elektronikkonzern LG. Internationalisierung wird bei Koç groß geschrieben: Zurzeit baut das Unternehmen in Russland eine Fabrik für Spülmaschinen.

Sabancι

Sabancι ist das zweite Flaggschiff der türkischen Wirtschaft. Auch diese Firmengruppe befindet sich hauptsächlich in Familienbesitz. Im Gegensatz zu Koç ist die Sabancι Holding aber eher ein Finanzkonzern mit mehreren Handels- und Industriebeteiligungen.

Zum Geschäft von Sabancι (Umsatz 2003: 5,9 Milliarden Euro) trägt hauptsächlich die Akbank bei, die größte Privatbank der Türkei. Um die Abhängigkeit vom Finanzgeschäft zu verringern, sollen in Zukunft die Handelsketten (Carrefoursa) sowie die Sparten Energie, Lebensmittel und Chemie ausgebaut werden. Gemeinsam mit Koç will Sabancι künftig auch ins Mobilfunk- und Telekommunikationsgeschäft einsteigen.

Sakip Sabanci Industrieller Türkei,
Der verstorbene Firmen-Tycoon Sakip SabancιBild: dpa

Die Grundlage für das heutige Firmenimperium legte in den 1920er Jahren Haçi Ömer Sabancι mit dem Anbau von Baumwolle und der späteren Textilproduktion. Im April 2004 übernahm Güler Sabancι als erste Frau den Vorsitz der Holding, nachdem ihr Onkel, Firmenpatriarch Sakip Sabancι, gestorben war.

Die Holding umfasst 66 Unternehmen und hat 30.000 Beschäftigte. Der Nettogewinn lag im Jahr 2003 bei etwa 470 Millionen Euro. Sabançi ist mit Niederlassungen in zwölf Ländern präsent, die Produkte werden in die ganze Welt exportiert. Zu den internationalen Partnern gehören prominente Firmen wie Toyota, Phillip Morris, IBM, Bridgestone, Dresdner Bank und Carrefour.

Die Sabancι-Aktien sind an der Börse Istanbul gelistet. Der Streubesitz liegt bei 19,1 Prozent, der Rest ist, ähnlich wie bei Koç, in Familienhand. Sabancι Holding hat einen Börsenwert von 3,3 Milliarden Euro.

Doĝan

1950 von Aydιn Doĝan als gewöhnliches Handelsunternehmen gegründet, entwickelte sich die Doĝan Holding zu einem Konglomerat aus 125 Firmen, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind: Medien, Finanzen, Industrie, Tourismus, Telekommunikation und Energie. So hält Doĝan 50 Prozent an Petrol Ofisi, dem größten Tankstellennetzbetreiber der Türkei. Der Energiebereich ist der Hauptumsatzbringer von Doĝan. Den höchsten Gewinn wirft aber das Bankgeschäft ab.

Dogan Yayin Holding
Logo der türkischen Mediengruppe Doĝan Yayιn Holding

Auch die größte Mediengruppe des Landes gehört dazu: Die Doĝan Yayιn Holding. Sie betreibt fünf Fernsehstationen und gibt acht Tageszeitungen heraus. Die konservative "Hürriyet" ist eine der meistverkauften türkischen Zeitungen in Europa. International kooperiert das Unternehmen mit Medienkonzernen wie AOL Time Warner (CNN), Bertelsmann und Burda.

Die Doĝan Holding erwirtschaftete 2003 einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro und beschäftigt rund 13.500 Mitarbeiter. Der Nettogewinn lag bei 220 Millionen Euro. Die Aktien werden an der Istanbuler Börse gehandelt. 13,5 Prozent sind im Besitz der Doĝan-Familie.